ANZEIGE

Basics – Mastering #1

DURCH HÖHEN UND TIEFEN – DIE KLANGREGELUNG
Eine häufige Unzulänglichkeit einer Mischung bezieht sich auf das Spektrum und äußert sich in Löchern oder Überhöhungen im Frequenzgang. Der Grund dafür ist selten Unvermögen des Mixing-Engineers, sondern eher eine unausgewogene Abhörsituation. So zu mischen, dass es im Studio gut klingt, ist eine verhältnismäßig einfache Aufgabe. Die Kunst ist es, die Produktion sowohl im Autoradio, auf der Heimanlage, über Kopfhörer als auch in der Zappelkiste über die große Clubanlage gut klingen zu lassen. Dies gelingt im Regelfall beim Mix nicht. Ein kleines, vereinfachtes Beispiel: Zwischen parallelen Wänden verliert eine bestimmte Frequenz (die aufgrund der Schallgeschwindigkeit als Welle eine bestimmte räumliche Ausdehnung besitzt) weniger an Energie als andere Frequenzen. Dies führt zu einer Überpräsenz und somit dazu, dass der Tontechniker – um einen guten Sound zu erlangen – an genau dieser Stelle eingreift. Natürlich kann man mit diesen Gegebenheiten umgehen lernen, doch dies benötigt enorme Erfahrung (und ist nicht ganz so einfach, wie man vielleicht glaubt). Weil Mixes auch auf kleinen Anlagen, zum Beispiel aus Fernseherlautsprechern, dem Radiowecker oder im (“normalen”) Autoradio funktionieren müssen, muss die zu transportierende Emotion und Information des Signals im Mittenbereich liegen: Viele Systeme übertragen so gut wie keine Bässe und auch nur sehr schwache Höhen. Die Musik muss dort trotzdem “funktionieren”!

Ohne erstklassige Abhörsituation geht es nicht.
Ohne erstklassige Abhörsituation geht es nicht.

Aufgabe des Mastering-Engineers ist es, derartige Fehler aufzudecken und wenn möglich zu korrigieren. Dazu ist neben dem “geeigneten” Menschen natürlich auch eine Abhörsituation notwendig, die in der Lage ist, diese Fehler aufzudecken. Und da liegt schon der Hase im Pfeffer: Um dies zu erreichen, sind nicht nur teure Boxen und Endstufen notwendig, sondern auch ein entsprechend akustisch optimierter Raum. Schnell ist ein Mastering-Studio alleine für diese Ausstattung bei einem Budget, das jenes für so manches Eigenheim locker übersteigt.
Zur Beseitigung der Fehler wird ein hochwertiger Equalizer verwendet. Da EQs unterschiedlich arbeiten (und klingen), gibt es in der Mastering-Regie meist mehrere Geräte. Der Grossteil der nötigen Änderungen wird mit EQs gemacht, die nach dem vollparametrischen Prinzip arbeiten, also bei wählbaren Frequenzen mit einstellbarer Enge das Signal anheben oder absenken können. Seltener (und eher zum Absenken als zum Anheben) werden Shelving-Filter benutzt, die ähnlich wie die Klangregler an der Stereoanlage arbeiten – also ab einer gewissen Frequenz (HiShelf) oder bis zu einer gewissen Frequenz (LoShelf) anheben oder absenken. Bei den im Mastering verwendeten Equalizern lassen sich jedoch diese “Grenzfrequenzen” einstellen.  Die aus dem Live-Bereich bekannten grafischen Equalizer kommen aufgrund der mangelhaften Flexibilität der einzelnen Bänder und dem schlechten Rauschverhalten nicht zum Einsatz. Einfach, aber hilfreich ist die Verwendung von Filtern. Diese schneiden Frequenzbereiche gänzlich ab, anstatt sie abzusenken. Der absolute Subbass ist oft musikalisch nicht relevant und kann abgeschnitten werden. Dazu werden Hochpass-Filter benutzt, üblicherweise mit recht geringer Flankensteilheit, um nicht zu viel Unfug im unbearbeiteten Signal anzustellen.

Mastering__5__01

Zu den edlen Analog-Entzerrern, die man in fast jedem Mastering-Studio findet, gesellt sich oft noch ein digitales Pendant (oder Plug-In), welches oftmals die bei der Bearbeitung entstehenden Phasenverschiebungen ausgleicht – und dadurch unauffälliger arbeitet. Im Mixdown wird den Einzelsignalen ihr Platz im Spektrum zugeordnet und der Pegel bestimmt. Mittels Equalizer kann der Mastering-Engineer nachträglich im Stereosignal Signale herausmodellieren oder ihren Charakter verändern. Beispiel: Klingt die Bassdrum zwar groß und mächtig, fehlt ihr aber die Durchsetzungskraft, kann durch gezieltes Hervorheben schmaler Frequenzbänder der Attackbereich verstärkt werden. Schliesslich ist ein EQ im Prinzip nichts weiter als ein frequenzabhängiger Verstärker.

Es liegt auf der Hand: Eine Summenbearbeitung ist immer eine Gratwanderung, denn natürlich wird man auch viele der anderen Signale ebenfalls verändern. Überlappen sich die Signale im Mix nur wenig, sind die Auswirkungen umso geringer. Viele EQs arbeiten vor allem dann besonders gut, wenn sie nur subtile Änderungen in der Frequenzdomäne vornehmen. Muss mit hohen Hüben gearbeitet werden, ist dies im Regelfall ein Hinweis darauf, dass ein eklatanter Fehler im Mix vorliegt. Selbstverständlich kann der Mastering-Engineer die Herausforderung annehmen und auch etwas tiefer in die Trickkiste greifen, doch heutzutage bietet sich oft die Möglichkeit, diesen Fehler im Mix nachträglich zu korrigieren. Wurde in einer DAW gemischt, sind es oft nur wenige Klicks, um im Mehrspurprojekt – bleiben wir beim oben genannten Beispiel – die Absenkung des Attackbereichs der Bassdrum zu deaktivieren und erneut zu bouncen. Manchmal müssen starke Eingriffe leider sein. Um die Artefakte durch den Equalizer gering zu halten, verwenden einige Engineers ein “Feathering”. Dies ist das Verteilen der Gesamtverstärkung auf mehrere unterschiedliche Geräte.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.