Der Behringer Pro-800 ist ein toller analoger Synthesizer, den wir in unserem Workshop als Basis für den Einstieg in die Welt der Synthesizer-Soundprogrammierung einsetzen. Als Nachbau des klassischen Prophet-600, einst einer der ersten MIDI-Synthesizer zu Beginn des digitalen Zeitalters, ist der Behringer Pro-800 heute einer der beliebtesten Desktop-Synthesizer.
Das liegt allerdings nicht nur am äußerst günstigen Verkaufspreis, auch klanglich begeistert der Prophet-Nachbau mit echtem Vintage-Charme. Schon in unserem ausführlichen Bonedo-Test wurde der typische Vintage-Sound attestiert, dabei bietet der Behringer Pro-800 mehr Sounds und Features als sein Vorbild aus den 80ern.
Wie arbeiten wir im Behringer Pro-800 Soundprogramming Workshop?
Mit dem Pro-800 muss man also wirklich nicht ziellos an den Reglern herumdrehen. Schließlich eignet sich dessen Panel hervorragend für den Einstieg in die Welt der Synthesizer-Programmierung. Schon aus diesem Grund stellen wir in unserem Behringer Pro-800 Workshop ein paar Tricks vor, die jeder Pro-800-User einmal ausprobiert oder zumindest gehört haben sollte. Wir beginnen jeweils mit dem Basic Patch (OSC A mit Sägezahn, kein Filter) und gehen dabei so einfach wie möglich vor. Audiobeispiele und Videos unterstützen die Vorgehensweise noch zusätzlich.
Was wird für den Workshop benötigt?
- Behringer Pro-800 Desktop-Synthesizer
- Computer (Mac / PC) zur Nutzung der Synthtribe-Software und zum Übertragen der kostenlosen Workshop-Presets.
- USB-Kabel zum Anschluss des Pro-800 an den Computer.
- MIDI-fähiges Keyboard (z. B. USB-MIDI Controller-Keyboard) zum Anschluss an den Pro-800
- Kopfhörer oder Audioanlage.
- ggf. Drucker für den Ausdruck eines Dokuments
Behringer Pro-800 Workshop: Behringer Synthtribe verwenden
Zwar kann und will man den Behringer Pro-800 auch ganz ohne Software nutzen. Aber allein schon für Firmware-Updates sollte man die kostenlose Synthtribe-App (für Windows oder Mac) verwenden. Dazu geht man auf die Download-Seite von Behringer und lädt sich auch gleich den internationalen Quick Start Guide herunter. Sind Computer und Desktop-Synth per USB verbunden, erkennt das Programm dann den Behringer Pro-800 von selbst.
Mit Synthtribe kann man dann schließlich verschiedene Einstellungen (insbesondere für MIDI, Arp/Seq) vornehmen. Was man aber auf keinen Fall versäumen sollte, ist ein regelmäßiges Backup der eigenen Sounds. Dies geschieht im „Preset“-Bereich von Synthtribe. Hier klickt man einfach auf Export und wählt vorher eine Bank, ein bestimmtes Preset (Single), oder am besten den gesamten Speicher (All) aus. Die erzeugte Syx-Datei mit allen Presets kann später dann per Import wieder geladen werden.
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Eine Alternative zu Behringer Synthtribe
Aber nicht nur Behringer bietet Software-Unterstützung für den gelungenen Prophet-Nachbau. Man sollte auch mal den Swumpf Pro-800 Controller ausprobieren. Dabei handelt es sich um einen Controller und Editor, der auf Webbrowsern wie Google Chrome oder Firefox basiert. Nachdem man seinen Browser für die Kommunikation mit dem Synth vorbereitet hat, kann man den Swumpf Pro-800 Controller auch sehr praktisch zum Exportieren/Importieren von Presets verwenden.
Außerdem bietet der Editor direkten Zugriff auf Klangparameter, die nicht auf dem Panel zu finden sind. Das macht das Editieren noch angenehmer, wenn man sich mit der Maus anfreundet und auf einen Monitor schauen möchte. Übrigens sollte man die zusätzlichen Parameter des Pro-800 immer im Auge behalten, was ein guter Workshop-Tipp ist. Da das Nachschlagen im PDF auf die Dauer nervt, lohnt es sich, ein nützliches Sheet auszudrucken und in unmittelbarer Nähe des Pro-800 abzulegen.
Behringer Pro-800 Workshop: Oszillator-Sync und PWM probieren
Die Oszillator-Synchronisation sorgt (nicht nur) beim Pro-800 sorgt für schneidende Sounds – hier unser Workshop-Tipp: Zuerst drücken wir den Sync-Taster und schon beim Drehen des Frequency-Reglers von OSC A hören wir den typischen „Sync-Effekt“. Mit der Poly-Mod-Sektion, die wir uns später noch genauer anschauen, automatisieren wir das Verändern der Frequenz von OSC A: FREQ A bei Poly-Mod einschalten, den linken Regler (Fil Env) bei Source Amount auf 3 und den Decay-Regler der Filterhüllkurve auf etwa 5 stellen. Fertig, das Osc-Sync-Preset steht. Drückt man noch den Schalter „Unisono Track“ werden Lead-Sounds noch besonders wuchtig.
