Bass lernen für Anfänger (Teil 7): Die wichtigsten Fingersätze für E-Bass

In dieser Workshopfolge unserer Serie “Bass lernen für Anfänger” geht es nicht um spezielle Tonleitern, Arpeggios oder dergleichen, sondern um drei verschiedene Archetypen an Fingersätzen (engl. Fingerings), die am E-Bass Verwendung finden. Diese lassen sich dann wiederum auf das genannte Tonmaterial anwenden. Welche der drei Fingersätze man wählt, hängt von unterschiedlichen Faktoren bzw. Situationen ab. Hier gibt es kein “richtig” oder “falsch”, kein “besser” oder “schlechter”, stattdessen gibt es für jeden Fingersatz zu jeder Zeit verschiedene Pro- und Contra-Argumente, warum er in einer bestimmten Situationen die beste Wahl sein kann – oder eben nicht.

Bass lernen für Anfänger (Teil 7): Die wichtigsten Fingersätze für E-Bass
Inhalte
  1. Warum gibt es verschiedene Fingersätze für E-Bass?
  2. Hier sind unsere drei Fingersatz-Kandidaten:
  3. Fingersätze für E-Bass – der Kontrabass-Fingersatz
  4. Praktisch: Pentatonik mit Kontrabass-Fingersatz spielen
  5. Fingersätze für E-Bass – 1 Finger pro Bund (auch: “4 Finger – 4 Bünde”)
  6. Fingersätze für E-Bass – Spreizfingersatz

Warum gibt es verschiedene Fingersätze für E-Bass?

Warum existieren eigentlich überhaupt verschiedene Fingerings für E-Bass? Kann man nicht nur mit einem Fingersatz Bass spielen?
Der Grund dafür liegt darin, dass wir zu jeder Zeit möglichst ökonomisch und entspannt spielen wollen, so dass wir uns voll auf unsere Musik konzentrieren können und nicht unnötig mit der Spieltechnik zu kämpfen haben. Da Musik aber nun einmal vielfältige spieltechnische Herausforderungen für uns bereithält, wäre dies mit nur einem einzigen Fingersatz kaum zu bewältigen. Tatsächlich kann man je nach Situation sogar unterschiedliche Fingersätze im Laufe desselben Songs einsetzen.

Hier ist eine kleine Auswahl an Kriterien, die für unterschiedliche Fingersätze in unterschiedlichen Situationen sprechen:

  • Komplexität der Bassline
  • Anzahl der Bünde, die die Bassline umfasst
  • Tempo/Geschwindigkeit
  • Anzahl an Artikulationen, z. B. Hammer-Ons, Pull-Offs, Bendings, etc.
  • individuelle Anatomie: Wir alle haben unterschiedlich große Hände, nutzen aber das gleiche standardisierte Instrument. Hierdurch werden zwangsläufig individualisierte Lösungen erforderlich.
  • persönlicher Geschmack (oft ebenfalls bedingt durch Anatomie): Bleibe ich lieber in einer Lage und spreize die Finger? Oder mache ich es mir bequem und verwende mehrere Lagenwechsel?

Hier sind unsere drei Fingersatz-Kandidaten:

Fingersätze für E-Bass – der Kontrabass-Fingersatz

Die Mensur eines Kontrabasses ist einfach verdammt lang, bei ¾ oder ganzen Bässen beträgt sie deutlich über einen Meter! Daher kann man mit seinen Fingern lediglich eine Spanne von drei Halbtönen in einer Lage abdecken, wenn man nicht gerade übergroße Hände sein Eigen nennt. Beim Kontrabass-Fingersatz greift der Zeigefinger den ersten, der Mittelfinger den zweiten und Ring- UND Kleiner Finger als eine Einheit den dritten Halbton.

Kontrabass-Fingersatz am Upright Bass
Kontrabass-Fingersatz am Upright Bass

Den Kontrabass-Fingersatz kann man aber auch auf dem E-Bass einsetzen, selbst dann, wenn man seine Hände noch nie an einen Kontrabass gelegt hat. Möchte man den Kontrabass-Fingersatz auf dem E-Bass benutzen, müssen wir auf dem Griffbrett drei Bünde mit vier Fingern der Greifhand greifen.

