Praxis
Fertigung
Okay, legen wir beim Mikrofon los, um die Kritikpunkte gleich als Erstes abzuhaken: Die Verarbeitung des DM20 ist nicht sonderlich gelungen, denn bereits beim Auspacken fiel ihm leider der Drahtgeflechtkorb vom Mikrofonkopf. Für meinen Geschmack darf das selbst bei einem preisgünstigen Modell nicht passieren. Angesichts der Tatsache, dass etliche „Chinaware“ den Mikrofonmarkt überschwemmt und dabei stellenweise trotz geringstem Anschaffungspreis beeindruckende Testergebnisse einfährt, sollte auch ein günstiges Mikrofon wenigstens schadlos benutzbar sein (auch wenn es „nur“ eine Dreingabe darstellt). Da das Handmikrofon in der Praxis auch wegen seiner zu geringen Empfindlichkeit, seiner Griffgeräusche und des Schalter-Knacksens keine glückliche Figur macht, konzentrieren wir uns im Folgenden auf den eigentlichen Testkandidaten, den Aktivlautsprecher.
Denn ansonsten macht die Verarbeitung des Europort MPA40-BT PRO einen guten Eindruck. Zwar bieten die verbauten Potis sehr viel Spiel, doch gilt dies nicht für ihren Regelweg, sondern (lediglich) für ihren Sitz auf der Platine. Diese ist recht weit hinter der Geräterückseite angebracht, sodass relativ lange Potentiometer-Achsen verbaut werden mussten. Zum Glück sind die Regler aber aufgrund der Bauweise des Backpanels gut vor äußeren Einflüssen geschützt. Die übrigen Taster und Buchsen machen eine guten, wenn auch nicht übermäßig soliden Eindruck und sollten die ein oder andere kleine Beschallungsaufgabe sicher unbeschadet überstehen. Was mir bei den XLR-Buchsen fehlt, ist eine Einrastfunktion gegen versehentliches Steckerziehen. Aber das sind in dieser Preisklasse natürlich Details, die man verschmerzen kann.
Das Chassis des Europort MPA40-BT PRO wirkt dagegen widerstandsfähig und stabil. Mit seinen abgerundeten Ecken und Kanten ist es nicht nur stylisch, sondern auch vor Verformungen durch Stöße und Schläge relativ gut geschützt. Den besten Eindruck hinterlassen hier aber die Front und die Transportfunktion. Der Schutz der Membrane wird durch ein gelochtes Metallgitter gewährleistet, das sich mit seiner grau-metallic-farbenen Lackierung dezent vom übrigen Gehäuse abhebt und road-tauglich in die Vorderseite eingepasst ist. Das Hochglanz-Logo des Herstellers Behringer sorgt für einen farblichen Akzent.
Auch wenn die Teleskopstangen des Trolley-Systems ein wenig wackelig erscheinen, sollten sie doch für gelegentliche Transporte völlig ausreichen. Schließlich kauft man sich hier einen Aktivlautsprecher und keinen Einkaufswagen. Der Teleskopauszug umfasst drei Aluminium-Schienenelemente, die von einem handschmeichelnden Plastikgriff abgeschlossen werden. Eine Einrastfunktion verhindert das versehentliche Herausziehen oder Einschieben des Teleskops. Für das sichere Einrasten sorgt ein Knopf, der gut erreichbar mitten auf dem Griff untergebracht ist. Die Transportrollen des MPA40-BT PRO sind aus einem mittelharten Gummi gefertigt, das gleich mehrere Eigenschaften vereint: Es wirkt einigermaßen abriebfest, sorgt auf glatten Oberflächen geringfügig für Halt und dämpft um ein gewisses Maß auch die Erschütterungen, die durch das Rollen des Gerätes auf das Gehäuse einwirken. Alles in allem und gemessen an der Preisklasse ein wirklich akzeptabler Auftritt, was die Fertigungsqualität angeht.
Usability
Was den Punkt Usability angeht, möchte ich zunächst mit der Trolley-Funktion beginnen. Sie macht das PRO in der Produktbezeichnung gegenüber der Basisversion Europort MPA40-BT aus. Mittels seines Entriegelungsknopfs wird der dreigliedrige Teleskopgriff aus dem Gehäuse gezogen. Dadurch kann der Transportgriff auf eine Höhe von knapp 85 Zentimetern heraufgefahren werden. Zwischenstufen sind hier nicht vorgesehen. Mir (als 1,80 Meter großen Tester) nötigte diese Höhe schon eine leicht gebeugte Haltung ab, um den Europort zu ziehen. Nichtsdestotrotz bedeutet die Trolley-Funktion aber eine deutliche Entlastung für den gestressten Musikerrücken. Das nicht zuletzt auch deshalb, weil die Rollen des Europort absolut leichtläufig sind und die Gewichtsverteilung des gesamten Gerätes wirklich gut austariert ist. Auch die handschmeichelnde Griffmulde im oberen hinteren Bereich des Aktivlautsprechers zeigt sich als äußerst hilfreich beim Heben und Wuchten des Lautsprechers. Sowohl auf der Rückseite als auch an der Unterseite des Chassis befinden sich Plastikfüße, die die gummierten Rollen ergänzen. Dadurch lässt sich der Europort MPA40-BT PRO gefahrlos aufrecht hinstellen oder auf seinen Rücken legen. An der Unterseite des Gehäuses befindet sich ein 35-Millimeter-Flansch, um den Lautsprecher auf ein Boxenstativ zu stellen.
Klang
Schauen wir als Nächstes einmal, wie sich der Europort in Sachen Sound schlägt. Also schnell die Gitarre in den Instrumenteneingang eingestöpselt und losgespielt. So einfach ist das. Meine naturbelassenen Gitarrensounds kommen druckvoll und transparent rüber. Lediglich der Bassbereich erscheint ein wenig überbetont. Zum Glück gibt es aber die EQ-Sektion, sodass ich mit dem Bass-Regler entsprechend ausgleichen kann. Auch im Betrieb mit einem kleinen Boden-Multieffektgerät macht der Europort eine gute Figur, denn die verzerrten Sounds werden obertonreich übertragen, Palm Muted Anschläge kommen druckvoll rüber.
Seine Klangeigenschaften kommen dem Aktivlautsprecher aber vor allem im Zusammenspiel mit Akustikgitarren zugute. Der in den oberen Mitten und Höhen transparente Sound sorgt für die nötige „Offenheit“ im Klang, die den Europort MPA40-BT PRO in der Kombination Akustikgitarre plus Vocal-Mikrofon zu einem idealen Einstiegsgerät für Singer-Songwriter macht. Ob Café, Fußgängerzone oder Gartenparty, mit dieser akkubetriebenen „Mini-PA“ dürfte kaum ein Ort vor alten und neuen „Traditionals“ sicher sein.
Die oberen Höhen werden vom Europort MPA40-BT PRO relativ offen übertragen und der Bereich um 12 kHz wirkt keineswegs harsch oder aufdringlich. Transienten werden prägnant, aber dennoch eher weich als präzise umgesetzt. Der für Vocals entscheidende Frequenzbereich zwischen 3 und 5 kHz wird gut „gefeatured“, sodass man nicht das Gefühl hat, gegen das Gerät ansingen zu müssen. Dieser Support der Vocals macht sich auch im Bereich der unteren Mitten bemerkbar. Das ist allerdings nicht nur positiv. Generell wirkt ausgerechnet der Frequenzbereich um 110 Hz herum ein wenig überbetont. Bei Vocals wirkt sich das entsprechend auf den Nahbesprechungseffekt und dort insbesondere auf Plosivlaute aus, die ein gefährlich dröhnendes Wummern erzeugen können. Während die Gitarre noch in Maßen von dieser „Bassanhebung“ profitiert, kommt sie dem Gesangssound bei Nahbesprechung des Mikrofons nicht unbedingt zugute. Im Zusammenspiel mit zwei Eingangssignalen ist deshalb Fingerspitzengefühl gefragt, um beide Signale klanglich auszutarieren. Hier wäre eine getrennte Klangregelung sicher sinnvoll gewesen.
Zumindest kann man aber mit der EQ-Sektion des Master-Bereichs gegensteuern. Aufgrund des relativ tief ansetzenden Low-Shelves muss der Bass-Regler allerdings schon recht weit heruntergeregelt werden (9-Uhr-Stellung), um das „Mulmen“ im Signal zu verringern. In meinen Ohren leistet der Europort mit dieser Equalizer-Einstellung auch in den unteren Frequenzen die besten Ergebnisse. Mit der dadurch hinzugewonnenen klanglichen Transparenz lassen sich auch über Bluetooth eingespeiste Musiksignale nochmals um einiges besser in Szene setzen. Basslastige Playbacks oder Karaoke-Tracks können beim MPA40-BT PRO sonst schon ein wenig Dröhnen.
Nicht nur das Einpegeln von Audiosignalen gelingt mühelos, sondern auch hinsichtlich der Ausgangslautstärke muss sich der mobile Aktivlautsprecher nicht verstecken. Seine 40 Watt sind kraftvoll genug für kleinere Hochzeitssäle oder überschaubare Freiflächen. Allerdings fügen die Preamps des Europort dem Signal schon einen wirklich erheblichen Rauschanteil hinzu. Sollten hohe Lautstärken erforderlich sein, empfehle ich, sich im Preamp-Bereich besser nur bis zu einer Verstärkung „um die 9-Uhr-Position herum“ zu bewegen und stattdessen den Masterregler heraufzufahren (bspw. bis zur 3-Uhr-Stellung).
Quabbelwabbel X. sagt:
#1 - 06.03.2019 um 18:24 Uhr
Hey, haben Sie schon bessere Lautsprecher in diesem Preisbereich getestet? Und wie sieht es aus mit Piano-Sound? Werden dort alle Frequenzen klar wiedergegeben? Würde mich sehr über eine Antwort freuen!