PRAXIS
Der erste Test, den wir mit dem Behringer EPA150 gemacht haben, war das Abholen der PA zu Fuß. In einem Telefonat mit der Redaktion hieß es, „12 Kilogramm in einem Transportkoffer“. Also mal ausprobieren dachte ich mir und begab mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg. Das Ergebnis war beeindruckend. Keine langen Arme und auch keine schmerzenden Hände – dank eines sehr angenehmen Tragegriffs am Koffer. Es war das erste Mal, dass ich mit einer PA in einer U-Bahn saß.
Ankommen, Koffer öffnen und schon geht’s los: Diese PA lässt sich wirklich in Rekordzeit betriebsbereit installieren. Lautsprecher rechts und links vom Transportkoffer abnehmen und verteilen. Dann die Lautsprecherkabel mit den Winkelklinkensteckern, die einen sehr stabilen Eindruck machen, mit den Sattelitenboxen verbinden, noch die Stromversorgung anschließen und los geht´s. Einen iPod angeschlossen und den ersten Test machen: Spielt sofort und tönt gut.
In den Eingangskanälen gibt es keinen einstellbaren Gainregler. Beim Anschluss unterschiedlicher Quellen an den richtigen Eingängen gab es aber keine hörbaren Probleme. Die intern voreingestellten Empfindlichkeiten in diesem System sind stimmig. Auch bei extrem hohen Eingangspegeln kam es zu keiner Übersteuerung der Eingangskanäle. Die Eckfrequenzen der 3-Weg-Klangregelung sind bestens gewählt und leisten zur Klangkorrektur sehr gute Arbeit. Der Bassbereich wird wirklich angehoben, ist aber durch die 4-Zoll-Speaker in den Boxen physikalisch limitiert. Der Regler für den Mittenbereich entzieht dem Signal bei Bedarf die Schwammigkeit und der Hochtonregler fügt die oft notwendige Schärfe oder den leichten Glanz im Klang hinzu.
Auch der Instrumenteneingang klingt in Verbindung mit einer elektrischen oder akustischen Gitarre angenehm sauber und harmonisch. Das Ganze macht den Eindruck, als hätte man eine gute DI-Box im Einsatz. Die Phantomspeisung für den Anschluss von Kondensatormikrofonen in den ersten beiden Eingängen ist nicht abschaltbar. Beim Beschalten dieser Wege muss man dringend den Kanalfader auf Null zurückziehen, sonst kommt es zu einem sehr lauten Knackgeräusch und einer eventuellen Gefährdung der angeschlossenen Lautsprecher. Ein Hinweis über diesen Sachverhalt fehlt leider in der Bedienungsanleitung. Auch das mitgelieferte Mikrofon erzeugt über den eingebauten On/Off-Schalter leider ein störendes Schaltgeräusch, außerdem ist es sehr empfindlich gegenüber mechanischen Handgeräuschen. Ansonsten ist die Wiedergabe von Sprache oder Gesang aber sehr sauber.
Der eingebaute 7-Band Summen-EQ erwies sich für die Beschallungsarbeit als sehr praktisch und ermöglicht eine schnelle und problemlose Anpassung des Mini-PA-Systems, an die akustischen Gegebenheiten des jeweiligen Einsatzortes. Auch die FBQ Feedbackanzeige ist ein praktisches und funktionierendes Tool und hilft beim Auffinden der Feedback-gefährdeten Frequenzbereiche. Natürlich sollte man von dem FBQ-Feature keine Wunder erwarten, aber es ist ein nettes Give-Away. In den Mitten und im Bassbereich braucht die Analyzeranzeige in der Regel etwas länger für ein brauchbares Messergebnis.
Der integrierte Effektprozessor liefert wirklich schöne und saubere Effekte, und in der Library mit 100 Presets finden sich sehr viele brauchbare Sounds. Die Hallräume sind realistisch und auch ein echtes Rock`n´Roll-Delay findet man sehr schnell. Das Ausgangssignal des Prozessors wird in Stereo zurückgeführt und macht so auch echte Pingpong-Effekte möglich. Man hört die saubere Verarbeitung des 24-Bit-Prozessors sehr deutlich. Es sind keine Additionen von zusätzlichem Rauschen oder digitalen Störgeräuschen auszumachen.
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Sehr praktisch sind die unten in den Boxen eingebauten 17mm Ständereinlasse. Auf diese Weise lassen sich die Boxen mit einfachen Mikrofonstativen hochstellen und erweitern so schnell die Größe des erzeugten Schallfeldes.
Die Boxen sind natürlich nicht für die Wiedergaben von extrem tiefen Frequenzen geeignet. Dafür fehlt ihnen ein größerer Basslautsprecher. Ein zusätzliches externes Bass-System könnte man aber problemlos über den frontseitigen Monoausgang ansteuern. Die Satellitenboxen klingen bei einer Sprachbeschallung oder einer Gesangsdarbietung ausgeglichen und nicht topfig, und die Höhen sind auch nicht zu zisselig. Beim Einsatz auf einer Geburtstagsparty waren alle Zuhörer von der Leistung der EPA150 überrascht. Eine angeschlossene Gitarre mit einem Pickupsystem und ein Vokalmikrofon begeisterten die Gäste sofort. Angenehm für diese Art des Einsatzes war natürlich die Tatsache, dass das System nicht nach klobiger PA aussieht – und aus den kleinen Boxen dennoch ein angenehmes tonales Gemisch aus Gitarre und Gesang kam – unterstützt von einem kleinen Hall aus dem integrierten Effekt-Prozessor. Wenn man mit fünf Wegen auskommt, dann ist dieses System für viele Einsatzbereiche absolut ausreichend.
Völlig „baff“ war ein befreundeter Straßen-Musiker bei einem Test der Behringer EPA150. Es schloss seine Gitarre und sein Mikrofon an, versorgte den Lineweg mit einem einfachen Playback aus seinem iPod und begeisterte sofort eine große Zuhörerschaft in einer Fußgängerzone. Hier entdeckten wir vor Ort auch noch einen eingebauten Metallbügel im EPA150, mit dessen Hilfe man den Deckel des Transportcases schützend über das Mischpult mit dem integrierten Verstärker anwinkeln kann, ohne damit die Bedienelemente komplett zu verdecken. Und sollte der Abbau mal etwas schnell und hektisch laufen, so stellt man auch noch eine nette Kleinigkeit fest: Die linke Box passt auch auf die rechte Seite des Transportkoffers und umgekehrt. Und noch etwas: Wenn man als Musiker auf einer Bühne im Monitor einen nicht so dicken Bassbereich benötigt, dann ist das EPA150-System auch eine Alternative zur herkömmlichen Monitoranlage (zum Beispiel für einen Keyboarder oder Sänger).