Wie bereits in der letzten Folge angekündigt, geht es heute ein zweites Mal um das Zusammenspiel mit der Bassdrum. Im vorangegangenen Teil haben wir die Akzente der “tiefen Trommel” gedoppelt, um Druck zu erzeugen. Heute verfolgen wir hingegen einen anderen Ansatz, der etwas mehr Leichtigkeit und Luftigkeit verspricht: Wir gehen der Bassdrum “aus dem Weg”. Eleganter ausgedrückt könnte man sagen: Wir ergänzen ihr Spiel bzw. verzahnen uns mit ihr zu einem größeren Ganzen. Dieses Konzept findet sich vor allem in Stilistiken wie Funk, R&B, Pop etc.
Bass und Bassdrum: Den kleinsten gemeinsamen Nenner finden
Als erstes wählen wir uns wieder einen einfachen Drumbeat aus, der uns als Basis für unsere Experimente dienen soll. So klingt er:
Die Bassdrum spielt hierbei auf den Zählzeiten 1, 3 und 3+ innerhalb des Taktes.
Auch wenn es bekanntlich stets unser erster “bassistischer” Reflex ist, diese Akzente auch an unserem Instrument zu imitieren, wollen wir ihnen dieses Mal ganz bewusst ausweichen!
Lediglich einen kleinsten gemeinsamen Nenner behalten wir zunächst – nämlich die Zählzeit 1. Sie ist unser Start- und Landepunkt in jedem Takt!
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Bass und Bassdrum: Akzente erweitern
Nun können wir den Raum der Zählzeit 1 bis zur 2 nutzen, um unsere Bassline etwas aufzupeppen, aber ohne dabei den Drums in die Quere zu kommen. Sowohl die weiteren Bassdrumschläge wie auch die Snare auf der 2 und der 4 bleiben von uns unberührt:
Bass und Bassdrum: Akzent vorbereiten
Ähnlich wie im vorherigen Teil dieser Reihe bereiten wir als nächstes nun die Zählzeit 1 vor und nutzen dafür die Lücke ab der 4. Erneut ergänzen wir den Drumbeat, haben aber auch hier wieder nur die erste Zählzeit gemeinsam.
Bass und Bassdrum: Akzent antizipieren
Richtig interessant wird es nun, wenn wir uns um die beiden Bassdrum-Akzenzte auf der 3 und der 3+ kümmern. Diese antizipieren wir nun ebenfalls um eine Sechzehntel, nehmen sie also vorweg, so wie wir es im letzten Teil gelernt haben.
Dadurch verzahnen wir unsere Bassstimme mit dem Drumgroove und bilden mit ihm schon fast ein fortlaufendes Raster aus Sechzehnteln, ohne dabei allerdings bestimmte Akzente zu doppeln. Auf diese Weise entsteht so etwas wie ein konstantes Frage-und-Antwort-Spiel aus Bass und der Bassdrum auf der 3 und der 3+.
Das ist schon ziemlich funky und in unzähligen Grooves von James Brown, Prince etc, zu hören. Im Vergleich zum Ansatz des letzten Workshops, in welchem wir die Bassdrum gedoppelt haben, ergibt sich hier weniger Druck, dafür kann der Groove jedoch mehr atmen und alles klingt etwas luftiger.
Gehen wir nun aber noch einen Schritt weiter und verzichten auch noch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner!
Bass und Bassdrum: Maximale Verzahnung
Mit dem Aufkommen der Stilistik Neo Soul mit Künstler:innen wie Erykah Badu, D’Angelo oder Meshell Ndegeocello wurden die Grenzen der Möglichkeiten von Rhythmusgruppen abermals verschoben. Mitunter schienen Bass und Drums sogar rein gar nichts mehr miteinander zu tun zu haben – aber trotzdem klang und klingt es unfassbar cool!
Daher lösen wir uns im zweiten Takt nun auch noch von der Zählzeit 1 und haben dann keinerlei Gemeinsamkeiten mehr mit Bassdrum oder der Snare. Das einzig verbindende Element bleibt die konstante Achtel-Hi-Hat:
Zugegeben, das ist gerade am Anfang ganz schön schwierig, aber wenn man es mal mit dem Kollegen am Schlagzeug ausprobiert und merkt, wie so ein Groove richtig ins Rollen kommt, wird man auch entsprechend belohnt!
Die “Prince-Formel”
Nein, eine solche Formel gibt es natürlich nicht wirklich, aber dieser Ansatz ist einfach in zahlreichen Songs des am 21. April 2016 verstorbenen Großmeisters zu hören. Die Verzahnung mit den Drums ist dabei nicht so extrem wie im letzten Beispiel, sondern eher von viel Luft und Raum geprägt.
Zumeist handelt es sich um eine zweitaktige Phrase. Takt 1 ist dabei “normal” und spielt nach den üblichen Regeln, welche wir gerade gelernt haben. Takt 2 wird dann bis auf eine fette 1 nahezu komplett den Drums und den anderen Instrumenten überlassen:
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas!