Manche Artikel schreibt das Leben selbst: Neulich verliebte ich mich spontan in einen neuen Fender Vintera II 50s P-Bass und musste ihn notgedrungen mit nach Hause nehmen. Der fette Hals, die große Sattelbreite und überhaupt der ganze Vibe des Basses ließen mich zu dem Schluss kommen, dass er mein fester Kandidat für Flatwound-Saiten werden soll. Bisher habe ich die geschliffenen Saiten bei Bedarf immer mal auf einen meiner Bässe aufgezogen, um sie dann wieder zu wechseln – auf Dauer wirklich nervig! Neben den Saiten möchte ich aber auch noch ein paar weitere Dinge am Bass modifizieren und mir eine Art „James Jamerson Funk Machine“- Gedächtnis-Bass zusammenstellen. Dazu sind noch die entsprechende Verkabelung inklusive Vintage-Kondensator sowie der passende Tonabnehmer nötig. Ob das alles was bringt? Sind all diese Maßnahmen das Geld wert? Keine Ahnung, finden wir es heraus!
- Ausgangslage
- Building The James Jamerson Funk Machine: LaBella Flatwound Saiten
- Building The James Jamerson Funk Machine: Allparts P-Bass Wiring Kit
- Building The James Jamerson Funk Machine: Fender 63s Pure Vintage P-Bass Pickup
- Aufwand Umbau
- Building The James Jamerson Funk Machine: Soundbeispiele (Video)
- Fazit
Ausgangslage
Kurz zur Zielsetzung: Der „James Jamerson Funk Machine“-Gedächtnis-Bass bezieht sich natürlich auf den legendären Bassisten James Jamerson, der mit seinem 62er Fender Precision Bass entscheidend den Sound des Motown-Plattenlabels prägte, welches für zahllose frühe Soul- und Funk-Hits verantwortlich zeichnet. James Jamersons legendäre P-Bass wurde auch „The Funk Machine“ genannt und gilt sozusagen als der „Gold Standard“ bei Vintage P-Bass Sounds.
Nun ist ja mein Fender Vintera II 50s P-Bass quasi ein Nachbau der Generation VOR dem Bass von Jamerson. Warum also nicht gleich den Vintera II 60s P-Bass kaufen? Nun, der 50s gefällt mir einfach optisch wie auch vom Spielgefühl besser. Der fette Hals und die 44mm Sattelbreite sind zwar brutal, aber auch brutal cool – zumindest für mich!
Building The James Jamerson Funk Machine: LaBella Flatwound Saiten
Die erste Maßnahme sind natürlich Flatwound-Saiten. James Jamerson spielte Saiten aus dem Hause LaBella – folglich nehme ich die natürlich auch! Es gibt sogar ein James Jamerson Signature Set, dieses hatte ich aber schon einmal und war tatsächlich nicht so begeistert davon. Vor allem die E-Saite gefiel mir damals nicht. Daher habe ich mich für die Standardstärke von 0.45 – 105 entschieden.
Wir haben erst kürzlich einen Artikel veröffentlicht, in dem wir Roundwound- und Flatwound-Saiten auf demselben Bass vergleichen. Daher verzichte ich in diesem Artikel auf Klangbeispiele zu diesem Thema. Sonst wird es irgendwann unübersichtlich.
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Building The James Jamerson Funk Machine: Allparts P-Bass Wiring Kit
Das Kit kommt mit zwei stoffummantelten Kabeln, zwei Potis, einer Buchse und einem Orange Drop Kondensator. Letzterer soll eine klangliche Aufwertung im Vergleich zu dem ab Werk verbauten Kondensator liefern und auch einen Hauch „Vintage“ ins Spiel bringen. Wir werden sehen.
Die Kabel reichen gerade mal so aus, um die hochwertigen Buchse und Potentiometer der amerikanischen Marke CTS zu verdrahten. Das war es aber auch schon. Möchte man zum Beispiel noch das von der Brücke kommende Masse-Kabel ersetzen, schaut man hier in die Röhre. 10 oder 15 cm mehr Länge wären zu dem Preis von circa 30,- Euro schon wünschenswert. Hier wird meiner Meinung nach an der falschen Stelle gespart.
