Kein Beat kommt ohne Drums aus. Und auch fast alle Songs wären ziemlich langweilig, gäbe es nicht einen Puls, einen tighten Drum-Groove, der das Ganze vorantreibt und damit zusammenhält. Je nach Genre werden ganz verschiedene Drum-Sounds verwendet, in diesem Workshop konzentrieren wir uns deshalb auf einen ganz bestimmten. Wir bauen moderne Hip-Hop-Drums!
Und gerade im Hip-Hop waren die Drums schon immer extrem wichtig. Da muss es nicht nur knallen, scheppern und ordentlich wummern, sondern auch grooven. Wie man das genau macht, woher man die Drums bekommt und wie man die Drums setzt – all das lernst du im folgenden Workshop.
Schau dir auf jeden Fall auch unseren Boom Bap Workshop an, dieser Style ist inzwischen wieder total in!
Woher bekommt man Drums?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Drums in einer DAW zu nutzen. Zum einen kannst du einfach ein Schlagzeug aufnehmen, selbst, wenn du nur ein Mikrofon zur Verfügung hast. Dann hast du deine Drum-Tracks auf Audiospuren und kannst sie dementsprechend bearbeiten.
Im modernen Hip-Hop kommen aber fast immer elektronische Drums zum Einsatz, denn die knallen von Anfang an einfach besser. Du kannst also die Samples eines Drum-Kits in Form von Audiodateien wiederum auf einer Audiospur nutzen, genauso wie man es mit aufgenommenen Drums macht.
Oder du lädst die Samples in einen Sampler, die meisten DAWs haben speziell für Drums einen eigenen Drum-Sampler, in Studio One heißt dieser „Impact“. Diese Sampler erinnern optisch meistens an eine MPC von Akai oder einen ähnlichen Drum-Computer. Deshalb haben auch die meisten Software-Drum-Sampler 16 Pads, auf die du die einzelnen Sounds einfach mit der Maus ziehen kannst. Der Vorteil eines Samplers liegt darin, dass du leichter Sounds austauschen, die Sounds tiefer oder höher stimmen und Veränderungen an den Sounds vornehmen kannst, wie beispielweise die Attack- und Release-Zeit einstellen. Außerdem liefern DAWs in der Regel einen recht großen Fundus an Drum-Kits, die bereits perfekt auf dessen Drum-Sampler angepasst sind.
Laden der Sounds
In Studio One ist das Importieren von Dateien und das Erstellen von Spuren extrem einfach. Alle Dateien, darunter nicht nur Audio-, Video- oder MIDI-Dateien, sondern auch VST-Instrumente und sogar Effekte, werden einfach per Drag-and-Drop in das Arrangement-Fenster gezogen. Dabei wird dann automatisch eine neue Spur erstellt.
Als erstes gehe ich auf die Suche nach einem guten Kick-Sound. Dazu stöbere ich ein wenig bei Trapstar umher, der abgespeckten Version des vorhin bereits erwähnten Drum-VSTs Trax. Im vierten Drum-Kit werde ich fündig. Die Kick dieses Kits hat schon ohne Bearbeitung viel Punch und eine Menge tiefe Frequenzen zu bieten.
Für dich ausgesucht
Da die Snare in unserem Beat nur auf „2“ und „4“ zu hören sein wird, importiere ich einfach eine Audiodatei per Drag-and-Drop aus dem Browser ins Arrangement. Ich nehme dafür einen Standard-Snare-Sound mit viel Attack, den man in vielen Trap-Beats hört. Eine zweite Snare für rhythmische Akzente lade ich in Impact, um diese später über mein Keyboard einspielen zu können.
Fehlen nur noch die Hi-Hats. Dafür öffne ich das Freeware-Drum-Plugin „Drum Pro“, das fantastisch klingt. Das Trap-101-Kit enthält zwei Hi-Hat-Sounds, die wir gut für unseren Drum-Beat brauchen können. Für weitere Becken lade ich zum Schluss noch ein Kit von „Impact“, das geht auch direkt aus dem Browser. Hier finde ich kein Trap-Kit, aber das Urbanic-Kit tut es auch, denn das klingt auch schön dreckig.
Drum-Programming
Düstere Trap-Beats gehen beim Tempo auch schon mal unter 60 BPM, besonders der deutsche Hip-Hop bewegt sich in letzter Zeit sogar wieder in Richtung 90 BPM. Ich stelle als Tempo 73 BPM ein, damit sind wir irgendwo in der Mitte.
Zuerst starten wir mit der Snare. Diese haben wir ja bereits in das Arrangement per Drag-and-Drop importiert. Nun muss sie nur noch dupliziert werden. Dazu aktiviere ich das File per Mausklick und drücke einfach die Taste D – fertig. Das Ganze dann noch sechs weitere Mal, dann muss ich die Dateien nur noch an Ort und Stelle schieben. Und schon haben wir bereits die ersten vier Takte unserer Haupt-Snare programmiert.
Als nächstes setzte ich eine durchgängige Hi-Hat, damit wir später beim Einspielen der restlichen Elemente eine bessere rhythmische Orientierung haben. Dafür nutze ich den Step-Sequencer in Studio One. Obwohl sich auch hier einzelne Noten über die Tastatur leicht einzeichnen und duplizieren lassen, nutze ich dieses Mal die Note-Repeat-Funktion. Damit muss ich nicht jede Hi-Hat einzelnen einzeichnen oder einspielen, sondern die entsprechende Taste am Keyboard einfach nur halten. Solange ich das tue, werden Noten entsprechend dem eingestellten Notenwert automatisch aufgenommen und danach direkt quantisiert. Aktivieren kannst du die Funktion über das kleine Zahnrad in der Transportleiste.
Im Menu aktiviere ich die Funktion und lasse 16tel als Notenwert. Jetzt muss ich nur noch die Aufnahme beginnen und an den Stellen, an denen ich die durchgängige Hi-Hat haben möchte, die entsprechende Taste am Keyboard anschlagen und halten. Und so sieht das Ganze dann aus.
Wie du siehst, habe ich immer am Ende eines Taktes eine Lücke gelassen, dort recorde ich jetzt wieder Hi-Hats, aber dieses Mal mit einem anderen Notenwert. Damit erhalten wir die im Trap typischen Hi-Hat-Rolls.
Du kannst deinen Workflow noch weiter beschleunigen, indem du die Notenwert-Option einer Taste zuweist und somit direkt beim ersten Einspielen der Hi-Hat die verschiedenen Notenwerte auslösen und damit aufzeichnen kannst.
Die Kick spiele ich über das Keyboard ein, genau wie im Anschluss dann die zweite Snare mit einem ganz typischen Trap-Rhythmus. Da mir die erste Snare doch etwas zu dünn erscheint, dopple ich die Hits auf „2“ und „4“ mit der zweiten Snare. Dadurch bekommen wir mehr Punch.
Zum Schluss füge ich noch ein paar Percussion-Akzente hinzu, die ich auch über das MIDI-Keyboard einspiele. Dabei lasse ich mich einfach von den Sounds und dem Groove inspirieren.
Groove
Unser Drum-Beat klingt jetzt nicht schlecht, aber wir brauchen noch mehr Groove. Groove ist bei elektronischer Musik immer sehr wichtig, und er entsteht immer dann, wenn etwas Gerades auf etwas Ungerades trifft. Werden alle Drums quantisiert, also ganz genau auf ihre Position gesetzt, klingt das meistens etwas langweilig und ein bisschen leblos, denn kein Mensch würde so Schlagzeug spielen oder wäre dazu überhaupt in der Lage.
Um den Faktor Mensch zu imitieren, hatten schon MPCs die sogenannte Swing-Funktion. Beim Swing, einer besonderen Form der Jazz-Musik, werden nur sehr wenige Noten auf ihrer exakten Zählzeit gespielt und stattdessen verzögert, dadurch entsteht ein besonderer Groove. Und genau diesen Groove imitiert die Swing-Funktion, die inzwischen auch jede DAW an Bord hat.
Auch das ist nicht schlecht, aber das Ergebnis ist noch nicht optimal, deshalb suche ich nach einer anderen Möglichkeit, Groove zu erzeugen. Es gibt die Möglichkeit, Noten nicht vollständig zu quantisieren. Studio One hat dazu zwei Optionen: Quantisieren 50% und Humanize.
Einen ähnlichen Effekt erreicht man aber auch, indem man verschiedene Drum-Elemente zeitlich einfach verschiebt. Für uns bedeutet das, dass wir die kompletten Hi-Hats und Percussion-Elemente ein bisschen nach rechts verschieben und schauen, was dadurch passiert. Hier gibt es keine Regel, das Ohr entscheidet. Verschiebe die Noten solange, bis es für dich gut klingt. Hörst du den Unterschied zum quantisierten Beispiel?
Drum-Mixing
Zum Schluss wird unser Drum-Beat noch gemischt. Falls du auf der Suche nach Hilfe bei diesem Thema bist, schaue dir unbedingt die Crashkurs Mixing, 12 Basics für einen besseren Mix, Bassdrum richtig abmischen, und Besser mixen – Pop-Kickdrum mischen an.