Praxis
Die taktile Ersterkundung liefert, wenn ich mir noch einmal den Verkaufspreis vor das geistige Auge rufe, ein erstaunlich positives Bild. Die Encoder lassen sich sanft und angenehm „ölig“ drehen, die Taster geben einen eindeutigen Schalt-Klick von sich und die bulligen Gummi-Füße an der Unterseite verhindern wirkungsvoll das Wegrutschen.
Wie auch bei den anderen Modellen der Baureihe verlangen die Taster danach, verbindlich gedrückt zu werden, was auf der einen Seite Fehlauslösungen vorbeugt, andererseits aber dazu führt, dass man beim lockeren „Überwischen“ von kompletten Zeilen und Spalten nicht immer alle Taster betätigt. Um mal einen (höchst ungenauen) Vergleichswert zu schaffen, greife ich zu einem unkonventionellen Testaufbau: Ich baue das Testgerät zusammen mit einem Allen&Heath Xone:K2 und dem NI Kontrol F1 nebeneinander auf und lege (ohne Druck auszuüben) ein 200 Gramm Tetrapack (Sahne) mit der Ecke der Packung in der Mitte eines Tasters ab. Platz eins in Bezug auf leichtes Auslösen belegt mit deutlichem Abstand der F1, der förmlich schon beim Hauch des Auflegens ein hörbares Klacken von sich gibt. Der K2 schaltet ebenfalls bei 200 Gramm Auflagegewicht – bei ihm muss ich aber das volle Gewicht der Packung auf dem Taster „absetzen“ damit er tätig wird. Der LC-1 zeigt sich von diesem Gewicht unbeirrt. Erst als ich ihn mit einer 370-Gramm-Packung Nudelsoße belade, löst er den Schaltvorgang aus.
Zum Zeitpunkt des Tests waren auf der Behringer-Seite weder die vollständige Dokumentation noch irgendwelche Mappings zu finden, weshalb sich der Autor mit dem Adressieren von Standard-Funktionen an das empfangsbereite NI Traktor und Ableton Live behelfen musste. Mein erster Halt ist folglich der Controller-Manager von Traktor. Dort belege ich die ersten beiden Potenziometer-Reihen mit den insgesamt sechs Knöpfen plus Dry/Wet-Regler der beiden Effekteinheiten. Allein den Encoder-Modus muss man softwareseitig vom Standard-Wert „7Fh/01h“ auf „3Fh/41h“ umstellen. Dann gilt es, den schicken LED-Kranz rund um das Poti entsprechend dem aktuellen Parameterwert leuchten zu lassen. Ich definiere dazu eine Ausgangsquelle (im Beispiel Knob1/FX Unit 1) und setze den Typ des zu kontrollierenden Elements auf „LED“. Zunächst „springt“ der kleine Leuchtpunkt bei Poti-Bewegungen wild im Kreis, doch als ich die MIDI-Range auf ein Minimum von eins und ein Maximum von 15 setze, folgt das LED-Licht exakt meiner Drehbewegung, was bedeutet: Null ist aus, eins ist Linksanschlag und fünfzehn der Rechtsanschlag.
Ich mappe weiter und entschließe mich dazu, den Zahlentastern die ersten vier Cue-Punkte von Deck A und B und den Trigger-Pads die Kontrolle der oberen vier Slots der Remix Decks C und D zu überantworten. Als visuellen Gag sage ich Traktor zusätzlich, dass es den Pegel des aktuellen Sample-Slots als Rückgabewert an die LED des Tasters senden soll und die Lightshow beginnt. Tatsächlich läuft am Ende alles so, wie es soll. Sogar ein böswilliges Ausstöpseln im laufenden Betrieb wird vom Controller und von Traktor ohne Murren hingenommen.
Mein nächster Stopp ist Ableton Live. Da ich es in meinem bisherigen Leben versäumt habe, mich mit der Skriptsprache Python zu beschäftigen, um damit ein „richtiges“ Bedienoberflächen-Template für Live zu programmieren, versuche ich mich an dieser Stelle an der direkten MIDI-Zuweisung über den MIDI-Learn-Taster. Das klappt da, wo es um Tastvorgänge geht, sprich dem Adressieren von Clip-Triggern, Mute-, Solo- und Record-Funktionen einwandfrei. Prinzip bedingt allerdings ohne visuelles Feedback, da der LC-1 über kein internes LED-Leuchtschema verfügt, sondern nur auf externe Kommandos hört (und Ableton Live ohne dediziertes Kontrolloberflächen-Skript keine MIDI-Rückgabewerte sendet). Nicht so geschmeidig zeigt sich dagegen die Kommunikation der Potenziometer mit Drehelementen von Live: Sie lassen sich zwar zuweisen, eine Drehung nach rechts bewirkt allerdings nur eine extrem langsame Parameter-Zunahme, dreht man das Poti dagegen nach links, springt der Wert urplötzlich auf null.
Das mit dem Controller gebündelte Deckadance 2 LE ist meine letzte Station für heute. Hier ist – wie bei den anderen Modellen der CMD-Serie – alles bereits fix und fertig vorgemappt, und zwar für den Vier-Deck-Einsatz.
Die oberen Encoder wirken hier auf die Smart Knobs (zwei pro Deck) und die Trigger-Pads feuern jeweils acht Grossbeat-Effekte pro Deck ab. Das funktioniert auf Anhieb blendend und ich gewinne einen guten Eindruck, wie geschmeidig und übersichtlich sich mit dem LC-1 auch aufwendige Setups im Griff halten lassen. Nicht zuletzt wegen der bunten LEDs und dem LED-Kranz um die Potenziometer. Wenn, ja wenn, ein entsprechendes Mapping im Hintergrund werkelt.
Aktuell ist das Bild, das sich hierzu auf der Download-Seite von Behringer bietet, noch vergleichbar mit einer verlassenen Kleinstadt in Süd-Nevada – nach Goldrausch, Dürre und Atomtest: Leer gefegt. Das muss man fairerweise natürlich auch vor dem Hintergrund sehen, dass wir einige der ersten Geräte, die auf deutschem Boden angelandet sind, testen durften. Sobald die vollständige MIDI-Implementierung verfügbar sein wird, rechne ich fest damit, dass sich die netzweite Schwarmintelligenz in Windeseile aufmacht (falls Behringer selbst nicht zeitnah entsprechende Mappings veröffentlichen), um die Möglichkeiten dieses ebenso leistungsfähigen wie preisgünstigen Controllers auszuloten.
Jeff sagt:
#1 - 22.07.2013 um 13:29 Uhr
Ein sehr ausfühlicher Test. Sind die Buttons eigentlich anschlagsdynamisch oder ist das die Domäne von DC-1?