Tremolo, ja oder nein?
Es gab sicherlich Phasen in der Musikgeschichte, in denen sich ein echter Metalhead ohne Tremolo-System erst gar nicht aus dem Haus gewagt hätte. Im Zeitalter des NewRocks sieht das etwas anders aus. Da das heutzutage „hippe“ Herunterstimmen der Saiten zur Erzeugung noch böserer, brachialerer Sounds in Verbindung mit einer Gitarre mit feststehender Brücke wesentlich einfacher erledigt ist, erfreuen sich entsprechend ausgestattete Instrumente in den letzten Jahren einer stetig wachsenden Beliebtheit. Was aber nichts heißen soll. Mit ein wenig Know-How kann man natürlich auch einer Gitarre mit Tremolo-System die „tiefen Töne“ beibringen. Doch mal ganz abgesehen vom Herunterstimmen: Ein Tremolo-System auf einer Gitarre ist sicher nicht unbedingt nötig, kann aber viel Spaß bereiten. Deshalb sollte man vor dem Kauf eines Instruments unbedingt in sich gehen und überlegen, ob man wirklich (k)eines braucht. Denn der nachträgliche Einbau ist so eine Sache!
Info: Grundsätzlich wird die Szene heute von zwei Tremolosystem-Typen dominiert: Dem oben abgebildeten Floyd-Rose Tremolo und Vintage-Style Tremolosystemen in den unterschiedlichsten Ausführungen.
Um den Unterschied zwischen den beiden Systemen klar zu machen, müssen wir ein wenig ausholen. In der Zeit bevor sich der smarte amerikanische Tüfftler Floyd Rose der Verbesserung der Stimmstabiltät von Tremolosystemen widmete, war ihr erfolgreicher Einsatz eine Art russisches Roulettespiel. Entweder man hatte Glück und konnte nach dem Gebrauch des Tremolos einigermaßen gestimmt weiterspielen oder die Gitarre war anschließend so verstimmt, dass man sie einpacken oder das Stimmgerät auspacken konnte.
Floyd hatte von derartigen Problemen die Nase voll und suchte konsequent nach den Schwachstellen herkömmlicher Tremolos. Schnell konnte er drei Hauptschuldige für die mangelnde Stimmstabilität ausmachen: Den Schlupf der Saiten im Bereich der Mechaniken, die Reibung in den Sattelkerben und die Reibung und die daraus resultierungen Rückstellungenauigkeit der Tremolo-Bridge. Durch die Entwicklung eines Klemmsattels, der eine Saitenarretierung ermöglichte und damit das Rutschen der Saite bzw. ihr Verhaken in den Sattelkerben beim “Tremolieren” verhinderte, nahm er die beiden erstgenannten Faktoren schon mal aus dem Rennen.
Das war noch eine relativ leichte Übung – zugegebenermaßen aber ziemlich genial. Bei der Bridge gestalteten sich die Umbaumaßnahmen schon etwas massiver. Floyd minimierte die Reibung indem er sein neues Tremolo an zwei in den Korpus geschraubte Bolzen lagerte. Die Bereiche der Brücke, die Kontakt zu den Bolzenschrauben hatten, schliff er zu Messerkanten, so dass die Auflageflächen und damit die Reibung massiv abnahm. Das Ergebnis war ein durchschlagender Erfolg.
Ein Problem gab es aber noch. Nach dem Schließen des Klemmsattels waren die Mechaniken nicht mehr zu gebrauchen. Bevor man Stimmen konnte, musste man zunächst die mit Inbusschrauben gesicherten Arretierungen lösen. Sehr, sehr unpraktisch. Also kam Floyd auf die Idee, dem Tremolosystem ihm Stil einer Violine, Feinstimmer zu spendieren – für jede Saite einen. Mit ihrer Hilfe ließen sich leicht verstimmte Saiten problemlos und schnell nachtunen. Das System hatte seine Marktreife erlangt.
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Auch moderne Vintage-Tremolos werden an zwei Bolzen gelagert. Geschliffene Messerkanten an der Grundplatte der Bridge minimieren die Reibung und sorgen so für einen verstimmungsfreien Betrieb. Tatsächlich funktiert das ganze so gut, dass die Stimmung auch krasse Einsätze unbeschadet übersteht – gerade, wenn man zusätzlich auf die Vorteile von Locking-Mechaniken (Mechaniken, mit denen sich die Saiten arretieren lassen) zurückgreift. Vorteil gegenüber Floyd-Rose Systemen ist, dass so auf einen Locking-Nut (Klemmsattel) verzichtet werden kann. Das wiederum erleichtert das Wechseln der Saiten.
Carlo LF sagt:
#1 - 12.10.2014 um 20:59 Uhr
Also dass man nur mit Humbuckern richtig rocken können soll, das ist ja wohl ausgemachter Blödsinn. Oder hat der Autor noch nie Jimi Hendrix, Jeff Beck oder David Gilmore gehört? Umgekehrt: die meisten Hörer vermeinten auf der ersten Led Zeppelin eine Les Paul zu hören. Tatsächlich hat aber Jimmy Page die Songs auf einer Telecaster eingespielt.