INSTALLATION UND KOMPATIBILITÄT
Die Installation von DVD und die Freischaltung der Software gestalten sich recht einfach. Es gibt Hersteller, bei denen das bei Weitem nicht so benutzerfreundlich funktioniert. Auch NI scheinen in dieser Hinsicht über die Jahre also etwas dazu gelernt zu haben. Allerdings sollte der Windows- oder MacOS-Rechner mindestens 14 Gigabyte HD-Speicher für die Installation frei haben. Zwar kann man auch nur die Applikation installieren, doch wäre es dann wirklich schade um die vielen genialen Samples, die Battery mit im Gepäck hat. Wir reden hier von 23.000 Samples in 100 Kits, jedes fein editierbar und bei Bedarf bis zur Unkenntlichkeit zerstückelbar. Ein großes Lob verdient Native Instruments für die vorbildliche Dokumentation der Library. Nicht nur Mikrofonauswahl und verwendete Preamps sind hier gelistet oder grafisch dargestellt, teilweise erfährt man sogar, welche Stöcke (!) benutzt wurden. Mit der Lektüre geht also möglicherweise gleichzeitig ein gewisser Lerneffekt einher. Über die weitere Klangbearbeitung wird jedoch nichts bekannt: Fast alle Sounds haben eine teilweise enorme Bearbeitung des Frequenzgangs hinter sich, viele kommen aus technischen und ästhetischen Gründen mit eingegrenzter Dynamik. Einige Toningenieure hätten gerne weniger vorgekautes Material. Eine starke Kesselresonanz beispielsweise kann zwar nerven, ist in manchen Fällen aber genau das Richtige für eine Produktion. Zugegeben: Ohne derartige Vorbereitung klänge einiges erst lasch und langweilig.
Die Samples der mitgelieferten Library liegen als Wave-Files vor, die genreübergreifenden Drumkits im neuen .kt3-Format. Was Datenformate angeht, ist Battery weniger ein Gourmet denn ein Gourmand: Dieses Ding frisst so gut wie alles! Selbst Exoten wie LM4™, Soundfont™ und SampleCell™, ja sogar AKAI™-CDs unterschiedlicher Formate werden akzeptiert. Etwas zu meckern findet man trotzdem: Der Import von Sampleprogrammen der Firmen E-Mu™, Yamaha™, Roland™ und den vielen anderen funktioniert nicht. Für die Anwendung in der Produktion wichtiger ist aber, dass der Sampler auch Formate mit Timinginformationen oder Slices lesen kann (zum Beispiel Apple Loops und ReCycle).
Über Hardware- und Sequencer-/DAW-Kompatibilitäten braucht man sich so gut wie keine Gedanken zu machen: Audio Units™, VST®, DXi™, ASIO® und RTAS® sind keine Fremdworte für das Programm. Die Adaption auf die Prozessoren von ProTools|HD® und der damit verbundene Programmieraufwand (vielleicht auch Lizenzkosten?) sind für NI wahrscheinlich nicht lohnenswert.
Battery lässt sich auch stand-alone betreiben. Dies kann beispielsweise sinnvoll sein, wenn im Live-Betrieb Drumtrigger oder Drumpads benutzt werden sollen. Hostprogramme bieten zwar etwas mehr Komfort (z.B. MC-Sync zu anderen Systemen, automatische Umschaltungen, vorprogrammierte Parameterautomationen), bedeuten aber auch eine unvermeidbar höhere Latenz. Der Drumsampler verwaltet in einem solchen Fall MIDI- und Audio-Settings selbst.
ÜBERBLICK
Wer den Sampler das erste Mal öffnet, wird, aufgrund der vielen bunten Schaltflächen sicher etwas verwundert sein. Hinsichtlich der Übersichtlichkeit gehört diese Software definitiv zum besseren Drittel auf dem Markt. Nach kurzer Einarbeitung fühlt man sich schnell zu Hause. Die Kopfzeile der Software ist wirklich einfach und übersichtlich gehalten. Die Tempoangabe dient dem Verändern oder Angleichen temposynchroner Werte, wie etwa des Delays oder der Beat-Funktion.
