REFLEXIONEN UND IHRE EFFEKTIVE BEKÄMPFUNG Part #1
Erste Abhilfe kann zum Beispiel eine Formänderung des Raumes schaffen. Man verändert den Winkel einer Wand oder der Decke, indem man eine neue Fläche in einem anderen Winkel davor baut. So entsteht ein dem Trapez ähnliches Gebilde, das weniger parallele Flächen aufweist. Das könnte bautechnisch mit Holz oder beispielsweise Rigipsplatten geschehen. Die Hersteller dieser Baustoffe stellen im Internet einige Tipps zur Berechnung und zur technischen Durchführung kostenlos zur Verfügung. Zusätzlich dazu kann die Wand mit verschiedenen Baustoffen wie Bauschaum, Styropor oder Glaswolle gefüllt werden. Auch das verringert den Anteil sehr lauter Schallquellen, die nach außen oder nach innen dringen könnten. Beim aufwendigen Studiobau werden die Wände schwingend gelagert, damit möglichst keine Schallwellen durch Mitschwingen der Wand weitere Elemente mechanisch erregen können.
Auch bei den Lautsprecherherstellern findet die trapezförmige Bauweise übrigens seit einigen Jahren immer mehr Liebhaber. Fast jede Box hat von oben gesehen eine trapezähnliche Form oder eine abgerundete Rückwand. So vermeidet man in der Box das ungewollte Aufschaukeln von Eigenresonanzen und stellt die relativ gleichmäßige Wiedergabe eines bestimmten Frequenzbereichs in eine gewollte Richtung sicher. Neu ist die Formgebung allerdings nicht. Sie wird bereits seit Jahrhunderten in klassischen Konzertsälen angewendet. Man spricht in diesem Zusammenhang vom Einsatz sogenannter Diffusoren. Im Bühnenbereich versucht man, direkte parallele Wände zu vermeiden. Die Winkel der Decken sind oft so gehalten, dass sie Reflexionen möglichst gleichmäßig in den Zuschauerraum leiten. Noch bessere Ergebnisse erhält man im Übungsraum natürlich, wenn man zusätzlich eine zweite Wand im Winkel ändert und so weitere nicht-parallele Flächen schafft. Auch an einer Decke lässt sich durch das Aufhängen von Dekorationsplatten aus dem Baumarkt Vieles erreichen. Je mehr Aufwand man hier betreibt, desto weniger Reflexionen entstehen, die bei Aufnahmen Probleme machen könnten.
Wichtig ist aber, dass man bei all diesen bautechnischen Veränderungen nie die Statik, den Feuerschutz und die Sicherheit vergisst. Diese Sicherheitsfaktoren erhöhen natürlich auch die Kosten, die bei einem professionellen Studio in die manchmal erhöht scheinende Tagespauschale einfließen. Es ist also nicht nur die Technik allein, die den Mietpreis produziert.
REFLEXIONEN UND IHRE EFFEKTIVE BEKÄMPFUNG Part #2
Der zweite entscheidende Faktor für die Entstehung von Reflexionen ist die Oberflächenstruktur der Wände im Raum. Eine Glasoberfläche oder eine Kachelwand produziert mehr Reflexionen als beispielsweise eine Holz- oder Korkwand. Durch die Änderung der Oberfläche gibt es schier unendlich viele Möglichkeiten, verbessernd einzugreifen.
Eine einfache Lösung ist das Installieren von Moltonvorhängen an einer oder mehreren Wänden des Raumes, die dann vielleicht sogar per Schiene entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen flexibel eingesetzt werden können. Kork an den Wänden verrichtet einen ähnlichen Dienst und sieht im Studio meist auch noch sehr edel aus. Für kritische Stellen empfiehlt sich auch der bekannte Noppenschaum, der endlos viele kleine Pyramiden auf seiner Oberfläche hat. Je nach Höhe und Winkel dieser Minipyramiden eignen sie sich für die Absorbtion verschieden Frequenzen. Die Hersteller geben über solche Details natürlich Auskünfte, wobei der Einsatz dieses Werkstoffs bei großen Flächen sehr teuer werden kann.
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Sogenannte Eierkartons, wie sie auf dem Markt für die Lagerung und den Transport von Eiern benutzt werden, sind ein sehr kostengünstiger Werkstoff. Mit einem speziellen Kleber oder mit Schrauben lässt er sich leicht an den Wänden verarbeiten.
Eine große Schalldämmung nach außen hin bewirkt Eierpappe allerdings nicht.
Alternativ kann man auch aufgeschnittene Bambusstöcke verwenden. Auch mit ihnen erhält man eine gröbere Oberflächenstruktur, und sorgt so dafür, dass der Schall im Raum gebrochen wird. Geeignete Bambusstöcke gibt´s im Baumarkt als Balkonverkleidungen..
Aber auch Holzpanelen und kleine Dekovorhänge können eine große Hilfe sein. Alles, was den Schall bricht und ihn nicht direkt reflektiert, sorgt für Verbesserung. Der Fantasie sind da eigentlich keine Grenzen gesetzt. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Dekopalme oder großen, aufgehängten Dekotüchern?
Diese Maßnahmen nennt man Entkopplung eines Raumes. Sie tragen auch wesentlich dazu bei, dass weniger Schall von außen nach innen und umgekehrt dringt.
Das ist wichtig in Wohngebieten oder in einem Industriegebiet, damit die Arbeit nicht zeitlich beschränkt werden muss und reibungslos ablaufen kann. Akustische Schwachstellen sind aber auch Türen und Fenster.
Man sollte also vorher eine Art Machbarkeitsanalyse durchführen, um festzustellen, ob sich eine Investition in die bauliche Substanz wirklich lohnt.
Aber Vorsicht bei all diesen Aktionen: Das Ziel ist nicht ein akustisch toter Raum, sondern eine klangliche Bereicherung.