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Behringer 369-KT Test

Der Stereo-Kompressor Behringer 369-KT in diesem Test ist dem klassischen Diodenbrückenkompressor Neve 33609 nachempfunden. Kann der Clone überzeugen oder muss man zu große Abstriche machen?

Quick Facts zum Behringer 369-KT

  • Stereo-Kompressor nach Vorbild des Neve 33609
  • Kompressor und Limiter kaskadierbar
  • über 15-poliges D-Sub Fernsteuerung möglich
  • gerasterte Knöpfe

Vorbild Neve 33609

Dank seines musikalischen, und doch unaufdringlichen Klang-Charakters erfreut sich der originale Neve 33609 seit seiner Einführung 1985 als Weiterentwicklung des 2254 enormer Beliebtheit unter den Größen der Studio-Szene. Ob nun Nirvanas Nevermind, Radioheads „OK Computer“ oder Adeles „21“: Über die letzten vier Dekaden konnte der warme 33609-Sound so einige Top-Alben bereichern.

Diese Qualität hat allerdings auch seinen Preis. Stolze 3590 Euro kostet der Klassiker derzeit. Mit Heritage Audios HA 609 oder dem SA-609 von Stam Audio etwa, finden sich Kopien um die 2000 Euro. Und auch Plug-in-Versionen, zum Beispiel von Universal Audio, bieten Alternativen. Hardware, die dem Hobby-Mischer kein Loch ins Portemonnaie schneidet, suchte man allerdings bisher vergeblich.

Behringer 369-KT deutlich preiswerter


Nicht überraschend ist es daher, dass Behringer, die nun schon länger erfolgreich den Klon-Zug fahren, es sich auch hier nicht nehmen lassen, sich an einer Kopie zu versuchen. Der Behringer 369-KT geht für gerade einmal 499 Euro über den Ladentisch. Wenn Behringer hier einen ähnlich guten Job machen wie zum Beispiel bei ihrem Moog-Klon, dem Poly-D, dann dürfte der Neuling auch für Profis einen Blick wert sein.

Der Behringer 369-KT sieht sehr aus wie das Neve-original, ist aber vor allem schon mal eines: preiswerter.

369-KT leichter als ein echter Neve

Beim Behringer 369-KT handelt es sich um einen klassischen Class-A-Summen- bzw. Mastering-Kompressor mit zusätzlichem Limiter. Er ist als 19-Zoll-, 2-HE-Gerät designt und umfasst zwei, in Stereo oder Dual-Mono zu betreibende Kanäle. In Maßen sind das 483 x 88 x 159 mm bei einem Gewicht von knapp 3,5 kg – nicht ganz so tief und 30% leichter also als das Original.

Diodenbrücke

Der Neve 33609 verwendet eine spezielle Diodenbrückenschaltung. Die ist verantwortlich für den warmen und satten Neve-Sound, den viele als musikalisch und angenehm empfinden. Beim Klon sind „Custom-Build“-Transformer der Music-Tribe-Tochter Midas verbaut, welche den Klang des Vorbildes detailgetreu nachbilden sollen.

Threshold in 0,5dB-Schritten

In puncto Eingangsimpendanz entspricht die Behringer-Version dem Neve-Pendant: Beide bieten die Möglichkeit, die von Werk eingestellten 10 kΩ auf 600 Ω umzuschalten. Außerdem besitzen beide Geräte einen identischen Frequenzgang von 20 bis 20 kHz bei ±0,5 dB und weisen eine sehr geringe Verzerrung auf. Die Bedienparameter sind ebenfalls gleich und lassen sich zusätzlich über einen 15-poligen D-Sub-Anschluss extern steuern. So ist die Ratio des Kompressors von 1,5:1 bis 6:1 einstellbar, die Attack-Zeit von Limiter und Kompressor kann von „Slow“ (6 ms) auf „Fast“ (3 ms) geswitcht werden und der Threshold ist jeweils in 0,5dB-Schritten von +4 dBu bis +15 dBu regelbar, was eine Reduktion von bis zu 20 dB ermöglicht. Beim Limiter bedeutet „Slow“ dagegen 4 ms und „Fast“ 2 ms.

Limiting- und Compression-Sektionen beider Kanäle

Was die Release-Zeiten angeht, hat der Kompressor feste Settings: Neben 100, 400, 800 und langen 1500 ms gibt es hier auch zwei Auto-Einstellungen, die von 100 ms – 2 s, bzw. 50 ms – 5 s variieren. Der Limiter dagegen, hat diesbezüglich Standard-Settings von 50, 100, 200 und 800 ms, sowie ebenfalls zwei Auto-Modi, mit denselben Zeiten wie beim Kompressor. Alle beide lassen sich einzeln oder über einen global aggierenden Toggle-Switch bypassen.

Geräuschpegel besser als beim Neve

Der Behringer geht mit einem Geräuschpegel von -79 dBu an den Start, das ist niedriger als beim Neve-Original mit seinen -73 dBu. Die Ausgangsimpendanz des Behringer 369-KT liegt bei 75 Ω. Physisch verfügt der Kompressor neben der D-Sub-Buchse über jeweils zwei Line-Ein- und Ausgänge. Dafür wird er über ein herkömmliches Kaltgerätekabel an den Strom angeschlossen.

Front des 369-KT

Optisch ist der Klon seinem Neve-Vorbild in vielerlei Hinsicht wie aus dem Gesicht geschnitten. Lediglich in der Farbwahl der Frontplatte weicht man vom Design der aktuellen 33609-Einheiten ab, die derzeit grau sind. Hier halten sich Behringer an ein schlichtes, dunkles Blau. Die einzelnen Bediensektionen sind klar ersichtlich voneinander getrennt, markiert durch weiße Linien, welche die Drehknöpfe umschließen und ohne Makel aufgedruckt sind.

Front des Geräts

Links an der Front befindet sich die Produktbezeichnung, gefolgt von der Limiter-Sektion, welche aus zwei Drehknöpfen der Regelung von Threshold und Release-Zeit dienen und zwei Kippschaltern zur Einstellung von Attack-Zeit und Bypass-Modus. Da sich beide Kanäle individuell steuern lassen, sind alle Bedienelemente doppelt, untereinander platziert vorhanden.

Der Kompressor lässt sich anhand bietet folgender Parameter einstellen: Threshold, Makeup-Gain, Ratio von 1,5:1 bis 6:1. Es wurden Kunststoffregler verwendet, anders als beim Neve-Vorbild, wo man nach wie vor auf Metall setzt. Wer jetzt vielleicht denkt, die Behringer-Knöpfe seien von minderwertiger Qualität, irrt.

Positiv: Die Regler sind gerastert! Dadurch lassen sich Settings von Session zu Session ohne großes Herumtüfteln rekonstruieren. Die Schwergängigkeit der Regler ist der einzige mir ersichtliche Schwachpunkt des Gerätes. Allerdings gehe ich davon aus, dass dies Gewöhnungssache sein dürfte und nach kurzer Zeit nicht mehr auffallen sollte.

Schalter über Schalter

Der darauffolgende Bereich dient dem globalen Handling des 369-KT und ermöglicht anhand diverser Switches den Wechsel zwischen Stereo- und Dual-Mono-Modus, das Einschalten der externen Steuerung und ein Bypassen beider Kanäle. Zuletzt finden sich vorn noch zwei VU-Meter zur Anzeige der Gain-Reduktion und ein ON/OFF-Schalter samt Statusleuchte im Vintage-Stil.

Rückseite

Die Rückseite bietet Platz für alle Anschlüsse des Behringer-Kompressors. Zugegeben, das sind natürlich nicht allzu viele. Da wären zum einen eine Buchse für das mitgelieferte Kaltgerätekapel zur Stromspeisung und der 15-Polige D-Sub-Anschluss, über welchen der 369-KT ferngesteuert werden kann. Dazu kommen zwei In- und Outs in XLR-Form, über welche Audiosignale zuzuführen bzw. auszugeben sind.

Anschlüsse

Der 369-KT von Behringer im Software-Vergleich

Wie viele 33609-Fans benutze ich nur zu gern die Plug-in-Version von Universal Audio, welche als Teil der „Neve Dynamics Collection“ erhältlich ist. Die schlägt mit einem regulären Kaufpreis von 327 Euro zu Buche und dürfte für den ein oder anderen die preiswertere Alternative zur zehnmal so teuren Hardware darstellen. Stand August 2024 ist die Software allerdings noch nicht als Native-Version erhältlich und dementsprechend nur in Verbindung mit Sattelite-Karte oder UAD-Interface nutzbar. Das ist ein weiterer Kostenfaktor, den es hier zu bedenken gilt.

Zuerst geht’s an die Drums

Bus-Kompressoren wie der 33609 werden oft genutzt, um mehrere Signale einer Gruppe „zusammenzukleben“. Also schicke ich einen Schlagzeug-Bus durch den 369-KT und stelle die Attack-Zeit des Kompressors auf „Slow“, damit Transienten von Snare und Kick noch etwas Platz finden. Die einigermaßen kurze Release-Zeit von 100 ms, gepaart mit einer 4:1-Ratio sorgen bei einer Gain-Reduktion von bis zu 4 dB für einen recht natürlichen Sound, bei welchem die Kompression zwar hörbar ist, aber nicht aufdringlich wird. Den Limiter benutze ich lediglich, um im Notfall extreme Spitzen abzufangen. So bekommt das Schlagzeug ein bisschen mehr Fülle und wirkt etwas mehr wie aus einem Guss.

Settings für die folgende Drum-Compression
Audio Samples
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Drums, original Drums, 396-KT Drums, UAD

Das Plug-in-Pendant stelle ich ebenso ein, dass das Endergebnis eine entsprechende Pegelreduktion aufweist. In den Soundbeispielen findet ihr eine unkomprimierte und die beiden bearbeiteten Schlagzeug-Versionen. Mir persönlich sagt in diesem Fall der etwas wärmere Klang der Hardware ein bisschen mehr zu. Ich habe das Gefühl, dass das Plug-in den Höhen einen „digitalen“ Sound verleiht, welchen ich bei der Emulation von Analog-Geräten ja eben nicht haben möchte. Der Unterschied ist allerdings eher subtil wahrnehmbar: Dass dieser im Mix auffällt, bleibt zu bezweifeln. So oder so macht der 369-KT bei den Drums schon mal einen ordentlichen Job.

Und wie macht sich der 369-KT an Akustikgitarren?

Ich stelle ein Stereo-Bändchen vor die Akustikgitarre. In diesem Beispiel nutze ich die kleinstmögliche Ratio von 1,5:1. Die Attack-Zeit setze ich auf „Fast“, Release bleibt schnell. So erreiche ich eine Gain-Reduktion von bis zu 3 dB. Jetzt hört man den Kompressor deutlicher arbeiten. Wie schon zuvor, findet ihr in den Soundbeispielen wieder drei Versionen zum Vergleich. Auch hier macht der Behringer in meinen Augen eine gute Figur. Die Gitarre klingt etwas voller, weicher und wärmer – so mag ich das!

Settings für das Beispiel mit der Akustikgitarre
Audio Samples
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Akustikgitarre, original Akustikgitarre, 396-KT Akustikgitarre, UAD

Auch auf der Summe taugt der Klon

Ich lege Hardware und Plug-in auf die Summe und stelle beide so ein, dass ganze 5 dB abgeschnitten werden. Die Ratio beträgt 3:1, den Releaseknopf richte ich auf den ersten der beiden Automatik-Modi. Auch dieses Mal kann dich das Ergebnis sehen lassen. Insgesamt klingt der Tack nun voller, angedickt mit etwas analoger Wärme, wobei der Limiter zu scharfe Transienten abschneidet. Den Vergleich zwischen Rohversion, UAD-Plug-in und Behringer möchte ich euch auch hier nicht vorenthalten.

8 dB Reduktion waren auf der Summe doch etwas viel
Audio Samples
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Summe, original Summe, 396-KT Summe, UAD

Test des Behringer 369-KT: Fazit

Nachdem ich mich jetzt ein paar Stunden mit dem 369-KT beschäftigen durfte, bleibt mir nur zu sagen, dass die Produkt-Designer von Behringer auch mit ihrem neusten Klon wieder ganze Arbeit geleistet haben. Die Optik macht was her, alles an dem Kompressor fühlt sich wertig und robust an, egal ob die jeweilige Komponente nun aus Kunststoff besteht oder nicht. An die Haptik der anfangs doch sehr schwergängig drehbaren Rasterknöpfe musste ich mich zwar erst gewöhnen, dem ein oder anderen dürfte das vielleicht störender auffallen, für mich stellte dieser Punkt aber schon nach kurzer Zeit für mich kein Problem mehr dar.

In Hinblick auf den Sound kommt der Klon dem Vorbild sehr nahe und verleiht jedem Signal eine warme, musikalische Färbung, ohne die Dynamik eines Tracks zu zerschneiden. Der Klang ist dicht, aber transparent – die Komprimierung verzeiht einem viel, wie man es von einem 33609 erwarten würde. Der Preis ist in meinen Augen für einen Neve-Klon dieser Qualität eigentlich unschlagbar. Wer Spaß am Drehen von Knöpfen hat und eine ordentliche, aber preiswerte Ergänzung für sein Sound-Cockpit sucht, wird hier definitiv fündig. Wieder einmal zeigen Behringer, dass Qualität kein Vermögen kosten muss – zumindest, wenn man zu Music Tribe gehört, sich allerhand etablierter Technik bedienen kann und einen eigenen Industriekomplex in China zur Hand hat.

  • zweikanaliger Diodenbrückenkompressor mit Übertragern
  • diskrete Class-A Schaltung
  • True Relay Bypass pro Kanal
  • Impedanz Eingang: 10 kOhm
  • Impedanz Ausgang: 75 Ohm
  • Frequenzbereich: 20 – 20000 Hz
  • Threshold: +4 dBu bis +15 dBu (Kompressor, Limiter)
  • Ratio: 1,5:1 bis 6:1 (Kompressor)
  • Attack: Fast/Slow (Kompressor, Limiter)
  • Release: 100 ms bis 1500 ms (Kompressor)
  • Release: 50 ms bis 800 ms (Limiter)
  • Makeup-Gain: 0 bis 20 dB
  • 2 Line Eingänge: XLR
  • 2 Line Ausgänge: XLR
  • 15-Pin Eingang für Remote Control
  • Bauform: 19″ / 2 HE
  • Abmessungen (B x H x T): 483 x 88 x 159 mm
  • Gewicht: 3,48 kg
  • hergestellt in: China
  • Webseite: behringer.com
  • Preis: € 499,– (Straßenpreis am 25.9.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • robuste Bauweise
  • gerasterte Knöpfe
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • authentischer, warmer Klang
  • schicke Optik
  • kompakteres Design als das Original
  • sehr rauscharm
Contra
  • Knöpfe etwas schwergängig
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Behringer 369-KT Test
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Review/Test des Neve-Clones

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