Darunter findet sich die Zellenmatrix, die auf den ersten Blick verwirrend erscheinen mag, aber dennoch für Drum-Sampler ideal ist. Jede Fläche symbolisiert eine “Cell” die ein oder mehrere Samples beinhalten kann. In der üblichen Anwendung haben diese, bei anderen Samplern oft “Zone” oder “Keygroup” genannten, Einheiten einen Umfang von nur einer Taste. Allerdings lässt sich dies auch ausweiten. Eine tonal gespielte Bassdrum zum Beispiel kann durchaus reizvoll sein. Jede Zelle besitzt einen eigenen Mute- und Solo-Button (Solo-In-Place-Funktion). Die Zellen können horizontal und vertikal selektiert werden, wodurch gemeinsame Editierungen möglich werden. Die Anzahl der Zellen ist bis zu 128 hinauf einstellbar, als Standard ist es sicher sinnvoll, mit 12 Zellen pro Zeile zu arbeiten und somit an den Tasten einer Oktave auszurichten. Zellen und Zellverbünde lassen sich austauschen und verschieben, ja sogar zufällig verteilen. Glücklicherweise haben die Programmierer einen Schutzschalter nicht vergessen. Die verschiedenen Farben der Zellen können genutzt werden, um Funktionsgruppen (wie etwa alle Shaker) kenntlich zu machen. Warum der Benutzer im Jahr 2008 allerdings auf zehn vorgegebene Farben festgenagelt wird, ist mir komplett schleierhaft.
Wählt man in Batterys Kopfzeile “Options”, erhält man die Möglichkeit, das Programm zu konfigurieren. Neben üblichen Handling-Einstellungen findet man hier die Möglichkeit, das Disk-Streaming für lange Samples einzurichten. Somit lässt sich in unterschiedlichsten Situationen mit maximaler Leistungsausbeute (also simultaner Stimmenzahl) arbeiten.
Der untere Bereich des Programmfensters beinhaltet die von NI so genannten “Edit Panes”. Hier lassen sich Einstellungen für selektierte Zellen vornehmen. Bei Multi-Selektionen in der Matrix gelten diese dann für alle gleichermaßen als Absolutwerte. Neben dem Mapping, den Loop-Optionen und dergleichen findet man unter den Panes auch die Möglichkeit, mit Zelleneffekten und Modulationen zu arbeiten. Die Mastereffekte und der Browser heben sich eher unauffällig durch einen kleinen Abstand und geringere Farbsättigung ab und sind nicht sofort als den Panes übergeordnet zu erkennen. Im Großen und Ganzen ist die Aufteilung der Funktionen auf die verschiedenen Panes sinnvoll gewählt. Wer verstanden hat, wie ein Sampler generell arbeitet, wird sich schnell zurechtfinden. Wer noch nicht verstanden hat, wie diese Zauberei vonstatten geht, hat im Sortiment des Herstellers etwa mit “Kompakt” ein besser visualisiertes Lernmedium als mit Battery. Aufgrund der Grafikstruktur der NI-Produkte lässt sich auch Battery nicht einfach skalieren. Schade, dass man daher auf großen Bildschirmen nicht mit Vollansicht arbeiten kann. Sinnvollerweise lassen sich aber Presets verwenden und nicht benötigte Teile ausschalten. Wünschenswert wäre eine generell aufwändigere Dokumentation der Software, das Darstellen von Shortcuts in den Menüs sowie eine ein- und ausschaltbare Roll-Over-Hilfe. Dass sich etwa die Panes über die Funktionstasten umschalten lassen, erfährt man im Tutorial-Video in fiesem Amerikano-Englisch oder im Handbuch, nicht jedoch in der Software selbst. Trotzdem kann man der Bedienfreundlichkeit des Programms insgesamt eine gute Note erteilen. Und seit Dashboard und Exposé ist das beim Mac mit den F-Tasten ja so eine Sache, wenn man es nicht in den Preferences umstellt.
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MAPPING, TRIGGERING UND EDITING
Schon beim Einrichten einer Zelle gibt es viele Möglichkeiten. Selbstverständlich kann man innerhalb dieser Einheit mehrere Samples anmelden, um Layering und Velocity-Mapping zu ermöglichen. Nett ist, dass NI der Pane “Cell” eine MIDI-Learn-Funktion spendiert hat. Nun muss der Benutzer nicht mehr wissen, welche Taste in welcher Oktavlage er da gerade betätigt (oder sogar die MIDI-Note-Number!), sondern drückt sie einfach bei aktivierter Learn-Funktion – fertig! Um bei laufendem Sequencer keine böse Überraschung zu erleben, schaltet sich Learn nach eingegangenen Note-On-Messages sofort wieder aus. Für den Einsteiger vielleicht etwas verwirrend, aber bei komplexeren Settings sehr hilfreich sind beispielsweise die Möglichkeiten, Zellen auf unterschiedliche MIDI-Kanäle reagieren zu lassen, das Key-Tracking zu deaktivieren oder die Stimmung unabhängig von der Rootkey-Einstellung zu editieren. Schön, dass auch hier Semitones und Cent gemeinsam editiert werden können! Die beiden Hüllkurven für Volume und Pitch befinden sich auf der gleichen Seite, also dort, wo sie logisch bei allen Samplern beheimatet sein sollten. Auch die Disk-Streaming-Option wird hier aktiviert. Die granulare Engine, die dem Sampler zugrunde liegt, arbeitet aus Effizienzgründen zunächst in der Qualitätsstufe “standard”, was durchaus als solches zu verstehen ist. Ein Heraufsetzen macht sich bei manchen Signalen und Einstellungen deutlich bemerkbar. Besonders bei editierten Natursets sollte hier niemand zu knauserig sein und im Zweifel lieber Bounces oder Freeze-Zeiten des Sequencers in Kauf nehmen. Batterys Engine spielt ihre Trümpfe nur aus, wenn sie entsprechende Ressourcen verbraten darf.
Das Timestretching funktioniert vor allem dann gut, wenn der Benutzer mit der Auswirkung der Parameter “Grain” (Wölkchengröße) und “Smooth” (Crossfade-Länge) ein wenig vertraut ist. Wunderbar ist, dass Battery auch “geschnipseltes” Audiomaterial akzeptiert. Vor allem die “Expand”-Funktion, die aus den einzelnen Schnipseln eigene Zellen macht, erspart Arbeit, die früher am Hardware-Sampler viele Minuten oder sogar Stunden in Anspruch genommen hat. Nett gemeint ist der automatische Export eines MIDI-Files auf den Desktop, das die Notennummern in Original-Reihenfolge und -Länge beinhaltet. Es ist allerdings vorstellbar, dass ein unerfahrener Benutzer über die neuen unbekannten Files auf seinem Desktop verwundert ist, sich aber nicht traut, diese zu löschen, weil er fürchtet, dadurch seinen Song zu beschädigen.
Ein kleiner Wave-Editor gehört in jedem Sampler mittlerweile zum guten Ton, dieser hier ermöglicht sogar das Entfernen von Gleichspannungsversatz.