Building The James Jamerson Funk Machine: Fender 63s Pure Vintage P-Bass Pickup
Fender hat ja so einige Tonabnehmer zum Austausch im Programm. Da ich aber up- und nicht downgraden möchte, kommen für mich eigentlich nur zwei Kandidaten infrage: Der 62 Custom Shop und der 63 Pure Vintage Pickup.
Fender macht bezüglich der Unterschiede zwischen den beiden leider so gut wie gar keine Angaben. Alles was man bekommt, sind generische Marketing-Texte. Aus den wenigen technischen Angaben kann man folgenden Schluss ziehen: Der 62 Custom Shop ist wahrscheinlich etwas neutraler, der 63 Pure Vintage färbt etwas mehr bzw. ist etwas „dreckiger“. Da ich ja bewusst in Richtung „Vintage“ und „Dreck“ gehen möchte, habe ich mich daher für Letzteren entschieden.
Natürlich gibt es noch jede Menge andere Anbieter für Replacement-Pickups, und nicht wenige davon sind sicherlich von hervorragender Qualität. Meine persönliche Erfahrung ist aber, dass man einem Fender-Bass dadurch häufig etwas von seinen Sound-Genen nimmt. Es klingt einfach nicht mehr wirklich nach „Fender“. Dies ist nicht wertend gemeint, sondern nur im Sinne eines Unterschieds. Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen, in der Fender-Produktlinie zu bleiben.
Aufwand Umbau
In diesem Fall ist der Aufwand relativ gering. Man tauscht nur bestehende Teile durch neue aus. Zusätzlicher Platz im Instrument wie zum Beispiel durch eine 9V-Batterie oder Aktiv-Elektronik ist nicht erforderlich.
Lediglich mit einem Lötkolben sollte man schon umgehen können! Da ich das definitiv nicht kann, habe ich den Job abermals einen Freund von mir überlassen. Natürlich kann man auch einen Gitarrenbauer oder eine Fachwerkstatt aufsuchen. Solide Löt-Fähigkeiten reichen aber vollkommen aus. Dem Allparts P-Bass Wiring Kit liegt ein Schaltplan bei, hier sollte also auch nichts schief gehen. Zudem kann man sich sicherheitshalber ein Foto von der Originalschaltung machen.
Building The James Jamerson Funk Machine: Soundbeispiele (Video)
Im Video stelle ich immer drei Beispiele gegeneinander: Originaler Zustand – mit Allparts Wiring Kit – mit Allparts Wiring Kit und Fender 63s Pure Vintage Pickup. Auf diese Weise kann man gut hören, welche Maßnahme was bewirkt oder eben auch nicht.
Fazit
Das Fazit in einem Satz zusammengefasst: Klein, aber fein! Vom Ausgangspunkt bis zum Endpunkt liegen sicherlich keine Welten. Dennoch sind die Unterschiede sehr gut wahrnehmbar. Gerade das Wiring Kit mit dem Orange Drop Kondensator hat mich überrascht. Vor allem bei relativ weit oder komplett zurückgedrehter Tonblende sind mit dem Kit doch deutlich mehr Luft, Dynamik und fette Mitten zu hören.
Der 63 Vintage Pickup klingt einfach noch etwas komplexer, eleganter und transparenter als der im Vergleich etwas ungehobelt wirkende Stock-Pickup des Fender Vintera II 50s P-Basses. Dies hört man aber wirklich erst im direkten Vergleich. Ab Werk macht der Vintera auch so schon viel Spaß!
Insgesamt belaufen sich die Kosten für den Tonabnehmer und die neue Elektronik auf circa 180,- Euro. Dies ist sicherlich kein Schnäppchen, bleibt aber auch noch im Rahmen. Manch andere Firmen rufen durchaus das Doppelte nur für einen Tonabnehmer auf. Falls man selbst (oder Bekannter etc.) halbwegs geschickt mit einem Lötkolben umgehen kann, fallen für den Umbau auch keine weiteren Kosten beim Gitarrenbauer an. Insgesamt kann ich sagen, dass sich die Investitionen für mich gelohnt haben. Das darf aber wie immer jeder selbst für sich entscheiden!
Ach ja, noch eine Info zum Schluss: Natürlich gehört zum originalen Jamerson-Sound auch ein Schwamm o.ä., der die Saiten an der Brücke abdämpft. Mir war es jedoch wichtig, die Komponenten des Instruments an sich erst einmal mehr in Richtung Vintage-Sound zu trimmen – die gängigen Muting Tools kann man später immer noch ausprobieren!
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt