Ein Traum von mir war es schon immer, mit einem mobilen Tool in den Park zu gehen, dort von einer anderen Umgebung inspiriert ein paar „Beatz“ zu basteln, diese anschließend in den heimischen Host-Sequenzer zu importieren, um sie dann in aller Ruhe auszuarbeiten und einen Track daraus zu bauen. Zukunftsmusik? – Keineswegs! Aber die technische Umsetzung ließ meiner Ansicht nach extrem lange auf sich warten und kommt nun in Form einer blau illuminierten und sehr kompakten Groove-Box daher. Das Beat Thang ist nicht die einzige “Kiste” der Beatkangz. Als erstes Hardware-Projekt waren die drei Hip-Hop-Musiker maßgeblich an Zooms Streetboxx SP246 beteiligt und haben seinerzeit ihre ersten Gehversuche als Entwickler gemacht.
Dallas Austin war beim Beat Thang hauptsächlich für die Gestaltung der vielen Sounds und Kits verantwortlich, während die Beatkangz sich der Umsetzung eines intuitiven Workflows widmeten. Herausgekommen ist ein interessantes Konzept, welches dem einer MPC zwar in Grundzügen ähnelt, aber eben andere Präferenzen setzt. Der Fokus liegt hier auf dem intuitiven Umgang, gepaart mit einem effektiven Workflow. Darüber hinaus war den Entwicklern der Mobilitätsfaktor ungemein wichtig. Und ebenso die Grundvoraussetzung, dass die mobil gebauten Beatz eben auch kompatibel zum heimischen Sequenzer sind. Darüber hinaus bringt die Box schon einen Haufen Sounds mit, immerhin tritt sie die Reise über den Atlantik mit 3000 Sounds im Gepäck an. Wie die so klingen oder was im speziellen die Vorzüge und Nachteile gegenüber einer AKAI-MPC sind, könnt ihr im nachfolgenden Artikel erfahren …
DETAILS
Bereits seit der Musikmesse war ich gespannt wie ein Flitzebogen auf das Teil und endlich kann es losgehen. Dem Karton entnehme ich … weniger als ich gedacht habe. Im Grunde beschränkt es sich auf das Beat Thang selbst, das dazugehörige Netzteil sowie eine englische Kurzanleitung über 20 Seiten. That´s it! Nicht schlimm, aber irgendwie hatte ich mehr erwartet. Zum Beispiel eine CD mit der Software Beat Thang Virtual, die sowohl als eigenständiges Programm wie auch als VST-Plug-in als kostenlose Dreingabe zur Hardware mitgegeben werden soll. Statt dessen ein schwarzer Flyer mit Links zur Homepage, auf welcher sich der Käufer registrieren soll, um in den Genuss von zwei Downloads zu kommen. Hierbei handelt es sich um die eben bereits genannte Software und das Dallas Austin Sound Pack. Nun gut, aber so kann man sich wenigstens sicher sein, die aktuellste Version zu installieren, was ja bei Beipack-Datenträgern nicht gewährleistet werden kann.
Erster gleich zweiter Eindruck
Beim Trockenlauf über die Bedienelemente bestätigte sich mein erster Eindruck, den ich auf der Musikmesse gewonnen hatte. Das Teil ist voll „Heavy Duty“. Oder „Full Metall Jacket“-mäßig. Oder einigermaßen nüchtern umschrieben: roadtauglich in jeglicher Hinsicht. Das beginnt beim Formfaktor und geht weiter über die Größe. Beat Thang ist unglaublich kompakt aber eben auch kein Leichtgewicht, was den Mobilitätsfaktor zugegebenermaßen ein wenig herabsetzt. Satte 2845 Gramm bringt das Teil nämlich auf meine Waage.
Sämtliche Bedienelemente machen einen hervorragenden Eindruck auf mich und sind erstklassige Repräsentanten einer sehr soliden Verarbeitung, hoher Wertigkeit und einer damit verbundenen Nachhaltigkeit. Alle rückseitigen Schnittstellen sind professionell ausgeführt, sauber in das Vollmetallchassis eingelassen und vermitteln ebenfalls einen besonders guten Eindruck. Hier macht den Beatkangz keiner was vor! Top!
