Jeder von uns kennt sicher das Problem: Man besitzt einen Bass, mit dem man eigentlich zufrieden ist, ABER „diese eine Sache“ würde man sich doch noch wünschen an dem Instrument. Das kann zum Beispiel eine andere Brücke, ein anderes Schlagbrett oder andere Tonabnehmer sein. In meinem Fall ist es ein Preamp bzw. eine Aktiv-Elektronik eines fünfsaitigen Jazz-Basses aus dem Fender Custom Shop. Das Tolle: Für Fender- oder Fender-ähnliche Modelle gibt es eine sehr große Auswahl an Replacement-Parts auf dem so genannten „After Market“. Dies meint den „Kauf nach dem Kauf“, also Ersatzteile bzw. Schönheits-OPs für den E-Bass. Replacement-Teile zu finden, geht hier also relativ problemlos vonstatten. Dies verspricht auch der legendäre Sadowsky Onboard Preamp, der praktischerweise bereits mit sämtlichen Potis auf einer Control Plate vormontiert ausgeliefert wird. Der Sadowsky Onboard Preamp ist der Kandidat, gegen den ich die alte Aktiv-Elektronik in meinem Fender-Bass tauschen möchte. Lasst das Abenteuer beginnen!
Bass-Preamps: Fender vs. Sadowsky – Ausgangslage
Wie das Schicksal so spiel, fiel mir vor einiger Zeit vollkommen unerwartet ein fünfsaitiger Fender Custom Shop Jazz Bass aus dem Jahr 2008 in die Hände. Dieser verfügt natürlich über die fender-eigene 3-Band-Elektronik – allerdings noch ohne den Aktiv-Passiv-Switch, mit dem die aktuellen Modelle ausgestattet sind.
Grundsätzlich bin ich kein großer Fan von Aktiv-Elektroniken, manchmal sind diese Preamps aber doch identitätsstiftend – zum Beispiel eben bei einem modernen Fünfsaiter. In diesem Fall bevorzuge ich 2-Band-Preamps, die als „Boost Only“ ausgelegt sind. Zudem ist für mich eine passive Tonblende, die auch im Aktiv-Modus funktioniert, sowie die Möglichkeit des passiven Betriebs bei Bedarf.
Leider erfüllt die verbaute Fender-Elektronik keines dieser Kriterien. Ein Kandidat, der jedoch all diese Wünsche erfüllt, ist die als Replacement erhältliche Elektronik des Edelherstellers Sadowsky aus New York. Zudem soll diese den Einbau massiv erleichtern, indem sie komplett „fertig“ ausgeliefert wird, also inklusive Verdrahtung, Potis, Potis und Control Plate.
Fender Aktiv-Elektronik
In meinem Bass ist die bekannte Fender 3-Band-Elektronik verbaut. Aktuellere Modelle haben noch zusätzlich die Möglichkeit, in den Passiv-Modus zu schalten. Meine kann dies noch nicht. Der Rest entspricht aber dem aktuellen Stand.
Hier sind die wesentlichen Features:
- Volumen-Regler
- Balance-Regler
- Bass und Höhen als Doppelstock-Poti (keine Angaben bei Fender über Frequenzen)
- Mitten-Regler (keine Angaben bei Fender über Frequenzen)
- 18-Volt-Betrieb für mehr Headroom und weniger Verzerrungen bei Boost
Sadowsky Onboard Preamp
Die dereinst von Alex Aguilar für Sadowsky entwickelte Aktiv-Elektronik kann man durchaus als legendär bezeichnen. Schon seit Anfang der 80er-Jahre verbaute Roger Sadowsky diese auf Wunsch vor allem in die Fender-Bässe seiner zahlreichen Kunden, wodurch der Sadowsky Onboard Preamp schnell weltweit bekannt und heiß begehrt wurde.
Sadowskys Ziel war es, dem arbeitenden Bassisten immer volle Kontrolle über seinen Sound zu verleihen. Dies sollte unabhängig davon sein, ob man im Studio oder auf einer Bühne mit bescheidener Backline spielt. Die von Larry DiMarzio gebauten brummfreien Pickups halten zusätzlich ungewünschte Einstreuungen ab und sorgen auch unter schwierigen Bedingungen für Ruhe.
Hier die wichtigsten Features der Sadowsky-Elektronik:
- Volumen-Regler (Push-Pull für Aktiv / Passiv)
- Balance-Regler
- Bass (40 Hz + 18 dB) und Höhen (4 kHz + 18 dB) als Doppelstock-Poti
- VTC (Vintage Tone Control = Passive Tonblende) Regler (Push-Pull für Aktiv / Passiv)
- 9-Volt-Betrieb
Bass-Preamps: Fender vs. Sadowsky – Aufwand Umbau
Die erste und zugleich wichtigste Frage lautet: Passt das Ding überhaupt in meinen Bass? Niemand hat Lust darauf, an seinem geliebten Instrument irreversible Fräsarbeiten vorzunehmen! Zum Glück besitzt mein Bass bereits Batteriefächer – dieses Problem wäre also schon einmal aus der Welt. Die Control Plate ist standardisiert, sollte also auch passen.
