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Behringer Crave Test

Was habe ich mich getäuscht. Zur NAMM 2019 präsentierte Behringer den Crave und ich dachte, es wäre endlich was Eigenes, weil es nicht nach einer 1:1 Kopie bekannter Vintage-Kisten aussah. Aber machen wir uns nix vor: Der Behringer Crave ist eine Moog Mother-32 Kopie – und eine ganz schön billige dazu, also preislich gesehen. Soll uns das stören? Das werden wir in unserem großen Behringer Crave Test sehen!

Behringer Crave Test
Der Behringer Crave kommt als Moog Mother Kopie.

Behringer Crave – das Wichtigste in Kürze

  • Semimodularer Analogsynth mit einem Oszillator, resonanzfähigem 24 dB LP-Filter (HP Mode), LFO und einer ADS-Hüllkurve
  • Interner Sequencer mit bis zu 32 Steps
  • Flexible Routing-Möglichkeiten dank Patchbay
  • Einfache Studiointegration dank MIDI- USB und CV/Gate-Anschlüsse
  • Eignet sich gleichermaßen für Live-Jams und im Studiokontext

Ein gut verarbeiteter Mono Desktop-Synth

Der Behringer Crave ist ein semi-modularer, monophoner Synthesizer im flachen Desktop-Format. Das Metallgehäuse misst 32 x 16 x 4,5 cm, wiegt 1,3 kg und wurde mit Holzseitenteilen auf Vintage-Look gebracht. 

Aber halt, so alt ist nicht einmal das Vorbild der Kiste, das 2015 erschien und sich Moog Mother-32 nennt?! Der Moog sieht zwar edler aus, der Crave ist trotzdem gut verarbeitet, macht einen robusten Eindruck – und genug Platz zwischen den vielen Potis, Schaltern und Taster hat er auch. Seine Bedienelemente sind außerdem deutlich strukturierter angeordnet. Unentschieden.

Moog Mother vs. Behringer Crave – Test Round 2

Klares Layout ohne viel Schnick-Schnack, der Behringer Crave.
Klares Layout ohne viel Schnick-Schnack.

Wie das teure Originalgerät verfügt auch der Crave über 32 Patchpunkte und einen integrierten Sequenzer inklusive Arpeggiator. Wenn das Layout beider Geräte auch unterschiedlich ist, faktisch sind alle Regler in ihrer Funktion identisch. Einzige Halb-Ausnahme: Der dedizierte Sustain-Regler geht zugunsten des Craves. Eine weitere Gemeinsamkeit ist die Integration über das Eurorack-Format – reichlich Patchkabel liegen dem Behringer Karton auch bei. Allerdings handelt es sich bei meinem Testgerät um ein Vorserienmodel – und über den finalen Lieferumfang möchte ich an dieser Stelle nicht spekulieren. 

Versorgt wird die Kiste, wie das Vorbild, über ein mitgeliefertes 12-Volt Netzteil, außerdem gibt es noch eine MIDI-In Buchse. Hinzu kommt sogar ein MIDI-Thru sowie ein USB-MIDI-Anschluss, beides gibt es beim Moog nicht. Ein weiterer offensichtlicher Unterschied ist der Main-Out, der hier als 3,5 mm Klinke ausgelegt ist, wie auch alle Patchpunkte. Beim Moog liegen diese als solide 6,35 mm Klinke vor. Der Behringer Crave kommt ferner aus China, der Moog ist „Assembled in USA“. Und das Ganze einmal in UVP-Zahlen: 149,- Euro (Crave) vs. 799,- Euro (Mother-32). Der Straßenpreis des Moogs beträgt zwar mittlerweile „nur noch“ rund 575,- Euro – das ist trotzdem fast das Vierfache.

3340 „Curtis Chip“ VCO, Filter und ein LFO

Genug Vergleiche, ran an das Eingemachte: Da wäre zunächst der Oszillator oben links, basierend auf einem Curtis Chip („3340 VCO“), den auch viele gute alte Vintage-Kisten nutzen. 

Close Up vom Behringer Crave
Der VCO ist recht simpel, aber effektiv.

Geboten wird ein VCO – und auch nur eine Stimme – und dieser lässt sich in seiner Basis-FREQUENCY sowie seiner SHAPE einstellen. Es stehen Sägezahn sowie ein in seiner Weite regelbarer Puls (PULSE WIDTH) zur Verfügung. Ferner gibt es einen festverkabelten OSC MODulator, der sich bei dem LFO oder dem ENV/OSC bedienen kann und die Frequenz oder Pulsweite anfährt. Gemischt wird am Ende mit MIX, wobei als zweite Zutat ganz klassisch Noise/Ext dient.

Die Filtersektion des Synth
Das Filter hat kann über die den Envelope oder das LFO moduliert werden.

Geformt wird der VCO mittels Hüllkurve (ENVELOPE), die ATTACK, DECAY und einen zuschaltbaren SUSTAIN als Parameter kennt. Anschließend greift das Filter, das wahlweise als Low- oder Highpass arbeiten kann und mit CUTOFF und RESSONACE parametrisiert wird. Einen eigenen Envelope für das Filter gibt es nicht, allerdings kann der Cutoff mittels VCF MOD geregelt werden und hierfür der LFO oder der ENVelope als SOURCE hinzugezogen werden. Die Modulation-Polarity kann natürlich ebenfalls festgelegt werden, genau wie dem LFO dessen LFO RATE und SHAPE (Pulse oder Dreieck) einstellbar sind. And, that´s it.

