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Baton Rouge UTW-T Ukulele Test

Die Baton Rouge UTW-T Ukulele schreibt sich auf die Fahne, aus heimischen Hölzern zu bestehen und trotzdem den Ansprüchen zu genügen, die üblicherweise an traditionelles tropisches Tonholz gestellt werden. Damit kommt Baton Rouge aus Tübingen nicht nur dem Zeitgeist entgegen, sondern stärkt auch die Nachhaltigkeit seiner Instrumente. Ein eigens entwickeltes Verfahren soll dies ohne Abstriche beim Klang ermöglichen. Unsere Kandidatin stammt aus der neuen Baton Rouge rECOtimber Serie und wird von uns im folgenden Test ganz genau unter die Lupe genommen.

Baton Rouge UTW-T Ukulele Test

Baton Rouge UTW-T Ukulele – das Wichtigste in Kürze

  • überwiegend aus heimischen Hölzern hergestellt
  • wissenschaftlich begleitetes Hitzeverfahren zur Veredelung des Tonholzes
  • Decke aus massivem Fichtenholz
  • Zargen und Boden aus massiver Elsbeere
  • saubere Verarbeitung
  • gute Bespielbarkeit
  • attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis

Der erste Eindruck der Baton Rouge UTW-T Ukulele

Bevor wir uns im Detail dem speziellen Verarbeitungsverfahren widmen, geht es um den ersten optischen Eindruck. Die Baton Rouge UTW-T ist eine Tenor-Ukulele, die ohne Tasche oder Koffer geliefert wird. Es gibt sie auch in Konzertgröße, wobei weitere Modelle aus der rECOtimber Serie auch als Sopran-Ukulelen erhältlich sind. Gleich zu Beginn fällt mir die Kombination aus perlmuttartigen hellbraunen Mechanikflügeln und goldenen Mechaniken auf. Außerdem ist ein Gurthalteknopf am Boden der Ukulele bereits ab Werk installiert, optisch passend ebenfalls in Gold. Allerdings stehen gleich drei der Mechanikhülsen etwas aus der Kopfplatte heraus und schließen somit nicht bündig mit dem Holz ab. Hier könnte gerne etwas akkurater gearbeitet werden.

Bei den üppigen Griffbretteinlagen handelt es sich um Halbkreise, die bereits am dritten Bund beginnen und ab dem fünften Bund von kleinen Punkteinlagen an der Griffbrettkante begleitet werden. Auf der toll gemaserten Decke ist eine Schalllochrosette aufgebracht und ein Binding aus Walnuss ziert den Übergang zur Zarge. Der Eye-Catcher ist die Armauflage, die ebenfalls aus Walnuss besteht und nicht nur einen optischen Zweck erfüllt, sondern auch die Bespielbarkeit angenehmer gestalten soll. Dazu aber später mehr.

Lobend zu erwähnen ist die sehr saubere Verarbeitung, bei der sich keinerlei Kleberückstände oder andere Unsauberkeiten finden. Und dann ist da noch dieser Geruch, der mir aus dem Schallloch in die Nase steigt und mich direkt an ein Lagerfeuer auf der heimischen Streuobstwiese erinnert. Ob das etwas mit dem neuartigen Verfahren zu tun hat, mit dem Baton Rouge die Hölzer behandelt?

Baton Rouge UTW-T Ukulele Gesamtansicht
Fotostrecke: 4 Bilder Die Baton Rouge UTW-T Ukulele wird überwiegend aus heimischen Hölzern hergestellt.

Die UTW-T Ukulele kommt ohne tropische Hölzer aus

Während die Decke aus massiver deutscher Fichte besteht, kommt für Boden und Zargen die heimische Elsbeere zum Einsatz, die zu den härtesten europäischen Hölzern gehört und traditionell beim Bau von Holzblasinstrumenten verwendet wird. Ihr Holz hat einen leicht rötlichen Schimmer und passt auch dank des Walnuss-Bindings sehr gut zur Fichtendecke. Weil auch Boden und Zargen nicht in Schichtbauweise verarbeitet sind, ist das Instrument vollmassiv, was in dieser Preiskategorie durchaus eine Erwähnung wert ist.

Weiter geht es mit dem Hals, der aus Ahorn besteht und ein Griffbrett aus Eukalyptus beheimatet. Sattel und Stegeinlage aus NuBone bilden die synthetische Alternative zum Naturknochen und stehlen in Klang und Bearbeitungsmöglichkeiten dem einfachen Plastik die Show. Vor allem die Ansprache der Saiten bessert sich durch dieses Material und produziert ein klareres Klangbild.

