FAZIT
Pro Tools 9 ist ein ungewöhnliches Update. Denn eigentlich sind viele Neuigkeiten bei genauerem Hinsehen gar nicht so neu. Natürlich ist die Unterstützung von Core-Audio und ASIO-Audio-Interfaces ein riesiger Schritt, die übrigen Neuheiten waren aber schon vorher da, wenn auch nur exklusiv für HD-Benutzer.
Weitere Wünsche vieler Pro-Tools-Nutzer, wie Offline-Bouncing oder eine Freeze-Funktion für Software-Instrumente bleiben aber nach wie vor unerfüllt. Im übrigen ist Pro Tools nach wie vor nicht in einer 64-Bit-Version verfügbar. In der Praxis würde das zwar nur bei der Arbeit mit großen Sample-Libraries helfen, aber die Konkurrenz ist da schon einen Schritt weiter.
Trotz dieser Kritik ist die Freigabe so vieler HD-Funktionen für das native Pro Tools ein riesiger Fortschritt. Mit einem Fingerstrich sind damit nahezu alle Frustrationen beseitigt, die ein LE-Benutzer bisher hatte. Mit anderen Worten: Mit einem Standard Pro Tools 9 lassen sich die allermeisten Aufgaben von normaler Musikproduktion bis zu mittleren Post-Production-Jobs gut erledigen, denn die Möglichkeiten sind nicht mehr künstlich klein gehalten.
Vielerorts wurde schon geäußert, dass HD-Benutzer, die damit um ihre teuer bezahlten Exklusiv-Funktionen gebracht werden, um ihre Wertanlage fürchten. Ich kann das für meinen Teil zumindest nicht bestätigen. Es gibt nach wie vor Exklusivität, zum Beispiel beim Thema kurze Latenzzeiten und verlässliche, skalierbare Leistung dank DSP-Karten. Im Übrigen sollte man sich davor hüten, Computer-basiertes Audio-Equipment als Geldanlage zu betrachten. Das ist bisher immer in die Hose gegangen. HD-Systeme gibt es ja nun auch schon seit 12 Jahren, und die meisten sollten steuerlich längst abgeschrieben sein.
Ich habe Pro Tools 9 nun bereits seit mehreren Monaten auf zwei verschiedenen Rechnern im Einsatz und bislang kaum Probleme damit gehabt. Ein wesentlich größeres Kompliment kann man einer Software kaum machen. Bugs in der Funktionalität sind schon deshalb unwahrscheinlich, weil viele Merkmale ja bereits unter HD zur Verfügung standen.
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Dieser gewaltige Einschnitt in die Pro-Tools-Produktpolitik wirft auch ein neues Bild auf die Konkurrenzsituation: Pro Tools kostet in etwa so viel wie Cubase und Digital Performer und etwas mehr als Logic und Sonar. Es ist also voll konkurrenzfähig. Vor diesem Hintergrund spricht für Pro Tools vor allen Dingen die Verbreitung. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Pro Tools weltweit in den meisten Studios zuhause ist. Viele bemühen dafür den Begriff «Studiostandard». Wer professionelle Ambitionen hat, ist mit Pro Tools sicherlich gut beraten.
PRO
CONTRA
TECHNISCHE DATEN
PREISE
Pro Tools 9: 499 €- Upgrade von LE: 222 €
- Upgrade von HD: 310 €
- Upgrade von M-powered: 310 €
- ASIO und Core-Audio-Support
- Delay-Kompensation für Basisversion
- Timecode Ruler für Basisversion
- volle Beat Detective Funktionalität für Basisversion
- Mehr Spuren, Busse und Inputs
- EuCon-Support
- Input-Monitoring unflexibel
- keine 64-Bit-Version