32 Patchpoints und die Utilities

Halt, das war natürlich noch nicht alles! Noch viele weitere Modulationen können über die Patchpunkte im oberen Viertel des Crave vorgenommen werden. Die 18 Inputs sind dabei orange hinterlegt, die 14 Outputs schwarz. Die meisten Buchsen sind selbsterklärend, sodass nur für Mix1, Mix2, VX Mix Input und VC Mix Out der Hinweis anfällt, dass es sich um I/Os des Utilities handelt, mit dem zwei CVs gemischt werden können. Ebenfalls unter den Utilities beheimatet ist die Glide-Funktion. 

Eingänge und Ausgänge vom Crave
Rechts geht es raus, links geht es rein.

Der Sequenzer des Behringer Crave im Test

Im untersten Teil des Behringer Crave finden wir außerdem das Keyboard, den 32-Step Sequenzer sowie den Arpeggiator. Gesteuert wird alles mit zehn Funktionstastern und einem Drehregler sowie 13 weiteren, etwas größeren Tastern in Anordnung einer Klaviatur (8 unten, 2 + 3 oben). Mit diesen bedient man dann die einzelnen Steps und kann den Crave auch tonal spielen – ohne Velocity und Aftertouch versteht sich.

Der Sequenzer kennt 64 Speicherplatze sowie einen Step- und Keyboard-Mode und natürlich weitere Funktionen, wie Swing, Length, Accent, Slide, Pause und Transpose. Außerdem gibt es acht LEDs zur Navigation und für den Status. Alle Taster sind hintergrundbeleuchtet und mit Doppelbelegungen versehen.

Fotostrecke: 4 Bilder Eine transponierbare Oktave muss reichen!
Kommentieren
Profilbild von microbug

microbug sagt:

#1 - 27.04.2019 um 16:51 Uhr

0

Dem Autor sei geraten, sich vor einem solchen Test mal bissl schlau zu machen. Erstens ist der Crave keine Kopie der Mother 32, sondern hat das Konzept übernommen, welches Moog aber genausowenig erfunden hat.
Die Mother 32 ist nicht "Made in USA", sondern nur "Assembled in USA", die Komponenten dazu werden ebenfalls in China gefertigt, aber bei Moog dann zusammengebaut, sonst wäre sie deutlich teurer, wie zB Minimoog Reissue oder Moog One, die bis auf die Tastatur und das Netzteil wirklich Made in USA sind. Für die Gummitastenmatte des Moog gibts irgendwann keinen Ersatz mehr, weil Spezialanfertigung, die Taster des Crave dagegen sind ganz Normale, die man jederzeit auswechseln kann. Auch das kann man ins Feld führen, wenn schon das übliche Moog vs. Behringer mal hier wieder bemüht wird.
Der LFO kann als zweiter VCO benutzt werden, das war in einem Video bereits zu sehen, wird vom Autor aber mit keiner Silbe erwähnt.

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.1 - 28.04.2019 um 10:02 Uhr

    0

    Hallo Microbug, vielen Dank für deine Hinweise, das werd ich gleich prüfen und ändern bzw. ergänzen. Danke dir und ein schönes WE!

    Antwort auf #1 von microbug

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    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #1.2 - 02.05.2019 um 20:31 Uhr

    0

    Moin mein Bester!Ich habe den LFO jetzt mal als zweiten OSC verwendet und ein entsprechendes Audiobeispiel oben ergänzt. So klingt es gleich viel interessanter, allerdings ist der sync etwas tricky. Danke für deinen Tipp!Das die Bauteile des Moogs aus China stammen habe ich vorausgesetzt und das "Made in America" entsprechend damals in Klammern gehabt. Mir ist es nämlich letztendlich egal, wo die Kiste herkommt und ob es eine Kopie ist oder nicht - solange es sich gut anfühlt bzw. klingt. Und das ist beim Crave ja eindeutig der Fall. Ich wollte also keinesfalls als Moog-Fanboy blind argumentieren! Tut mir leid, wenn das falsch rüber kam. Ich habe es entsprechend auch gleich auf "assembled" abgeändert.Beste Grüße,
    Felix

    Antwort auf #1 von microbug

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Profilbild von Gregor Rast

Gregor Rast sagt:

#2 - 17.10.2019 um 13:26 Uhr

0

Ich muss auch sagen : Bitte etwas intensiver mit den Geräten beschäftigen und am besten keine "Vorserien" Geräte testen sondern die Geräte testen die letztendlich ausgeliefert werden. Zum Crave kann Ich nix sagen, ist ja noch nicht erhältlich.
Aber die RD-8 und auch die MS-101 sind hier auch nur oberflächlich abgehandelt worden und es werden teilweise Sachen bemängelt die einfach nicht stimmen(ARP,Transponse,Anleitungen) ...Was nicht getestet wurde ist zbsp. den Seq. mit einem Trigger zu steppen : geht nicht...hätte man mal in die MS-101(auch Vorserienmodell?) Anleitung geschaut würde man den Crave Sequencer auch besser verstehen. Das zu einem Vorserienmodell noch keine Anleitung erhältlich ist sollte aber kein Negativpunkt sein..Also vielleicht nicht als "erster" ein Gerät testen wollen und auch kein vom Hersteller zur Verfügung gestelltes befummeln sondern die Kisten die es für jeden zu kaufen gibt intensiver Begutachten. In Zusammenarbeit mit einem der bekannten Musikkaufhäuser sollte es doch möglich sein nicht immer auf Testgeräte der Hersteller angewiesen zu sein.

Profilbild von komabot

komabot sagt:

#3 - 17.10.2019 um 13:32 Uhr

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Testbericht ist vom 26.4.19
Offiziell Ausgeliefert wird der doch erst seit kurzem.(september?oktober?)
Schon merkwürdig.

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