“Back”-End
Die Rückseite des Metall-Boliden offenbart eine Vielzahl an Schnittstellen, die absolut zeitgemäß sind und alles ermöglichen, was ich mir beim ersten Brainstorming so vorstellen kann. Ganz rechts entdecke ich eine Kombibuchse, die sowohl XLR- als auch 6,3 Millimeter große Stereoklinken entgegennimmt und zur Aufnahme von Mikrofon- und Stereo-Line-Signalen dient. Rechts daneben hat ein Poti Platz gefunden, mit dessen Hilfe das Signal hinsichtlich des Pegels angepasst werden kann. Eine links neben der Buchse befindliche LED signalisiert die Aktivität der integrierten Phantomspeisung. Was natürlich den Schluss zulässt, dass der Gebrauch von Kondensatormikrofonen zu Beat Thangs Standardrepertoire gehört, worüber sich manch einer freuen wird. Wie der Preamp klingt, könnt ihr im Praxisteil nachlesen …
Weiter links schließt die Ausgangssektion an, die mit zwei Schaltklinkenausgängen für den Stereo-Masterbus und zwei separaten Kopfhörerverstärkern aufwarten kann (allesamt 6,3-Millimeter-Klinkenbuchsen). Der Master Out lässt sich sowohl symmetrisch wie auch unsymmetrisch betreiben. Einzelausgänge sind nicht vorhanden, wäre dann aber vielleicht auch ein wenig viel verlangt und Platz ist da eh keiner mehr …
Für dich ausgesucht
Nach einer Buchse zum Anschluss eines Fußschalters schließt weiter links eine Standard MIDI-Schnittstelle (In/Out) an. Links neben den fünfpoligen DIN-Buchsen folgen je ein USB-Schacht Typ A und B. Der eine dient zur Kontaktaufnahme mit einem Rechner, der andere ermöglicht den Anschluss von USB-Sticks (bis zu 32 Gigabyte, FAT oder FAT32) oder USB-Controllern/Keyboards, die class-compliant sind und somit eine Inbetriebnahme ohne Treiber-Installation ermöglichen. Denkbar ist hier durchaus die Verwendung von AKAIs Pad-Controllern (Test hier) oder USB-Keyboards (Test hier). Des Weiteren sind hier zwei SD-Karten-Slots untergebracht, um externe Samplebänke oder Sounderweiterungs-Packs nutzbar zu machen. Natürlich können hier auch Songs und Patterns oder Audioexporte abgelegt werden, sodass die Daten auch ohne Beat Thang (Virtual) am heimischen PC in den Hostsequenzer importiert werden können. Neben der Kabelaufnahme für das mitgelieferte Netzteil gesellen sich in der rechten Ecke zudem „Mr. Powerbutton“ und eine zweifarbige LED, die rot leuchtet, wenn der Akku geladen wird und grün, wenn er „voll“ ist. Das obligatorische Loch für ein Kensington-Lock rundet das Backpanel ab und sorgt dafür, dass der Trommelmaschine nicht während einer Gig-Pause flinke Beine wachsen.
Der Kern des Ganzen
Das Herzstück ist im Grunde ähnlich wie bei einer MPC: ein Hardware-Sequenzer. Dieser verfügt über 16 Spuren, die interne Kits und Samples oder auch externe MIDI-Expander über die MIDI-I/Os (Standard-DIN oder USB-MIDI) ansteuern können.
Da das „Thang“ nicht über Einzelausgänge verfügt, stellt es einen internen DSP-Mixer bereit, der auch externe Klangquellen über den Stereo-Line-In beziehungsweise Mikrofon-In mittels Thru-Taste hereinnimmt. Die Summe aller 16 Spuren wird rückseitig über den Master abgegriffen. Natürlich kann das Signal auch über die zwei Kopfhörerausgänge, die sich hinsichtlich der Lautstärke separat regeln lassen, abgehört werden. Der Mixer stellt neben Mute, Solo, Pegel und Pan drei reine FX-Sends sowie je ein Filter (Lowpass-, Highpass-, Bandpass-, Notch- oder Peaking-Filter sowie High- oder Lowshelf-EQ) pro Spur bereit. Bei den Effekten handelt es sich um vier Slots. Der erste Slot „Freak“ ist ein Only-Wet-FX, der als Send ausgeführt wurde. In diesen Slot können sämtliche Modulationstypen (Flanger/Phaser) geladen werden. Wird der Effekt eingeschaltet, sind auf dem Masterbus nur noch die Spuren zu hören, die aus dem Mixer heraus auf den Freak-Send geroutet wurden.
Die nächsten beiden Slots sind Dry/Wet-Slots (Delay und Reverb), die auf herkömmliche Art und Weise aus dem Software-Mixer heraus über die Sends besaftet werden. Aktiviert man diese beiden, ist aber auch der Trockenanteil des Quellsignals weiterhin auf der Summe hörbar. Der letzte der vier Slots, namens „Bang“ ist ein reiner Master-Insert, der wie der Name bereits vermuten lässt, in den Masterbus per Insert eingeschliffen wird. Bei Aktivierung durchläuft die komplette Summe diesen Effekt. Hier sind klassische Mastereffekte zu finden, wie Tape-Sättigungs- und Analogsound-Emulationen, aber auch Bass-Boost und Limiter-Kombo-Plug-ins.