Für satte, schwebende Sounds verwendet man beim Pro-800 auch PWM (Pulse Width Modulation). Im ersten Schritt deaktivieren wir bei OSC A den Sägezahn (linke Shape-Taste) und aktivieren die Pulswelle (ebenso linke Snape-Taste). Eine periodische Änderung der Pulsbreite erzeugt dabei der LFO-MOD: Also, PW A-B einschalten, Initial Amount und Frequency jeweils auf etwa 5 stellen und den Shape-Button nach oben bewegen. Eventuell noch den OSC B mit Pulswelle dazuschalten und mit dem Fine-Regler detunen.
Audiobeispiele
Behringer Pro-800 Workshop: Chord Memory kreativ verwenden
Bleiben wir einfach und schauen uns jetzt die Chord Memory Funktion an. Schön ist, mit dem Pro-800 können bis zu 8-stimmige Akkorde pro Preset gespeichert und mit einem Tastendruck abgespielt werden. Das alles funktioniert mit der Unisono Track-Taste. Hier ein Trick unseres Behringer Pro-800 Workshops: In der Piano-Rolle einer DAW konstruiert man beliebige Akkorde und lässt sie abspielen. Währenddessen schiebt man den Unisono-Track-Button nach oben und nimmt die Akkordstruktur auf.
Selbstverständlich kann man alternativ auch einfache Dreiklänge selbst auf einer angeschlossenen Tastatur gedrückt halten und mit der anderen freien Hand den Unisono-Taster bewegen. Spätestens bei komplexen Akkorden in weiter Lage sollte man allerdings die DAW (oder einen MIDI-Sequenzer) zu Hilfe nehmen. Ob Quintbässe, Housechords oder Clusterakkorde: Chord Memory ermöglicht auf einfachste Weise ein musikalisch-kreatives Spiel. Das sollte man unbedingt einmal ausprobieren!
Video
Audiobeispiele
Poly-Mod beim Pro-800 entdecken
Poly-Mod gilt bereits als Raffinesse des SCI Prophet-5 und ist in leicht abgewandelter Form auch beim kleineren Prophet-600 bzw. Pro-800 vorhanden. Was macht man eigentlich damit? Nun, hier bieten sich drei Ansätze an, die wir in unserem Pro-800 Workshop näher beschreiben:
1) klangliches „Aufbretzeln“, 2) als Pitch-Hüllkurve verwenden und 3) Effekt-Sounds erzeugen.
- 1) Lasche Brass/Polysynth-Sounds kann man damit zum Bröseln bringen, indem man das Filter im Poly-Mod aktiviert, den Source Amount für OSC B erhöht und die Decay-Hüllkurve auf etwa 7 stellt. Gleichzeitig sollte die Cutoff-Frequenz gesenkt und Envelope Amount erhöht werden.
- 2) Die Filter können zusätzlich als Pitch-Hüllkurve für OSC A verwendet werden. Hierzu aktiviert man Free A im Poly-Mod, stellt den Fil Env-Regler auf etwa +-2 und verwendet den Decay-Regler zur zeitlichen Steuerung des Pitchbendings.
- 3) Für Spezialeffekte gerne einmal das Filter mit Resonanz ausprobieren. Dabei den Noise-Regler aufdrehen und mit Poly-Mod sowie der Filterhüllkurve herumspielen – erlaubt ist, was gefällt.
Audiobeispiele
Behringer Pro-800 Workshop: Filter und Hüllkurven unter Kontrolle
Früher oder später wird man die PERF-Taste des Pro-800 drücken. Das ist der nächste Punkt auf den wir in unserem Pro-800 Workshop eingehen. Das Verwenden der PERF-Tasteist vor allem dann sinnvoll, um mit dem Filter mehr Ausdrucksmöglichkeiten zu haben. Die Filterfrequenz lässt sich dabei sogar anschlagdynamisch verändern, indem man die Folientaste 7 zweimal drückt und mit dem Value-Regler die gewünschte Empfindlichkeit einstellt. Erst dadurch entstehen lebendige Bässe und dynamische Sequenzer-Phrasen.
Zweimal auf die Taste 7 drücken, und schon kann man per Aftertouch das Filter steuern und mit dem Pitchbend-Rad die Filterfrequenz intuitiv verändern. Natürlich alles im Einklang mit Filter Cutoff und Envelope Amount.
Ein praktisches Extra: Die Hüllkurven des Pro-800 können sich unterschiedlich verhalten, was man selbst einmal überprüfen sollte. Dazu wieder PERF drücken, anschließend die Folientaste 4 zweimal drücken und mit dem Value-Regler „Envelope Shape“ probehören. Für stark perkussive Sounds kann man hier noch etwas nachhelfen.
