Behringer reproduziert mit dem Pro VS Mini die Sound Engine eines Klassikers der US-Firma Sequential Circuits. Der Prophet VS ist ein hybrider Synthesizer aus dem Jahr 1986. Zwar ist er auf einigen Studioalben verewigt, aber längst nicht so verbreitet wie ein Prophet-5. Wie das Produktkürzel andeutet, basiert der Vintage-Synthesizer auf der sogenannten „Vector-Synthese“.
Behringer Pro VS Mini – das Wichtigste in Kürze
- Prophet VS Sound Engine als Desktop-Modell
- 16 Vector Oszillatoren mit 128 Wellenformen
- Vector-Morphing per Joystick
- Analoges 24db-Tiefpass-Filter
- 4-fach parafon
- Step-Sequenzer und Arpeggiator
- Touch-Keyboard mit 27 Tasten
Behringer Pro VS Mini: Vector-Synthese
In unserem Beitrag über Wave Sequencing und Vector-Synthese kommentiert Entwickler John Bowen, wie es zu dieser Bezeichnung und der Syntheseform selbst kam. Der Prophet VS verbindet Gutes aus der digitalen (VS Waveforms) mit der analogen Welt (Filter). So entstehen breite, warme, animierte und teilweise auch magisch anmutende elektronische Klänge.
Einen Prophet VS erwischt man kaum gebraucht. Sowieso klettern die Preise immer weiter nach oben. Die Rack-Version des Prophet VS wird für über 5.000 Euro gehandelt. Sehr gut also, dass Behringer auch diesen Klassiker sehr kompakt und für unverschämt wenig Geld anbietet.
Ok, wir wissen selbst, dass man keinen modernen Aufguss des Sequential Circuits Prophet VS für 100 Euro erwarten darf. Zumindest aber müssen oder sollten Klang und Bedienung stimmen. Wir haben den Behringer Pro VS Mini daher einmal selber neugierig angespielt. Packt uns auch diese Euphorie unzähliger User? Ein Kurztest gibt eine klare Antwort.
DETAILS UND PRAXIS
Behringer Pro VS Mini: Kleinste Hardware
Der Behringer Pro VS Mini ist mit seinen 400 Gramm ein Fliegengewicht und so klein, dass man ihn fast schon mit einer Hand abdecken könnte. Für den Rucksack ist er wie gemacht. Wir entdecken zwei Dinge, die schon gleich missfallen: Die Stromversorgung erfolgt ausschließlich über den USB-C-Anschluss und eine Kopfhörer-Buchse (3.5 mm) muss komplett als Audio-Ausgang herhalten. Weitere Anschlüsse sind eine Sync-Buchse (in/Out) für Jams mit weiterer Hardware (Sequenzer, Synthesizer oder Groovebox) sowie eine klassische MIDI-In-Buchse.
Die Oberfläche ist gut bestückt. Insgesamt 13 Regler sind zwar nicht als MIDI-Controller verwendbar, aber die Parameter (Voice Wave A-D, LFO1+2, Filter, Hüllkurven) sind der MIDI CC steuerbar. Für den Waveform Mix gibt es einen Joystick – absolutes Muss bei der Vector-Synthese. Das Touch-Keyboard mit 27 Tasten spielt sich miserabel und vergrault eigentlich jeden Vintage-Synth-Liebhaber.
Behringer Pro VS Mini: Hybride Klangerzeugung mit vier Stimmen
Wie der Prophet VS ist der Behringer Pro VS Mini hybrid ausgerichtet. Er kombiniert digitale Oszillatoren mit einem analogen 24dB-Tiefpass-Filter, der paraphon für alle Stimmen arbeitet. In der Praxis setzen die vier Stimmen klare Grenzen. Man kann sich die bewegten vollstimmigen Pads des Prophet VS eigentlich abschminken.
Es sind 16 Vector-Oszillatoren beziehungsweise vier Oszillatoren mit jeweils vier Wellenformen, die man aus insgesamt 128 Factory Waveforms wählen kann. Sie lassen sich per Joystick oder auch per Hüllkurve morphen, was zu lebendigen Klangfahrten führt. Genau diese animierten Sounds liebt der VS-Fan. Es ist schade, dass die Bewegungen des „Vector-Sticks“ nicht in der DAW aufgezeichnet werden können. Zur Klangerzeugung gehören natürlich auch zwei LFOs sowie drei Hüllkurven (Filter, Lautstärke, Oszillator-Mix).
Über das Panel des Behringer Pro VS Mini sind wichtige Klangparameter schnell wie effizient veränderbar, wie die ersten drei Audio-Demos dokumentieren.
