PRAXIS
Behringer Model 15 verlangt intensivere Zuwendung
Behringer liefert zwar einen guten Synthesizer, bei der Bedienung muss man sich selber behelfen. Eine umfangreiche Anleitung oder eine praktische Dokumentation bekommt der glückliche Besitzer nicht in die Hand. Mit dem Quick Start Guide ist das Universum nicht einmal im Ansatz erklärt. Man sollte schon nach guten Tutorials auf Youtube schauen.
Das Patchfeld trübt das Bild einer eigentlich simplen Bedienbarkeit des Model 15. Es fällt zu klein und engmaschig aus. Wer Adleraugen hat oder eine starke Lesebrille trägt, ist klar im Vorteil. Nur ein kleines Beispiel: „S&H“ für Sample & Hold liest man schnell als SAW. Trotz klarer Aufteilung und Farben muss man sich beim Patchen schon ordentlich anstrengen. Hier bleibt der Spaß auf der Strecke.
Der Behringer Model 15 liefert aber schon ohne die beiden mitgelieferten Patch-Kabel einen Vintage-Sound. Das Patchen ist eine Option, die man zwar nutzen sollte, aber nicht unbedingt braucht.
Basisklänge mit dem Behringer Model 15
Der Behringer Model 15 erzeugt den Moog-Vintage-Sound. Er klingt analog, wie man es sich von so einem Synthesizer wünscht. Enorm viel Druck und Transparenz liefert er aber nicht. Hier spürt man beim Behringer Kobold Expander schon mehr. Was das konkret bedeutet, zeigen wir mit einigen Audio-Demos. Natürlich haben wir den Oszillatoren und Filter des Behringer Model 15 auf den Zahn gefühlt und die Sounds direkt aufgenommen: Wellenformen, Sub-Oszillator, Sync, PWM sowie LFO und Hüllkurve.
Vieles überzeugt klanglich, man sollte aber realistisch bleiben: Der Sub-Oszillator macht aus dem Model 15 noch keinen Minimoog und die Filterresonanz dünnt – wie so oft – den Klang aus. Die Hüllkurven erlauben punchige Sounds, auch wenn sie nicht zur absoluten Stärke des Model 15 zählen.
Für dich ausgesucht
Behringer Model 15 Reverb und Patching
Der Behringer Model 15 integriert eine Federhall-Emulation, die wir ebenso akustisch demonstrieren. Er klingt höchstens passabel und ist als Modulationsquelle sicherlich reizvoll. Der Reverb unterstreicht zwar nochmals leicht trashig den Vintage-Charakter, fällt aber qualitativ zu den meisten Spring Reverb-Emulationen ab. Im späteren Mix wird man ihn aber durch eines der vielen guten Hall-Plugins ersetzen.
Ziehen wir ein paar Strippen. Auf dem Plan stehen natürlich Standards wie „Velocity auf Filter Cutoff und PWM routen“. Genau dies haben wir probiert und auch einmal den Federhall eingespannt. Die Ergebnisse sprechen für sich.
Während des Tests haben wir auch ein paar Standard Patches erstellt. Bei einem monofonen Analog-Synthesizer gehören natürlich Bass, Lead und Arpeggio dazu. Das gelingt ziemlich schnell und läuft deutlich entspannter als sämtliche Aktionen, sobald das Patchfeld des Behringer Model 15 involviert ist.
Behringer Model 15 und Kinderkrankheiten
Wie schon beim Behringer Pro-800, der uns als Testkandidat und im Sound-Workshop richtig viel Spaß machte, sind leider die ersten Serienmodelle noch nicht technisch ausgereift. Auf Youtube und in einigen Foren hat sich bereits schnell das Problem mit der Sample&Hold-Funktion herumgesprochen, die nicht richtig funktioniert. Wir gehen davon aus, dass Behringer diesen Defekt sehr bald beheben wird und zudem Garantie-Ansprüchen nachkommt.
Taucht man in der Praxis mit dem Behringer Model 15 ab, wird man vermutlich auf weitere Bugs stoßen. So zum Beispiel mussten wir beobachten, dass der Arpeggiator und Sequenzer bei einer Tempo-Synchronisation via MIDI-USB sich im Freilauf befinden und nicht die erwarteten Phrasen wiedergeben.
Wir sprechen hier vom Behringer Model 15 mit der Firmware-Version 1.33. Als Besitzer sollte man regelmäßig per Synthtribe-App nach Updates schauen.
Die Alternativen zum Behringer Model 15
Im Grunde ist der Moog Grandmother eindeutig die bessere Alternative zum Behringer Model 15. Dies liegt am Sound und vor allem an der viel angenehmeren Bedienung. Allerdings sehen wir ihn nicht als direkten Mitbewerber. Der Moog Grandmother ist ein Tastatur-Synthesizer und kostet das Vierfache. Leibhaftig fühlt er sich wie ein richtiges Musikinstrument an.
Wer sich für den Behringer Model 15 interessiert, sollte sich ähnliche Desktop-Synthesizers des Herstellers anschauen. Einen satteren Moog-Sound bei simpler Bedienung liefert der Behringer Model D. Wenn es semimodular sein soll, hat man die Wahl zwischen dem Behringer Kobol Expander mit seinen druckvollen Oszillatoren, deren Wellenformen sich morphen lassen, und dem Korg MS-20 Clone alias Behringer K2, der mit Version 2 noch flexibler ist. Beide Desktop-Synthesizer klingen eigenständig, allerdings weniger nach Moog als der Model 15.
Features | Behringer Kobol Expander | Behringer K-2 MKII | Behringer Model 15 | Behringer Model D |
Oszillator | 2 VCOs mit je sieben Wellenformen | 2 VCOs mit vier Wellenformen und Ringmodulation | 2 VCO mit vier Wellenformen, Sync, PWM und Suboszillator | 3 VCOs mit fünf Wellenformen |
Stimmen | 1 | 1 | 1 | 1 |
Semimodular | Ja | Ja | Ja | Nein |
Filter | 24dB Tiefpass | Hoch- und Tiefpass | Tiefpass (Hochpass als Utility) | 24dB Tiefpass |
LFO | 1 LFO, zwei Wellenformen | 1 LFO, drtei Wellenformen | 1 LFO, vier Wellenformen | 1 LFO, zwei Wellenformen |
Anschlüsse | Zwei Audio-Ausgänge, Audio-Eingang, Kopfhörer-Ausgang, USB-MIDI | Zwei Audio-Ausgänge, Audio-Eingang, Kopfhörer-Ausgang, USB-MIDI | Zwei Line-Ausgänge, Audio-Eingang, Kopfhörer-Ausgang, USB-MIDI | Zwei Line-Ausgänge, Audio-Eingang, Kopfhörer-Ausgang, USB-MIDI |
Regler auf dem Panel | 23 | 36 | 28 | 27 |
Abmessungen und Gewicht | 9,5 x 42,4 x 13,6 cm 1,65 kg | 9,5 x 42,4 x 13,6 cm 1,8 kg | 9,5 x 42,4 x 13,6 cm 1,76 kg | 9,0 x 37,4 x 13,6 cm 1,7 kg |
Software | Synthtribe Freeware | Synthtribe Freeware | Synthtribe Freeware | Synthtribe Freeware |
Preis | 189 EUR | 198 EUR | 299 EUR | 255 EUR |
Bewertung im Test | 5 | 4 | 4,5 | 5 |
Produkt bei Thomann | https://www.thomann.de/de/behringer_kobol_expander.htm“?offid=1&affid=84 | https://www.thomann.de/de/behringer_k_2.htm“?offid=1&affid=84 | https://www.thomann.de/de/behringer_model_15.htm”?offid=1&affid=84 | https://www.thomann.de/de/behringer_model_d.htm“?offid=1&affid=84 |