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Avid Sibelius 7 Test

Den Markt für professionelle Notations-Software teilen seit Jahren die beiden Platzhirsche Finale und Sibelius unter sich auf. Dem Produkt aus dem Hause Avid eilt dabei der Ruf voraus, es sei leichter zu bedienen als die Konkurrenz. Vor allem deshalb hat Sibelius in der letzten Zeit an Beliebtheit zulegen können. Jetzt liegt die Software in der Version 7 vor. Ist es Avid gelungen, die Benutzerfreundlichkeit des Programms noch einmal zu verbessern?

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Als professionelle Notations-Software richtet sich Sibelius in erster Linie an Komponisten und Arrangeure, die Partituren in druckreifer Qualität erstellen möchten. Dafür bietet das Programm umfassende Möglichkeiten zur Noteneingabe, zahlreiche Optionen zur Realisierung auch ungewöhnlicher Notationen und die Möglichkeit, das Ergebnis in den gängigen Druckformaten zu exportieren. Darüber hinaus erleichtert die Software die Erstellung von Auszügen für die Einzelinstrumente. Aber auch bei der Komposition selbst kann Sibelius hilfreich sein: Es enthält eine große Soundbibliothek, mit der sich die Partitur jederzeit hörbar machen lässt. Auch diese wurde in der neuen Version abermals erweitert – laut Hersteller besteht die Library zu 90% aus neu aufgenommenen Sounds – und bietet mit dem Avid Orchestra unter anderem Klänge eines eigens aufgenommenen Sinfonieorchesters.
Während die Konkurrenz mit schöner Regelmäßigkeit jährlich eine neue Version ihrer Software herausbringt, mit oft nur marginalen Änderungen, dauert es bei Sibelius meist etwas länger, bis eine neue Versionsnummer erscheint. Dafür haben es die Updates dann in der Regel in sich. Der Sprung zur Version 7 dürfte vielen Anwendern als besonders einschneidend erscheinen, denn die Software sieht nun komplett anders aus als zuvor. Ein bisschen Umgewöhnungszeit muss man also einkalkulieren. Da Sibelius schon in der Vergangenheit mit einer gut durchdachten Benutzerführung überzeugen konnte, darf man jedoch darauf bauen, dass die neuen Wege und Handgriffe schnell erlernt sind. 

DETAILS
Die meisten DAWs bieten eingebaute Notations-Editoren, die MIDI-Arrangements in Noten darstellen und drucken können – mit bisweilen durchaus ansprechenden Ergebnissen. Wozu also eine spezielle Software? Der einfachste Grund ist sicherlich, dass nicht jeder Komponist die Produktionswerkzeuge eines Sequenzers benötigt. Wer das Komponieren nach der klassischen Papier-und-Bleistift-Methode gelernt hat, für leibhaftige Musiker schreibt und den Computer nur als Noten-Schreibmaschine benötigt, kommt mit einem Notationsprogramm schneller zum Ziel als mit einem Sequenzer, der ja eigentlich für etwas völlig anderes gemacht ist. Außerdem gehen die Anforderungen an professionell gedruckte Noten noch immer über das Niveau hinaus, das die meisten DAWs bieten. Spezielle Notationsprogramme wie Sibelius stellen nicht die MIDI-Daten, sondern das Layout in den Vordergrund und können auch ungewöhnliche Notationen umsetzen, zu denen MIDI-Sequenzer wegen ihrer linearen Struktur nicht in der Lage sind. Zur Eingabe und Darstellung von Noten, Akkordsymbolen, Liedtexten und Grafiken gibt es jeweils mehrere, auf individuelle Bedürfnisse und Arbeitsweisen abgestimmte Prozeduren, die weit über das hinaus gehen, was ein MIDI-Sequenzer leisten kann. Nach getaner Arbeit lässt sich das Ergebnis druckreif als EPS, PDF oder Grafik exportieren und erfüllt die Anforderungen der Verlage für Druckvorlagen.
Somit ist Sibelius auch für Komponisten und Arrangeure interessant, die zwar für den kreativen Prozess und die Produktion eine DAW benutzen, aber dennoch die erweiterten Notationswerkzeuge einer speziellen Software benötigen.

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Konzept
Im Gegensatz zum langjährigen Marktführer Finale verfolgt Sibelius ein etwas anderes Konzept. In Finale lässt sich alles, wirklich alles, vom Benutzer definieren, millimetergenau einstellen und ausrichten. Das ermöglicht zwar eine hochpräzise Notation, wirkt aber bisweilen etwas „wissenschaftlich“ und kann in der Praxis durch langwierige und fummelige Layoutprozesse nerven. Sibelius nimmt dem Anwender vieles davon ab und sorgt mit seiner „Magnetic Layout“ genannten Funktion dafür, dass die Noten sofort gut aussehen, ohne dass man viel dafür tun müsste. Wer sich deshalb sorgt, mit Sibelius keine maßgeschneiderten, individuellen Notationen umsetzen zu können, darf jedoch beruhigt sein: Das Programm macht das so gut, dass die Ergebnisse allen professionellen Ansprüchen genügen. Mit seinem benutzerfreundlichen und „musikalischen“ Workflow, der vieles automatisch macht, ohne an den richtigen Stellen auf individuelle Einstellmöglichkeiten zu verzichten, hat Sibelius viele Freunde gefunden.
Zur Eingabe von Noten stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Neben der individuellen Eingabe per Maus, MIDI-Keyboard und Computertastatur, für die Sibelius über ein leicht erlernbares Verfahren verfügt, lassen sich MIDI-Files importieren und Live-MIDI-Einspielungen transkribieren. Mit den beiden mitgelieferten Programmen PhotoScore Light und AudioScore Light kann man vorhandene Notenblätter scannen und monophone Audiosignale – z.B. eine Flötenstimme oder ein Trompetensolo – transkribieren lassen. Im Anschluss kann man die Partitur um Details wie Artikulationen, Ausdruckszeichen, Dynamik und alle anderen Informationen ergänzen und Liedtexte, Akkordsymbole, Text und Grafiken hinzufügen. Auch hierfür stehen jeweils verschiedene, zum Teil automatische Verfahren zur Verfügung. Ist die Eingabe beendet, lässt sich die Partitur ins gewünschte Layout bringen, wobei alle Elemente an ihrem Platz bleiben und Kollisionen zuverlässig vermieden werden. Im Anschluss kann die Partitur gedruckt oder in verschiedenen Formaten exportiert werden.
Die automatische Erstellung von Auszügen für die Einzelinstrumente ist ein besonders praktisches Feature von Notationsprogrammen. Sibelius verfügt dafür über ein dynamisches Verfahren, das die einzelnen Parts in Tabs öffnet und Änderungen automatisch überträgt. Ein Part wird also nicht statisch extrahiert, sondern kontinuierlich an die in der Partitur vorgenommenen Änderungen angepasst. Partitur und Auszüge werden in der gleichen Datei gespeichert. Auch der klassische Export in einzelne Dokumente ist nach wie vor möglich.
Da sich die Erstellung einer großen Partitur mitunter lange hinzieht und verschiedene Versionen hervorbringt, bietet Sibelius eine eingebaute Versionenverwaltung. Verschiedene Zwischenstadien einer Arbeit lassen sich als Versionen im gleichen Dokument sichern, sodass die mühevolle Verwaltung und Datierung mehrerer Dateien ein Ende hat. 

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