Beatport kauf Loopmasters – und Plugin-Boutique noch dazu

Wer in letzter Zeit die Menüleiste bei Beatport aufmerksam beobachtet hat, dem dürften dort zwei neue Einträge aufgefallen sein: Denn dort finden sich seit Neuestem die Menüpunkte „Loopcloud“ und „Plugin-Boutique“. Der Hintergrund erschließt sich durch die aktuelle Pressemeldung von Beatport:

beatport_loopmasters_teaser


In der Meldung vom 16.12.2020 geben Beatport bekannt, dass sie den Sample- und Soundpack-Lieferanten „Loopmasters“ und – wenn man schon mal am Shoppen ist – auch den Audio-Plugin-Distributor „Plugin-Boutique“ gekauft haben. Über Preise war nichts zu erfahren, aber Beatport-Chef Matt Pelling sagt begeistert:

„Das phänomenale Wachstum von Plugin Boutique, dem weltweit führenden Anbieter von Plug-Ins und die kürzlich erfolgte Einführung von Loopcloud, einem innovativen Abonnementdienst für den Sample-Markt, sind ein Beweis für die Fähigkeiten dieser Teams und wir sind sehr glücklich, sie in der Beatport-Familie willkommen zu heißen“.
Die strategische Entscheidung zur Übernahme ist nicht unklug, denn der Markt für Soundpacks, Samples und Plugins – kurz allem, was dazu dient, Content (in dem Fall Musik) zu generieren, ist beständig auf Wachstumskurs.
Erst kürzlich gab die Musik-Produktions-Plattform „Splice“ – die gerade mit einer Finanzspritze von 105 Millionen Dollar bedacht wurden und selber im Bereich Samples und Plugins tätig sind – bekannt, dass sie seit Bestehen über 35 Millionen Dollar an die Künstler und Produzenten ausgeschüttet haben.
Und auch die Musik-Selbstvermarktungs-Plattform „Beatstars“ berichtet, dass sie zum Jahresende die Marke von 100 Millionen an Künstler ausgeschüttete Tantiemen erreichen werden. Das passt in ein Bild, in dem klassische Label-Strukturen immer mehr an Einfluss verlieren. So hat der Branchendienst „Midia“ ermittelt, dass Künstler im letztem Jahr (2019) über den Direktvertrieb ihrer Musik sage und schreibe 821 Millionen Dollar eingenommen haben, Tendenz steigend.

Die Menüleiste von Beatport verrät schon, was die Zukunft bringt.
Die Menüleiste von Beatport verrät schon, was die Zukunft bringt.

Wo die Reise hingeht ist also klar: Mit Beatport- und Beatsource-Link, dem integrierten Streaming-Abo sind bereits zwei kostenpflichtige Abo-Dienste am Start und auch Loopmasters und Plugin-Boutique bieten Abonnements für ihre Dienste an. Ein zukünftiges Szenario könnte also aus einer Aggregation sämtlicher Einzelservices zu einem großen Content-Creation und Distribution-Portal sein: Loop-Kit runter laden, mit Tools aus dem Portfolio von Plugin-Boutique am Rechner zum Veröffentlichungs-fertigen Track zusammen dengeln und ihn direkt über Beatport veröffentlichen.
Musiker, die noch an das Ideal von handgeschriebene Werke glauben – auskomponierte Stücke, die bis zur Perfektion einstudiert werden, um sie dann mit aufwändiger Technik aufzunehmen und das Album dann bei einem Label, dem man vertraut und das auf einer Linie mit der eigenen musikalischen Philosophie liegt zu veröffentlichen, wird diese Vorstellung natürlich ein Graus sein.
Auf der anderen Seite hat das Phänomen der so genannten „Type Beats“, also gewissermaßen eine Art Soundalike-Instrumentals, die von Bedroom-ProducerInnen zusammen geklickt, über die entsprechenden Portale angeboten und gelegentlich zu echten Megahits werden, eine nicht weg diskutierbare Dynamik und Vitalität. Und die aktuelle Akquise-Entscheidung von Beatport bestätigt diese Argumentation.

Worum es am Ende geht ist klar: Nämlich Abos verkaufen.
Worum es am Ende geht ist klar: Nämlich Abos verkaufen.

Am Ende muss man unweigerlich an die visionären Worte des Apple-Gründers Steve Jobs denken, der in seiner bemerkenswerten Weitsichtigkeit schon in Anfang dieses Jahrhunderts die These aufstellte, dass die beste Möglichkeit im Internet Geld zu verdienen nicht darin liegt, dem User Content zu verkaufen, sondern Plattformen zu schaffen, auf denen die User ihren eigenen Content generieren und ihn sich selber verkaufen. Wie so oft schon, lag er auch hier richtig.

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von Numinos

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