Im Loop-Editor bekommt der Nutzer für die meisten Anwendungen ausreichend viele Möglichkeiten, allerdings muss der Sound-Frickler auf abgefahrene Funktionen wie alternierende Durchlaufrichtungen in den Wiederholungen verzichten. Oh ja, auch für perkussive Klänge kann das lustig sein! Und auch temposynchrone Loopzeiten wären nicht völlig abwegig, hätten sie doch gegenüber Delays den Vorteil der Modulierbarkeit. Immerhin lassen sich die Loops crossfaden, wenngleich man sich hier die gleiche grafische Editierbarkeit wie auf folgender Seite gewünscht hätte:
Die “Mapping”-Pane ermöglicht das grafische Editieren von Velocity-Switches und Velocity-Crossfades. Dies ist immens wichtig, wenn Samples naturgetreu wiedergegeben werden sollen – schließlich ändert sich bei stärkerem Spiel nicht nur der Signalpegel, sondern auch äußerst stark die Zeitstruktur des Signals und sein Spektrum. Um dies nicht nachträglich mit den Mitteln der subtraktiven Bearbeitung nachahmen zu müssen, werden Instrumente meist in ihren verschiedenen Dynamikstufen aufgezeichnet und bei der Wiedergabe über die Velocity der MIDI-Befehle getriggert. Diese Organisation ist bei NIs Battery vorbildlich gelöst. Wie beim großen Bruder “Kontakt” wird die eingehende Velocity als rote Linie angezeigt. Velocity-Bereiche und Fades können bequem per Maus gezogen werden.
Auf der Pane mit dem trivialen Namen “Setup” liefert Battery so einige Argumente. Zum einen lassen sich die Zellen hier Mute-Groups (NI-Speak: “Choke”) zuordnen. Soll etwa eine HiHat naturgetreu gespielt oder programmiert werden, dürfen Stomp-Chick und Open-Hat niemals gleichzeitig zu hören sein, sondern sich gegenseitig stumm schalten. Zum anderen lassen sich hier maximale Stimmenzahl und “Steal-Mode” definieren.
Ebenfalls findet man auf dieser Seite die Möglichkeit, Bedingungen festzulegen, nach denen eine Zelle wirklich gestartet wird. Zwar sind MIDI-Steuerung und Zufallsfunktionen nicht wirklich schlecht, doch gibt es einige Sequencer, die derartige Verfahren perfektioniert haben. Dagegen sieht die Batterie hier wie eine kleine Knopfzelle aus. Aber mal im Ernst: Das ist eine ziemliche Nischenfunktion und wird von 99% der Anwender wahrscheinlich nie benutzt.
Einen deutlich höheren Praxisnutzen hat die schon jetzt legendäre “Articulation”. Hier lassen sich mit kurzen Klicks aus Einzelschlägen kleine Rolls bauen, LR-Abwechslungen programmieren oder kurze, typische Vorschläge generieren. Auch Schlagfrequenzen im Hörbereich à la Aphex Twin lassen sich schnell realisieren. Editierarbeit ade! Das erneute Triggern bei Note-Off ermöglicht erstaunlich “schnelles” Spielen, selbst auf einer Synthesizer-Tastatur. Die jeweils zwei regelbaren Parameter pro Option sind sinnvoll ausgewählt und einfach zu verstehen. Um es kurz zusammenzufassen: Das “Articulations”-Feature ist einfach geil!
Auf den ersten Blick weniger spektakulär, aber deswegen nicht minder gut, sind die Funktionen “Note” und “Quantize”. Mit ihrer Hilfe ist es zum Beispiel möglich, ein Sample so lange in einem bestimmten Taktraster zu wiederholen, bis die Taste erneut gedrückt wurde.
“Humanize” fügt zufällige Fehler in einigen Parametern (wie Anschlagstärke) hinzu, um die Maschine ein wenig zu “vermenschlichen”. Dies funktioniert zwar, doch sind die Abweichungen der Trommler aus Fleisch und Blut anders geartet (zum Beispiel geringer auf vollen Zählzeiten zu spielen). Sollte dies nicht so sein, dann werden sie ganz zu Recht durch eine Software ersetzt.
“Echo” macht genau wie “Velocity” nichts wirklich Ungewöhnliches, verfügt mit “Gravity” aber dennoch über einen interessanten und hervorragend betitelten Parameter. Ausprobieren!
EFFEKTE, ROUTING UND MODULATION
Auch die tollste und größte Library muss nicht zwingend das beinhalten, was eine Produktion gerade wirklich benötigt. Mit dem ausführlichen Kramen in Presets vergeudet man viel Zeit. Schneller ist häufig derjenige, der in der Lage ist, vorhandenes Material nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu verändern. Dies wird nicht zuletzt mit Effekten erreicht. Eigentliche Drumsampler verfügen zwar oft über Filter und dergleichen, es fehlen jedoch häufig die “Brot-und-Butter-Effekte” wie Equalizer und Kompressor. Um nicht wirklich alles der Host-DAW zu überlassen und “vorgearbeitete” Kits mit einem Klick speichern und abrufen zu können, sind in Battery 3 einige Effekte integriert. Wenden wir uns zunächst den Zelleneffekten zu:
Von Liebhabern alter Maschinen und gnadenlosen Soundshreddern geschätzt, ist die Möglichkeit, die Werterasterung der Samples zu verringern. Stehen weniger Bit zur digitalen Darstellung einer Schwingung zu Verfügung, erhöhen sich die Rundungsfehler. Dies kann sich, je nach Einstellung, in leichter “digitaler Patina” oder aber in wunderschön apokalyptischem Zerstörungskrach äußern. Die Samplerate kann virtuell nachträglich verändert werden. Freunde von Knarz- und Quietsch-Sounds hätten sich über eine (vielleicht sogar regelbare?) Aliasing-Funktion gefreut! Zusammen mit dem freundlicherweise flexiblen Rauschgenerator formiert sich der erste Effekt der Reihe, der “Lo-fi” genannt wird.
Der “Saturator” ahmt Sättigungseffekte nach, wie sie beispielsweise bei analogen (Vor-)Verstärkerstufen auftreten. Dieser Effekt klingt wirklich sehr gut, ist jedoch leider nicht so fein einstellbar, wie man es sich wünscht. Bassdrums klingen häufig hervorragend, wenn sie schon im Mikrofonvorverstärker “heiß” angefahren werden, Becken bekommen ihre Samtigkeit oftmals durch das, was analoge Bandmaschinen mit dem Signal anstellen. Einige werden wissen, dass diese Vorgänge zum einen sehr unterschiedlich, zum anderen höchst komplex sind. Eine Bandmaschine verändert das Signal durch Hinzufügen von harmonischen Obertönen, Eingrenzung der Dynamik, Abschleifung der Transienten und vieles mehr. Zudem ist das Verhalten abhängig vom Spektrum und der Dynamik des Signals. Diesem kann ein einfacher Regler “Saturate” kaum gerecht werden. Allerdings ist NI hier in einer Zwickmühle: Welcher Benutzer fängt mit den Begriffen “Bias” oder “K3” wirklich etwas an? Ein einfacher Sättigungsgenerator ist also eine gute Alternative zum Weglassen desselben.
Der Hersteller geht offensichtlich davon aus, dass der Benutzer entweder einen Equalizer einsetzen oder mit einem Filter arbeiten möchte. Wahrscheinlich liegt er damit richtig. Die Auswahlmöglichkeit verschiedener Flankensteilheiten von 6dB/Oct bis 36db/Oct (beim Tiefpassfilter) ist eine große Hilfe im Sounddesign. Auch Vowel- und Allpassfilter sind hier beheimatet und klingen wirklich ordentlich. Die Qualität des EQ/Filter-Moduls ist mit “vernünftig” sicher fair beschrieben. Mit den weitaus Ressourcen-hungrigeren externen EQs und Filtern, die als separate Plug-Ins anderer Hersteller verfügbar sind, scheint sich NI weder messen zu können, noch zu wollen. Nicht selten ist ein derartiger Equalizer auch doppelt so teuer wie Battery 3.
Ähnlich verhält es sich mit dem nachfolgenden Kompressor-Modul. Die wichtigsten Parameter sind vorhanden, der professionelle Anwender wird aber dennoch so einiges vermissen. Meter sind bei Dynamikgeräten immer sehr hilfreich, und sei es nur in Form einer kleinen “Gain Reduction”-LED, die anzeigt, wenn das Signal über den eingestellten Threshold läuft und der Kompressor arbeitet. Auch die Umschaltung der Sensitivität im Detektorweg von “Peak” auf den Durchschnittswert RMS (“Root Mean Square”) sucht man vergeblich. Und wenn man schon einmal mit gespitzter Feder an der Wunschliste arbeitet: Wenn bereits ein Kompressor dabei ist, warum nicht gleich auch unterschiedliche Regelcharakteristika sowie Limiter, Expander und Gate? Und dann bitte noch interne Sidechain-Fähigkeiten, um die Restriktionen, die manche DAW-Engines heute noch haben, wenigstens bei den Drumsounds umgehen zu können. Hier gilt jedoch das Gleiche wie für die EQs: Die Effekte sind als praktische Dreingabe zu sehen, nicht als vollwertiger Ersatz. Das macht sich beim Kompressor auch klanglich bemerkbar: Den Sound hochwertiger Plug-Ins oder sogar guter Hardware wird man hiermit nicht erreichen können.
Der “Inverter” vertauscht die Polarität des Signals, was zum Beispiel bei von oben und unten mikrofonierter Snares hilfreich ist, um Kammfiltereffekte zu verringern oder hervorzuheben. Vor Outputfader, Routing und dem Richtungsmischer der Zelle finden sich noch die Send-Abgriffe für Master-Delay und Master-Reverb. Leider kann man hier keine Umschaltung des Abgriffpunktes (“Pre Fader” / “Post Fader”) vornehmen.
Was wären die schönsten Einstellmöglichkeiten ohne Modulationen? Battery verfügt über eine aufgeräumte und klar verständliche Matrix, die als Quelle auch unterschiedliche MIDI-Befehle (selbst “Poly Pressure”) zulässt. Schade ist jedoch, dass einige Modulationen nicht möglich sind. So lassen sich z.B. die Sends nicht modulieren. Auch hier gibt es eine kleine Ungereimtheit: Aktiviert man einen neuen Parameter, erscheint dieser nicht in einer bereits bestehenden Zielliste der Matrix. Der Workaround sieht so aus: Eine leere Zeile in der Modulationsmatrix wählen oder das Ziel erst auf “None” stellen. Danach baut sich die Liste neu auf und aktualisiert sich.
Einige Standardquellen finden sich auf der gleichen Pane: Die beiden Niederfrequenz-Oszillatoren (“LFO”) sind ausreichend ausgestattet. Eine Unterscheidung des Sägezahns nach “aufwärtsgerichtet” oder “abwärtsgerichtet” ist hier nicht notwendig, denn dies kann in der Matrix mit negativer Amount geregelt werden. Schön ist, dass weder die Pulsbreite bei Rechteckschwingungen vergessen wurde, noch ein bei Drumsounds wichtiger “Fade”. Die Sache wäre durch “One Shot” sicher noch runder geworden.
Die AHD-Hüllkurve kann bei Bedarf um Sustain und Release erweitert werden. Für weitere Parameter oder gar freie Gestaltung der Hüllkurve besteht kaum Bedarf.
Der Hauptbus wird mit den Modulen effektiert, die sich auf der “Master”-Pane befinden. Offensichtlich sind EQ/Filter, Kompressor und Limiter Einschleifeffekte. Delay und Reverb werden von der Zelle über Send angesteuert und dem Bus über Return “wet” wieder zugeführt. Für Master-EQ und -Kompressor gilt vorhin Gesagtes, der Limiter verrichtet brav und unauffällig seine Arbeit. Verständlicherweise kann auch er nicht mit den “Monstern” auf dem Markt mithalten. Zugunsten kleiner Latenzzeiten wird hier auf eine Prelisten-Funktion verzichtet. Er zerrt recht früh, dafür aber sofort bemerkbar. Einige Limiter verschlechtern das Signal im ersten Augenblick nur unmerklich. Die Folge ist, dass man sich zu einem späteren Zeitpunkt häufig die Frage stellen muss, was man da ursprünglich eigentlich einmal Merkwürdiges eingestellt hat. Beim Limiter scheint es zu funktionieren: Er hat ein Gain-Reduction-Meter!