Bleibt noch die Einbautiefe: Mein Elektronikfach ist circa 33 mm tief, bei der Sadowsky-Elektronik messe ich ca. 30 mm an Platzbedarf, wenn man die Kabel etwas quetscht. Die große Frage ist: Wohin mit der Platine, auf der sich der eigentliche Preamp befindet? Diese würde die benötigte Tiefe deutlich erhöhen. In einem Hohlraum unter dem Schlagbrett wäre genug Platz, dafür reichen aber die Kabel nicht. Zum Glück reicht bei mir die Breite des Fachs, es geht aber schon extrem eng zu. Elegant ist diese Lösung nicht, hier wäre definitiv etwas mehr Spielraum bei der Länge der Kabel hilfreich gewesen!
Wie aber sieht es bei anderen Bässen aus? Möchte man die Sadowsky-Elektronik zum Beispiel in einen passiven Jazz Bass einbauen, muss man neben der eigentlichen Einbautiefe natürlich noch an den Platz für den nötigen 9-Volt-Block denken. Falls nicht genügend Hohlraum unter dem Schlagbrett besteht, wird man hier vermutlich nicht um das Fräsen eines Batteriefachs herum kommen.
Zudem muss man die Buchse für das Kabel in die Zarge verlegen, denn auf der Control Plate ist dafür definitiv kein Platz mehr. Alles in allem ist das schon ein erheblicher und nicht umkehrbarer Eingriff. Diesen Umstand sollte man also natürlich vorher gut überdenken!
Bass-Preamps: Fender vs. Sadowsky – Soundbeispiele im Video
So, geschafft! Nach dem Eingriff hat sich auch der Look verändert: Die Sadowsky-Elektronik verändert das Aussehen und verleiht jedem traditionellen Jazz Bass einen durchaus moderneren Anstrich. Das gefällt mir persönlich sehr gut, ist aber sicher Geschmacksache. Die Aufbauhöhe der Potis ist mit 18 mm auch etwas höher als bei einem passiven Jazz Bass (15 mm).
Nun aber zum eigentlichen Test – dem Sound! In diesem Video habe ich verschiedene Soundbeispiele mit beiden Elektroniken verglichen:
Bass-Preamps: Fender vs. Sadowsky – Fazit
In meinem Fall hat sich der Einbau des Sadowsky Onboard Preamps bezahlt gemacht. Mein Wunsch nach einer Aktiv-Passiv-Umschaltmöglichkeit, der passiven Tonblende sowie der „Boost Only“-Auslegung des Equalizers wurden allesamt erfüllt.
Auch klanglich finde ich den Sadowsky Onboard Preamp deutlich besser als die Aktiv-Elektronik von Fender. Beim Anheben der Bässe bleibt das Low End deutlich definierter, die Fender sorgte da eher für ein Verwaschen der E- und B-Saite. Auch die Höhen des Sadowsky Onboard Preamps gehören eher zu den „Ohrschmeichlern“ und nerven nicht. Da ich den Mittenregler des Fender-Preamps eigentlich nie genutzt habe, ist dessen Verlust für mich überhaupt kein Problem. Aber wie gesagt, ich spreche hier nur für mich!
Ein kleiner Nachteil ist vielleicht, dass die Sadowsky mit „nur“ 9 Volt Betriebsspannung beim Anheben der Bässe etwas schneller zur Kompression neigt, die Fender besaß hier meines Erachtens noch etwas mehr dynamischen Spielraum.
Da mein Bass bereits die Infrastruktur für eine Aktiv-Elektronik besaß, war bei mir der Umbau vom einen zum anderen Bass-Preamp relativ leicht zu bewerkstelligen. Möchte man einen passiven Jazz Bass (die Control Plate passt für Vier- oder Fünfsaiter) mit dem Sadowsky Onboard Preamp aufrüsten, muss man unweigerlich einen ordentlichen und irreversiblen Eingriff in Kauf nehmen. Zu dem aktuellen Preis von 190,- Euro kommen also zudem eventuelle Kosten beim Gitarrenbauer hinzu.
Bleibt noch zu erwähnen, dass Sadowsky auch zwei Outboard-Bass-Preamps im Sortiment hat: den Sadowsky SPB-2 und den Sadowsky Bass Preamp DI. Mit diesen kleinen Helferlein kann man jeden passiven Bass aufwerten, ganz ohne jegliche Eingriffe am (unter Umständen sehr wertvollen) Instrument. Daher eigenen sich die Outboard-Preamps zum Beispiel hervorragend zur Verwendung mit alten Vintage-Bässen!
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt