Praxis
Bedienung und Workflow
Dank der Abkehr vom Miniatur-Format kommt der Workflow des Poly D dem seines Vorbildes erschreckend nah. Die Potis haben gesunde Wider- und Abstände, dank der überschaubaren Bedienoberfläche verliere ich beim Schrauben nie den Überblick. Durch die fehlende Preset-Fähigkeit muss ich mich außerdem nicht darum kümmern, wo die Werte abgeholt werden und ob beispielsweise die Position des Filter-Potis bei Preset-Wechsel genug Spielraum lässt, was etwa beim Prophet-08, oder dem Korg Minilogue zum Verhängnis werden kann. Durch die Aufstellmöglichkeit des Bedienpanels in alter Moog-Manier wird der Workflow abermals erleichtert.
Wie klingt‘s
Bereits bei der ersten Tuchfühlung macht der Poly D relativ schnell klar, dass er genauso solide klingt, wie er aussieht. Dem entgegen stellt sich lediglich der auffällig geringe Output, was aber bei jüngeren Analog-Synthesizern keine Seltenheit ist. Gerade die satten Bass-Sounds lassen wenig zu wünschen übrig und die Moog-Verwandschaft im besten Sinne eindeutig durchscheinen. Im 1:1-Vergleich mit etwa einem Moog Sub 37 fehlt dem Behringer dann doch ein klein bisschen von dem Extra Low-End, welches das Vorbild so berühmt gemacht hat. Das holt die seidige Filter-Sektion mit optionaler Distortion-Aggression ganz gut wieder raus.
Auch in Sachen Lead-Sounds brilliert der Behringer. Durch den Keyboard Follower lassen sich schöne Filter-Verläufe erreichen, mit ein wenig Glide ist jede Sehnsucht nach den seidigen Lead-Synths der 70er Jahre gestillt. Dank des BBD-Chorus lässt sich sogar noch ein wenig Juno 60-Vibe beimischen, auch wenn Behringer hier, wie auch beim Distortion-Effekt, ruhig einen Blend-Regler hätte einbauen können.
Was bei all der klanglichen Finesse doch zunehmend aufs Gemüt schlägt, sind die auffälligen Unregelmäßigkeiten in Sachen Triggering, Intonation und dem damit verbundenen Spielgefühl. Im Unisono-Modus werden regelmäßig vorherige Noten re-triggert, anstatt die eigentlich gespielte Note. Gleiches gilt für den Poly-Mode, bei dem dann noch Tuning-Schwierigkeiten zwischen den einzelnen Oszillatoren hinzukommen, die sich ja nicht syncen lassen. So richtig unbesorgt und zuverlässig funktioniert das Key Tracking nur im Mono-Modus; bei Unisono und Poly ist es gefühlt Glückssache, ob die angeschlagenen Tasten wie gewollt erklingen. Um das zu gewährleisten, muss bei der Paraphonie nämlich die Hüllkurve einmal „ausklingen“, um dann ordnungsgemäß neue Informationen zu verarbeiten. Das finde ich leider eher belastend als inspirierend, macht die beiden Modi nur bedingt nutzbar und relativiert auf einmal die Unterschiede zum wesentlich günstigeren Behringer Model D. Mit ein wenig Feingefühl entlockt man dem Behringer dann zwar leicht verstimmte, aber charaktervolle und gültige Akkord-Klänge, die tatsächlich so voll klingen, als würden mehrere Moogs gleichzeitig spielen. Die problematische Komponente hört ihr im Audiobeispiel ‘Poly-Problem‘, wo ich mehrfach die gleiche Akkord-Reihenfolge gespielt habe und der Synth immer wieder unterschiedlich reagiert hat.
Meine Laune bessert dann die Arpeggiator/Sequencer Sektion. Ein intuitives Feature, welches die Trigger/Tracking-Probleme egalisiert und den Behringer in seiner ganzen Kraft strahlen lässt. Von der Step-Eingabe bis zur Swing-Einstellung kommen hier kaum Fragen auf.
Für dich ausgesucht
Durch die vielen Anschlüsse ist der Poly D natürlich auch interessiert am Austausch mit externen Geräten. Zusammen mit einer Drum-Machine lädt er problemlos zum saftigen Elektro-Jam ein. Lediglich die Master/Slave-Kommunikation außerhalb der Sync-Buchsen wirft Fragen auf, hier hätte man ruhig einen Button zur Auswahl der „Clock Source“ integrieren können, was die Kommunikation mit externen Geräten wesentlich flexibler gemacht hätte.
Auch externe Sounds lassen sich durch die Filter/FX-Sektion des Synths durchschleifen. So kriegen wir es schnell mit einer soliden Filter-Bank zu tun, was gerade für Gitarren oder Drums sehr interessant wird. Auch die internen Effekte lassen sich auf die Signale anwenden. Durch die vielen Controller-Eingänge ist das Filter per Pedal regulierbar. Außerdem lässt es sich durch eine Feedback-Schleife anzerren, indem man das interne Signal aus dem Kopfhörerausgang abgreift und in den External-Input schickt. Das macht dann schon Spaß!
Behringer Poly D Sound Demo (no talking)
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Rotary sixteen sagt:
#1 - 11.04.2022 um 19:35 Uhr
Hochwertige Verarbeitung ? Der ganze Test ist ein Witz ! Die Tastatur verdient Ihren Namen nicht mal ....