Das Delay ist für einen Großteil an Anwendungen mehr als ausreichend. Synchronisations-Optionen sind selbstverständlich, aber die Möglichkeit zur Einstellung einer leichten Abweichung wird vermisst. Damit ließe sich erzielen, dass Wiederholungen nicht genau auf dem nächsten Schlag liegen, sondern leicht beschleunigen oder verzögern. Auch analoge Delay-Artefakte wie “Wow and Flutter” machen einen Beat häufig erst interessant. Schön ist die getrennte Regelbarkeit von “Damping” und “Feedback”, die Panoramaeinstellung beschränkt sich allerdings auf die Breite des praktischen Auto-Pans.
Das Reverb liefert einen Standard-Hall, dessen grundlegende Parameter editiert werden können. Der wichtige Abstand des Direktsignals zu den ersten Reflektionen lässt sich genauso regeln, wie der Kombi-Parameter “Size”, der hier grafisch fälschlicherweise nur die RT60 (mittlere Nachhallzeit) zu regeln scheint. Der Prozessor funktioniert und klingt nicht löchrig, ist aber als hochqualitativer Haupthall eher ungeeignet. Erstaunlich hingegen ist, dass Native Instruments in ihren Sampler ein Convolution-Reverb integriert haben! Dieser kommt mit einigen ordentlichen Presets, kann aber auch mit eigenen Files gefüttert werden. Es ist sogar möglich, Sound aus den Zellen direkt in den Faltungshall zu ziehen. Die Snare soll also durch den Shaker gefaltet werden? Kein Problem! Die HiHat spielt im „Concertgebouw Amsterdam“, die kleine Tom in der „Carnegie Hall“, die Bassdrum erklingt durch den Schalltrichter eines Saxophons und der kleine Knarz-Sound läuft durch die rückwärts gefaltete Impulsantwort des Gitarrenverstärkers. Wie geil ist das denn bitte? Ich habe hier die Antwort: Sehr, sehr geil ist das!
Aber ich finde immer ein Haar in der Suppe. Sicher, auch im Bereich Faltungshall gibt es neuere, bessere und auch teurere Ansätze, aber darüber möchte ich nun ausnahmsweise nicht schimpfen. Vielmehr ist es in einer Produktion doch traurig, dass man doch wieder für fast alles Plug-Ins im Sequencer einsetzen muss. Warum kann ich den Saturator nicht sanft auf ein ganzes Kit anwenden? Wieso kann ich die Effektreihenfolge nicht verändern? Es ist schließlich ein großer Unterschied, ob ich das Signal zuerst im Bitcrusher zerfetze und dann filtere, oder umgekehrt. Da es keine Sends auf Einzelausgänge gibt, können einige übliche Produktionsmethoden nur so umständlich wie bisher realisiert werden. Es ist zum Beispiel Usus, die Snare mit einem anderen Reverb (Gated Reverb, etc.) zu belegen als den Rest des Drumkits. Gerade im Hinblick auf natürlich klingende Drums kann Battery nicht autark arbeiten, sondern ist immer auf die Einbindung in einen Host angewiesen.
Ein Argument für diese Fakten ist, dass man es dem Standard-Anwender nicht zu schwer machen möchte. Das stimmt, denn schließlich soll Battery keine freie Programmierumgebung à la “Reaktor” sein und musste sicher Ressourcen-schonend programmiert werden. Allerdings stellt sich dann die Frage, warum der feste Signalfluss nicht besser visualisiert wird.
Sicher: NI muss eine Gratwanderung machen und kann kaum gegen die Effekt-Zugpferde anstinken. Dennoch: Ein “Expert Mode” für einige Module oder aber ein “Battery 3 Pro” (vielleicht mit spezialisiertem Drum-Synthesizer?) wären demnach wünschenswert! Auch im Hinblick auf “vollwertige” Surround-Produktionen gibt es noch einiges, was vielleicht in Battery 4 vorhanden sein wird. “Surround ist nicht gleich Surround”. Die Möglichkeit zur Positionierung, das gemeinsame oder einzelne Effektieren und dergleichen sind mit heutigen Produktionswerkzeugen immer noch Angelegenheiten, die es nötig machen, Umwege zu gehen und Funktionen zu zweckentfremden.