Audiobeispiel
Effekte hinzunehmen
Der Behringer Pro-800 wirkt von sich aus eher etwas glanzlos und fügt sich so meist brav in das Songarrangement ein. Eigentlich lohnt es sich immer, seinen etwas „nüchternen“ Sound mit Effekten aufzupeppen. Darauf gehen wir jetzt in unserem Pro-800 Workshop näher ein. Die Effekt-Klassiker Chorus, Delay und Reverb sind hier quasi Pflicht. Als DAW-User hat man allerdings die besten Karten, denn es gibt FX-Plugins, die den Sound analoger Synthesizer voller und lebendiger machen. Ein gutes Beispiel dafür ist beispielsweise Valhalla Supermassive, eine Freeware, die obendein noch fantastische Arbeit leistet.
Mit vier verschiedenen Presets dieses kostenlosen Plugins veredeln wir nun die bereits vorgestellten Sounds des Behringer Pro-800. Wer sich mehr Klanggenuss gönnen möchte, sollte schon während der Schraubphase einen Effekt verwenden. Auch Effektpedale sind dabei sehr willkommen.
Audiobeispiele
Behringer Pro-800 Workshop: Ambient Drones produzieren
Synthbässe oder Polysynths entstehen schnell von selbst. Aber auch für die beliebten Ambient Drones ist der Behringer Pro-800 im Workshop ein zuverlässiges Werkzeug. Hier profitiert man dann von der bereits erwähnten Chord Memory Funktion mit bis zu achtstimmigen Akkorden. Das Ganze ergämzt durch einen kräftigen Einsatz des FX-Plugins Valhalla Supermassive.
Für das Sounddesign gibt es leider kein Patentrezept. Man muss sich selbst am Panel des Synthesizers ausprobieren und sich dabei auf sein Gefühl verlassen. Ein möglicher Anfang: Einen Moll 7/9 Akkord per Chord Memory einfrieren und mit einer Taste in tiefer Lage anspielen. Den Klang dann stark filtern, in ruhigem Tempo per LFO modulieren und in die Hallwolke des Effekt-Plugins eintauchen lassen. Ein kurzes Video liefert bereits einen Anhaltspunkt.
Video
Audiobeispiele
Den Pro-800 als Hardware-Controller nutzen
Schließlich muss der Pro-800 nicht immer selbst Sounds erzeugen. Auch als Controller macht er sich bei so manchem Software-Synth nützlich und beschert dem DAW-User viel Spaß bei der Automation. Den haptischen Genuss kennt man bereits vom Stereoping Synth Controller, den wir im Feature „Vintage Synthesizer programmieren“ vorgestellt haben.
Die Zuweisung der physikalischen Regler und Taster des Behringer Pro-800 ist dank der „MIDI Learn“-Funktion, die viele Software-Synthesizer bieten, kinderleicht. In der Vorgehensweise zunächst einmal MIDI Learn aktivieren, den Parameter am Plugin auswählen und am gewünschten Regler des Pro-800 drehen – fertig. Gut sind Plugins mit subtraktiver Synthese, optimal ist allerdings eine Emulation des Prophet-5.
Zum Schluss
Der Behringer Pro-800 klingt fantastisch und macht nicht nur in diesem Workshop viel Lust aufs Gestalten eigener Sounds. Dabei ist es immer gut, mit einem konkreten Plan an den Synthesizer heranzugehen. Einige praktische Ansätze konnten wir hoffentlich liefern und sie per Audio-Demo oder Video praxisnah übermitteln. Als Zugabe spendieren wir schließlich noch eine Bank mit 70 Presets als Vorlage für eigene Sounds. Viel Spaß beim Lernen und Arbeiten mit diesem analogen Desktop-Synthesizer!
Unsere Workshop-Zugabe: Bonedo Soundbank für den Behringer Pro-800
Dieser Pro-800 Workshop wird von insgesamt 70 Presets (Speicherplätze 00 bis 69) begleitet, welche die Bank B des Synthesizers belegen. Diese können nach dem Entpacken mit jeder SysEx-Dump-Software übertragen werden. Noch übersichtlicher geht es allerdings mit dem Swumpf Pro-800 Controller. Auf dessen rechter Seite befindet sich der Loader. Hier klickt man auf Import, wählt dann „Syx from disk“ und wählt die Datei „Bank_B_70Presets_Bonedo“ aus. Natürlich ist auch das eine oder andere Preset der Audio-Demos für diesen Workshop enthalten. Viel wichtiger ist es jedoch, all diese Sounds als Ausgangspunkt zu betrachten und seine eigenen Ideen einfließen zu lassen.
chris sagt:
#1 - 12.08.2024 um 20:26 Uhr
bei manchen sounds ist mein pro800 nur 4 stimmig. beim spielen rotiert er nur durch 4 stimmen. bei anderen sounds ist er wie erwartet 8 stimmig spielbar. wisst ihr woran das liegt?! bislang editiere ich meine sounds nur von 8stimmigen presets weg. aber seltsam ist es schon das davon weder im manual noch im netz erwähnt wird. eines der ersten brass sounds in bank A zeigt das. für einen tip bin ich euch dankbar! sg chris