Wie bereits erwähnt, ist das Besondere an diesem Instrument aber das rECOtimber-Verfahren, ein Resultat aus zwei Jahrzehnten Forschung. Ende der 1990er traf der Baton Rouge-Gründer auf einen Professor, der ihn darauf aufmerksam machte, dass thermisch behandeltes Holz dieselbe Struktur wie das Holz aus der Zeit von Stradivari aufweise. Gemeinsam mit der Hochschule Eberswalde arbeitete man in der Folge an einem Verfahren zur thermischen Verbesserung von Tonhölzern. Aber was steckt dahinter?

Baton Rouge UTW-T Ukulele Stegeinlage
Fotostrecke: 3 Bilder Die Stegeinlage aus NuBone bildet die synthetische Alternative zum Naturknochen.

Die Hitzebehandlung der Ukulele wird wissenschaftlich begleitet

Vereinfacht gesagt wird das Holz über mehrere Stunden einer Temperatur von mindestens 150° C ausgesetzt, wobei die Trocknung die Zellstruktur positiv beeinflussen soll. Das Besondere daran ist, dass die Forschung von Experten wissenschaftlich mit quantifizierten Klanganalysen begleitet wurde. Für alle, die mehr erfahren wollen, gibt es einen Film auf der Website von Baton Rouge, in dem das Forschungsprojekt vorgestellt wird. Zugegeben: Neu ist das nicht, denn es gibt eine ganze Reihe von Herstellern, die den Trocknungsprozess künstlich beeinflussen oder Hölzer mit Hitze behandeln (roasted). Ziel ist es bei Baton Rouge, durch dieses Verfahren Hölzer verwenden zu können, die heimisch sind und ohne diese Behandlung eine schlechtere Qualität hätten.

Umso erstaunlicher finde ich es, dass hier Eukalyptus als Griffbrett und Brückenmaterial verwendet wird. Es kommt zwar aus Spanien, aber wir hätten auch vor der Haustür zahlreiche Hölzer, die sich ganz hervorragend für Griffbretter eignen, auch ganz ohne Wärmebehandlung. Wir werden in der Zukunft sehen, ob sich das Verfahren durchsetzen wird.

Bespielbarkeit und Verarbeitung der Baton Rouge UTW-T

Die Baton Rouge UTW-T Ukulele hat eine Sattelbreite von 37 mm und eine Mensur von 430 mm. Der Hals ist recht mächtig und vermittelt mit seinem ausladenden C-Profil und dem recht dicken Finish ein sehr stabiles Greifgefühl. Eine leichte Wölbung des Griffbretts begünstigt das Barrè-Spiel, was in dieser Preisklasse bei nur wenigen Modellen der Fall ist. Die Bundkantenenden sind sehr sauber abgerichtet, da gibt es keinerlei scharfkantige Stellen. Die Saitenlage ist in Ordnung. Sie liegt bis zum fünften Bund knapp über 2 mm, darüber hinaus wird es ein wenig zu hoch. Die Intonation ist aber durchweg gut und vor allem auf der e- und a-Saite auch in den hohen Lagen zum Solospiel geeignet. Schwächen zeigt das Instrument in puncto Stimmstabilität. Vielleicht liegt es an den verwendeten Mechaniken, die eigentlich relativ rund laufen, oder daran, dass die Mechanikhülsen nicht richtig in der Kopfplatte eingearbeitet sind. Auch nach mehrmaligen Nachstimmen verstimmt sich das Instrument relativ schnell. Besonders interessant finde ich das unregelmäßige String-Spacing: Der Abstand der Saiten zueinander ist nicht immer gleich. Von g- auf c-Saite ist es etwas über 1 cm, genauso von e- auf a-Saite. Aber die beiden mittleren Saiten liegen unter 1 cm nebeneinander. Das ist in puncto Bespielbarkeit ein wichtiger Punkt: Durch den größeren Abstand zwischen g- und c-Saite entschärft sich ein wenig das Erlernen der erste Akkord wie zum Beispiel F-Dur oder A-Moll. Man läuft weniger Gefahr, die C-Saite mit dem Finger, der auf der g-Saite den Bund abdrückt, zu berühren. Natürlich kann dadurch der Umstieg auf ein anderes Ukulele-Modell Probleme mit sich bringen. Aber probieren geht bekanntlich über studieren und dabei stellt man schnell selbst fest, ob es für die Greifhand vor- oder nachteilig ist. Ein weiterer Punkt, der Einfluss auf die Bespielbarkeit hat, ist der Bevel oder auch Armrest genannt, der dafür sorgt, dass der Unterarm der Schlaghand etwas sanfter auf dem Instrument aufliegt. Finde ich persönlich tatsächlich sehr angenehm und es sieht auch noch schick aus.

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Profilbild von Josef Lenhof

Josef Lenhof sagt:

#1 - 27.01.2024 um 16:18 Uhr

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Wie sieht das klangmäßig und verarbeitungsmäßig bei den anderen Holzkombinationen Fichte -Ahorn, Fichte Kirsche, Fichte -Esche zu der getesteten Fichte- Elsbeere aus ? Kann man generell die ECo timber Serie empfehlen ?

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