Diese Batterie kommt wie eingangs angemerkt mit satten 12 Gigabyte Samples. Diese werden in Production-, Acoustic-, Percussion,- Electronic-, Synthetic- und Special-Kits unterschieden. Die Divergenz zwischen Acoustic- und Production-Kits ist, dass erstere laut NI unbearbeitet seien, die anderen “production ready”. Beliebte Drumcomputer-Standards findet der User unter Electronic-Kits, richtig abgefahren wird es dann bei Synthetic und Special. Insgesamt funktioniert die Kategorisierung gut, allerdings ist die Unterteilung nach den Battery-Versionsnummern, mit der das jeweilige Kit zuerst ausgeliefert wurde, unnötig.
Generell ist wirklich für alle Musikrichtungen etwas dabei. Selbst exotische Percussions wie “Udu” und Lo-Fi-Sound sind dabei. Angenehm ist die häufige Anordnung nach der Drum-Map des General-MIDI Substandards, so dass bei Triggern über E-Drums oft das umständliche Zuweisen der Notennummern entfallen kann. Für Version 3 hat NI einen erhöhten Aufwand betrieben und einige Sets aus mehreren Mikrofonpositionen aufgezeichnet, zwischen denen der Nutzer wählen kann. Sehr schön! Natürlich entsteht dadurch sofort der Wunsch, dass dies doch auch bei allen anderen sinnvoll gewesen wäre, doch allzu schnell wäre die Library dann statt 12 GB 120 GB groß. Die Auswahl kann nicht groß genug sein, daher kommt für die einzelnen Sparten dennoch der Wunsch nach einer umfangreicheren Library auf. Wenn man alleine an die unterschiedlichen Bassdrum-Sounds aktueller Metal-Produktionen denkt, die zudem nicht “mal eben so” am Rechner gebaut wurden. Aber Battery möchte nicht nur Presets ausgeben, sondern macht das Aufbauen eigener Libraries erstaunlich einfach und lohnenswert. Ein Kampf, der in Zukunft sicher deutlicher ausgetragen werden wird, ist die Frage, ob mit Sampling alles Notwendige abgedeckt werden kann und im Zweifel mit Hilfsmitteln zurechtgebogen wird, oder ob die komplette Virtualität die Nase vorn haben wird. Schließlich ist es heutzutage möglich, in hoher Qualität Schwingungssysteme (also Trommel, Becken und dergleichen) zu berechnen. Physical Modeling gibt dem Nutzer wenigstens theoretisch Zugriff auf alle Parameter, die einen Sound ausmachen. Auch einen kleinen Marmorblock mit einer wenige Nanometer großen Platinzunge hochfrequent zum Schwingen anzuregen und ihn während dieses Vorgangs in eine 20 Meter durchmessende Glasscheibe zu verwandeln, die im Kölner Dom von der Decke hängt – für Physical Modeling kein Problem. Ein etwas dünneres Resonanzfell auf der Lieblings-Snare? Ein Klick! Für samplebasierte Systeme bedeutet das, ein komplett neues Sampleset mit allen Dynamikabstufungen, Spielweisen, Mikrofonpositionen und dergleichen erstellen zu müssen. Wir schauen also gespannt in die Zukunft!
Der Browser verwaltet äußerst übersichtlich die vielen Samples, gibt benötigte Informationen aus und erlaubt flexibles Vorhören: “In Kit Preview” bezieht Effekte mit ein, Files mit Timinginformation werden passend zum Songtempo wiedergegeben. Von dieser Bedienbarkeit können sich einige Hersteller eine verdammt dicke Scheibe abschneiden. Selbstverständlich unterstützt Battery Drag-and-Drop an allen wichtigen Stellen.
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