Neben den 3000 Sounds, die das Beat Thang bei Erstauslieferung bereits integriert hat, kann es um eigene Samples erweitert werden. Diese lassen sich wahlweise über Datenträger wie SD-Karten oder USB-Sticks importieren oder eben selbst aufzeichnen.
Das zum Prinzip der Maschine. Werfen wir doch mal einen Blick auf die … …
Oberfläche und Bedienelemente
Auch hier haben die Beatkangz sich meiner Ansicht nach nicht lumpen lassen. Unten fußen zwölf fünfeckige, anschlagdynamische und gummierte Buttons, die wie bei einer Klaviatur angeordnet sind. Sie bieten so eine Oktave im Direktzugriff und laden mich zum ersten Beats-Einklopfen ein. Rechts über dieser Tastatur befinden sich im Fünfeck angeordnet: die Mixer-Sektion mit Mute- und Solo-Buttons sowie die Bank-Taster, mit deren Hilfe das Keyboard Oktave-mäßig durchgeschaltet wird.
Links daneben schließen die Track-Taster an, mit denen man im Pattern-Modus die gewünschte Spur auswählt. Schweift das Auge noch weiter Richtung Westen, folgt unmittelbar die Transport-Sektion, die mit den üblichen Verdächtigen (Play/Stop/Record …) vorliebnimmt. Etwas weiter nördlich finden wir eine Reihe Funktionstasten, die Features wie Edit, Save, Exit, Undo, System und Volumes umfassen. Hoch im Norden thront zentral das angewinkelte und sehr gut ablesbare 9,0 cm x 6,7 Zentimeter große LC-Display, welches alle relevanten Informationen für jeglichen Modus visualisiert. Unter dem Screen sitzen weitere vier Funktionstaster, mit deren Hilfe die im Display unten stehenden Parameter zur Editierung selektiert werden können. Der Screen wird links und rechts von jeweils einer Button-Spalte mit Endlos-Push-Encoder flankiert. Beiden Potis stehen je zwei silberne Taster zur Seite, welche die Funktion des Encoders übernehmen können. Der linke Regler dient als Cursor, respektive Navigationselement, während der rechte die Auswahl des selektierten Parameters übernimmt. Die linke Vertikale ermöglicht dem User zwischen den Modi zu wechseln (Song/Pattern), während die rechte Seite Effekt-Slots (Freak/Delay und Bang) (de) aktiviert.
Und abends mit Beleuchtung – Blang!
Unter die vier Effekt-Taster ist noch der Blang-Button gerutscht, der die verschiedenen Beleuchtungs-Modi durchschaltet. Für manchen mag das nach Spielerei klingen. Das mag auch auf den ersten Blick zutreffen, doch bei näherem Hinsehen macht auch dies durchaus Sinn: Alle gummierten Buttons können beleuchtet werden. Insgesamt gibt es fünf globale Leucht-Modi. Zwei davon repräsentieren die Extremzustände „alles aus“ und „alles an“. Der zweite Modus beleuchtet nur die Buttons, deren Funktionen gerade aktiv sind. Ein weiterer erhellt alle Taster schwach und diejenigen, die aktiv sind, stark. Und dann gibt es noch den invertierten Mode, bei welchem grundsätzlich alle leuchten, außer die Buttons, deren Funktionen gerade aktiv sind. Die sind dann nämlich aus. Das Ganze macht vor allem vor dem Hintergrund Sinn, dass man das Tool sowohl live im Dunkeln oder auf der Bühne oder eben nachts im Park gebrauchen und sich deswegen die Beleuchtung der Buttons zunutze machen kann. Doch Licht kostet eben auch Akkulaufzeit.
An den Seiten des „Thangs“
An der linken Seite ist ein Pitchwheel ins Gehäuse eingelassen, das handlich ist, sich gut bedienen lässt und schön artig wieder in seine angestammte Mittelposition zurückschnappt. Das Pitchwheel kann wahlweise alles (also den Mixerausgang) oder den selektierten Track in Echtzeit pitchen. Was gepitched wird und um wie viel, wird in den globalen Einstellungen der System-Seite voreingestellt. Die rechte Gehäuseseite beherbergt das Modulations-Rad, welches das Filter der mittels Track-Button ausgewählten Spur öffnet, beziehungsweise wieder schließt. Fein!
NAMME sagt:
#1 - 12.05.2013 um 15:34 Uhr
KEIN PATTERN WECHSEL BEIM ANHÖREN
KEIN STEP SEQUENZER
KEINE EINZELAUSGÄNGEUNÜBERSICHTLICHER SONGMODE
KOMPL;IZIERZTE BEDIENUNG TROTZ EINFACH AUSSEHENDER OBERFLÄCHE
ANGEBLICHE 7 JAHRE DAS BESTE AUS ALLEM GESAMMELT
BEIM PREIS LACH ICH MICH SCHLAPP
KINDER MPC FÜR REICHE