Der Kontrabass-Fingersatz hat vor allem zwei Vorteile: Die Hand ist absolut entspannt und muss sich nicht strecken, d. h. wir können für lange Zeit mühelos spielen – vor allem in den tiefen Lagen! Artikulationen wie Hammer-Ons, Pull-Offs, Bendings, Shakes etc. fallen einem dadurch wesentlich leichter, da man mehr Hebelwirkung erzielen kann, wenn die Finger nicht gespreizt sind.

In Basslines aller Stilistiken finden sich bestimmte Töne mit auffallender Häufigkeit: Grundton, Quinte, kleine Septime, Oktave, kleine Terz etc. sind feste Bestandteile des bassistischen “Brot und Butter”-Bassspiels: Diese Töne liegen allesamt perfekt in dem drei Bünde umfassenden Bereich – und den können wir mithilfe des Kontrabass-Fingersatzes perfekt bedienen. Warum also sollten wir uns also die Sache unnötig schwer machen?

Hier findest du den Fingersatz sowie ein paar Grooves aus verschiedenen Stilistiken, die sich komplett in einem drei Bünde umfassenden Bereich bewegen und die eben genannten Töne nutzen:

Praktisch: Pentatonik mit Kontrabass-Fingersatz spielen

Pentatonische (also fünftönige) Tonleitern sind gerade in Rock, Blues, Soul, Funk etc. meist die erste Wahl für Basslines, allen voran die Moll-Pentatonik. Diese lässt sich sehr gut mit dem Kontrabass-Fingersatz spielen. Hierfür ist lediglich ein Lagenwechsel mehr erforderlich als bei der “1 Finger pro Bund”-Variante (siehe nächster Punkt), um eine sehr bequeme Anordnung von Ganztönen zu erhalten. Auf diese Weise ist man viel relaxter in der Greifhand. Artikulationen, welche für die nötige stilistische Authentizität sorgen, lassen sich daher viel besser einbauen.

Hier sind beide Fingersätze im Vergleich:

Fingersätze für E-Bass – 1 Finger pro Bund (auch: “4 Finger – 4 Bünde”)

Der Name ist Konzept: Jeder Finger greift bei diesem Fingering einen Bund, sodass sich eine Spannweite von vier Bünden ergibt. Zugegeben: Das fühlt sich zwar nicht ganz so relaxt an wie der Kontrabass-Fingersatz.

Artikulationen fallen hier etwas schwerer, dafür erreicht man aber auch mehr Töne und kann sich sehr elegant und fließend horizontal und vertikal über das Griffbrett bewegen. Dieser Fingersatz eignet sich hervorragend für Tonleitern, die Dur-Pentatonik sowie Arpeggios:

Hier sind drei Beispiel-Basslines mit dem “1 Finger pro Bund”-Fingersatz:

Fingersätze für E-Bass – Spreizfingersatz

Der Exot unter unseren drei Kandidaten ist der sogenannte Spreizfingersatz, daher werde ich ihn hier auch nur kurz anreißen. Die Meisten von uns werden ihn wohl selten bis nie benötigen, und tatsächlich findet er sich häufiger bei Gitarristen, wo die Spreizung aufgrund der kürzeren Mensur etwas weniger anstrengend ist.

Der große Vorteil des Spreizfingersatzes liegt bei einem größeren Tonumfang, bevor man einen Lagenwechsel ausführen muss. Dies kann hilfreich sein, wenn die Situation einmal spieltechnisch komplex wird.

Das Spreizen der Finger ist aber vor allem in den tiefen Lagen schon eine richtige Herausforderung. Und: Je tiefer man den Bass am Instrumentengurt vor dem Körper hängen hat, desto größer wird auch die technische Hürde, die es zu überwinden gilt. Ab einer bestimmten (individuell unterschiedlichen) Gurtlänge wird dieser Fingersatz schier unmöglich!

Am besten lernt man den Spreizfingersatz anhand einer Dur-Tonleiter: Hier deckt man fünf anstelle von vier Bünden (= drei Ganztöne) auf einer Saite ab:

Viel Spaß mit den unterschiedlichen Fingerings für die Greifhand und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt

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