Behringer Pro VS Mini: Effekte sind ein Thema
Der Behringer Pro VS Mini verfügt über einen klanglich passablen Chorus-Effekt. Er ist mit zwei Reglern direkt in Geschwindigkeit und Intensität regulierbar und ist für so einige Sounds des kleinen Synthesizers essentiell. Überhaupt wollen die harscheren, eher kühlen und trockenen Sounds des Pro VS Mini angereichert werden. Daher kommt man erst mit einem Reverb oder Delay klanglich leichter ins Schwärmen. Was das konkret heißt, zeigen wir anhand von zwei Audio-Demos. Hier kommt der kostenfreie Dauerbrenner „Valhalla Supermassive“ zum Einsatz und hebt die VS-Klänge sozusagen in einen Himmel voller Wolken. Rhythmischen Effekt hat neben einem Arpeggiator mit drei Typen der Step-Sequencer mit jeweils 16 Schritten und Patterns – wie der Chorus eine nette Zugabe.
Wellenstrom sagt:
#1 - 11.07.2024 um 13:02 Uhr
Ich kann einfach nicht nachvollziehen, warum man diesen sehr interessanten Synth in einer fast unbedienbaren Kleinstversion auf den Markt bringt. Es ist ein Instrument, kein Spielzeug. Dementsprechend muss man es auch konstruieren. Viel Potenzial wurde hier sinnlos verballert. Da lobe ich mir die Arturia VSTI-Emulation.
Matthias Sauer sagt:
#1.1 - 11.07.2024 um 18:44 Uhr
Volle Zustimmung! Hoffentlich bleibt es nicht bei dieser Miniatur-Version ..: ein VS Clone mit ach Stimmen, handlichem Control Panel und Editor-Software zum Behringer-Preis wäre ein Clou!
Antwort auf #1 von Wellenstrom
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMarco Eierkuchen sagt:
#2 - 13.07.2024 um 11:56 Uhr
Mit einem VST Controller Software für die DAW kann man den VS Pro spielen wie ein Vst Instrument, nur noch besser kontrollieren, und zwar alle Parameter automatisiert! Die paraphonie bezieht sich nur auf den 1 Filter, der Rest ist aber schon polyphonic. Deshalb kann man auch die 4 Stimmen ganz gut spielen ohne dass es so eingeschränkt klingt. Insgesamt ist der Pro VS ein verdammt gutes Stück Synthesizer. Ich empfehle jedem der Interesse hat keine Testberichte und keine Youtube Videos zu sehen oder lesen, denn jeder hat andere Ideen und Sichtweisen, mit denen man an die Musikwelt heran geht. Also kaufen und testen, alles andere ist Zeitverschwendung!
Morpheus sagt:
#2.1 - 15.07.2024 um 10:28 Uhr
Wenn Testberichte Zeitverschwendung sind, was sind dann Kommentare unter Testberichten?
Antwort auf #2 von Marco Eierkuchen
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenMatthias Sauer sagt:
#2.2 - 15.07.2024 um 13:12 Uhr
Der Punkt ist, dass dieser Clone klanglich und von den Einsatzmöglichkeiten viel weiter vom Original entfernt ist als andere Behringer Synthesizer - bleiben wir beim Prophet: der Behringer Pro-800 ist dem SCI Prophet 600 klanglich ebenbürtig und bietet sogar noch zwei weitere Stimmen. Mit der Arturia Emulation ist man klanglich deutlich näher am Prophet VS, den ich übrigens bereits seit 1986 kenne und heute besitze. Für 100 EUR liefert Behringer aber ein tolles Produkt - bitte es aber nicht mit einem Prophet VS gleichsetzen.
Antwort auf #2 von Marco Eierkuchen
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenLars Ziegler sagt:
#3 - 15.07.2024 um 16:26 Uhr
Behringer Hater bei der arbeit... Junge junge wir sind hier im Volca bereich das ist ein gimmik bereich... Sorry aber die volcas und alles in dem bereich wird locker getoppt Also echt....dascding ist mehr echter synth als jede andere minikiste die es davor gab und nur darum gehts.. Wer das ding mit Synths die das 10-30 fache kosten verarscht sich nur selbst um behringer einen rein zu drücken...
Matthias Sauer sagt:
#3.1 - 16.07.2024 um 09:46 Uhr
Hallo Lars, der Behringer Pro VS Mini schneidet im Test (4/5 Sterne) richtig gut ab! Bin sicherlich kein Hater, hab' selber Equipment von B. Wenn der Synthesizer offiziell den Titel "Pro VS Mini"trägt, so muss man ihn mit dem Prophet VS vergleichen, ohne aber für 100 Euro so etwas wie einen vollwertigen Ersatz zu erwarten. Behringer hätte sich auch einen anderen, neuen und eigenständigen Produktnamen einfallen lassen können - so wie Korg mit "Volca". Dann wäre der Vergleich mit dem großen Vintage Synthesizer zwar immer noch möglich, aber tatsächlich nicht fair. Ob Gadget oder nicht: Es gibt kein ernsthaftes Problem :) Wie gesagt, für 100 Euro ist der Behringer Pro VS Mini insgesamt klasse! Es gibt aber dennoch Kritikpunkte, die man kennen sollte. Viele Grüße Matthias
Antwort auf #3 von Lars Ziegler
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