Praxis
Bevor wir ins Detail gehen, könnt ihr euch hier im Video einen ersten Eindruck vom Bastl Instruments bitRanger verschaffen:
Ok, Mr. Ranger. Fangen wir mal ganz von vorne an. Ich lasse die Modulationsmöglichkeiten zunächst aus dem Spiel und setze mich an den Kern des bitRangers: den Oszillator. Wie bereits erläutert, kann dieser je nach Mode-Setting vier verschiedene Grundsounds liefern. Der Modus A1 erzeugt einen simplen, beinahe sinusartigen Ton, während bei steigenden Mode-Ziffern (A2, B1, B2) immer komplexere Schwingungen entstehen, die am Ende (B2) in einem Noise-artigen Klang gipfeln.
Am VCO-Poti kann man diese nun im Pitch variieren. Wegen der Synchronisierung des VCO zum HFO wird es besonders interessant, wenn man den VCO-Pitch höher einstellt als den HFO Master-Pitch. So entstehen Pitch- und Wave-Shape-Modulationen, die die Ohren definitv aufhorchen lassen.
Außerdem sitzen unter den Potis jeweils noch sogenannte „Bend Sockets“. Sie sind primär zum Einstecken der drei mitgelieferten Licht-Sensoren gedacht, wodurch man Lichtveränderungen bzw. Handbewegungen zur Modulation einsetzen kann. Speziell beim HFO ermöglicht dies fast Theremin-artige Klänge. Natürlich kann man aber auch andere Signale in die Bend Sockets patchen und schauen, was passiert.
Ein Umlegen des „Data“-Switches erlöst den LFO aus seiner Inaktivität. Dessen Rate lässt sich via Poti einstellen. Der Frequenzbereich wird mit einem Schalter gewählt. Was der LFO genau macht, hängt unter anderem vom gewählten Modus ab. Bereits das Zusammenspiel aus VCO, HFO und LFO eröffnet diverse Wege zur Beeinflussung des Output-Signals.
Je mehr ich an den vorhandenen Reglern schraube, desto weniger vermisse ich eine Filter-Ebene. Die Schwerpunkte des bitRangers liegen eben nicht in der Erzeugung gewöhnlicher Synthie-Sounds, sondern eher in der Produktion spezieller, einzigartiger und vor allem unerwarteter Klänge und Sequenzen. Der Sound lässt sich hier auf so viele unkonventionelle Weisen formen, dass man wirklich kein Filter braucht, obwohl es natürlich schön gewesen wäre.
Wenden wir uns nun den Divider Bits zu und lassen die unterschiedlich schnellen Rechteckschwingungen auf ihr Umfeld los. Patcht man sie beispielsweise auf die CV-Inputs von LFO/VCO/HFO, so entstehen je nach „Mode“-Einstellung durch Unterteilung der Oszillator-Wellenform unterschiedlich komplexe Sequenzen. Diese reichen von angenehmen Melodien über Chiptune-Sounds bis hin zu Noise-Klanglabyrinthen.
Außerdem kann man die Divider Bits nutzen, um durch Patching sogenannte „Adventure Bits“ zu programmieren. Das sind Schwingungen, die im Gegensatz zu den Divider Bits unregelmäßig sind. Diese kann man dann mithilfe der „MUX“-Einheiten auf links oder rechts im Stereo-Output routen.
Diese diversen Modulationsmöglichkeiten lassen sich schließlich durch ihre Patchbarkeit auch noch beliebig miteinander kombinieren. Willkommen im Dschungel.
Fans von Aphex Twin und Autechre kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie Verehrer von Throbbing Grizzle oder Merzbow. Und die hier vorgestellten Beispiele stellen natürlich nur einen Bruchteil von dem dar, was der bitRanger schon alleine an abgefahrenen Sounds zu bieten hat.
Möchte man den Klanghorizont zusätzlich erweitern, so sagt der tragbare Begleiter natürlich nicht „nein“ und lässt sich mit seinen CV- und Clock-Ein- und Ausgängen problemlos mit diversen externen Gerätschaften und Modularsystemen verbinden. Zum Beispiel hoben die Entwickler zur Veröffentlichung des bitRanger auf dem Moogfest 2016 die Verbindung mit den ebenso Taschen-freundlichen Teenage Engineering Pocket Operators besonders hervor. Und sie sollten Recht behalten. Hier hört ihr den bitRanger zusammen mit meiner Pocket Operator Factory:
Wie bereits angedeutet, kann man auch die „BYTE CV“ aus dem Bitranger herausschicken. Die Byte-Sektion kombiniert ankommende Werte bzw. Informationen stufenweise und verwandelt sie in eine konstruierte, analoge Ausgangsspannung. Ich versorge damit den CV Pitch Input meines Arturia MicroBrute und staune.