PRAXIS
Bevor man die Kernfunktionen des FBQ100 in Betrieb nimmt, empfiehlt sich – wie bei allen Audiogeräten – ein korrektes Einpegeln. Betreibt man das Gerät als Mikrofonvorverstärker ist folglich der Griff zum Rückseitigen Mic-Gain-Poti unumgänglich. Im zweiten Schritt adjustiert man über den vorderseitigen Clip-Level-Regler die interne Verstärkung. Hier wird es direkt einmal sehr missverständlich, denn bewegt man den Potikopf nach rechts, wird der angezeigte Pegel leiser und nicht etwa lauter. Selbst erfahrene Audioengineers dürften hier erstmal fassungslos vor dem Gerät stehen und sich fragen, wer und vor allem was man ihnen da in die Cola geschüttet hat. Erst der Blick ins Handbuch bringt Klarheit in die Sache: Maximaler Clip-Level bedeutet, dass die Aussteuerungsgrenze maximal nach oben verschoben ist – also der Punkt, ab dem das Signal clippen würde. Minimaler Clip-Level bewirkt entsprechend das Gegenteil. Konzeptionell ist dieses Wechselspiel zwischen Mic-Gain- und Clip-Level-Poti zwar logisch – im praktischen Gebrauch allerdings keine besonders elegante Lösung.
Grundsätzliche Bedienvorgänge lassen sich am FBQ100 einigermaßen zügig und zielgenau ansteuern – allerdings nur dann, wenn man sich mit den entsprechenden Doppelfunktionen vertraut gemacht hat: Bei Delay, Lowcut-Filter und Gate drückt man einfach den entsprechenden Taster und fährt mittels der Up/Down-Taster den gewünschten Parameterwert an. Sind schnell größere Parameterräume zu durchsprinten, kann man bei gedrückter Up/Down-Taste eine Beschleunigung erreichen, indem man ihren entsprechenden Counterpart drückt. Das Lowcut-Filter verfügt über Doppelbelegung (gedrückt halten) über eine Lock-Funktion, das Gate ist mit einem Lern-Modus ausgestattet. Auch der Kompressor-Taster ist doppelt belegt: Einmaliges Drücken ruft den Parameter „Density“ auf (0 – 100, entspricht gewissermaßen der Ratio), erneutes Drücken den „Speed“-Wert (regelt gleichzeitig Attack und Release im Bereich von 10 – 1000 ms).
Das Aktivieren der Feedback-Detection ist letztlich nicht sonderlich kompliziert, allerdings muss man auch hierfür mindestens einmal ins Handbuch schauen, denn selbsterklärend sind die Doppelfunktionen nicht. Einmaliges Drücken des Filter-Button wechselt nämlich zum Parameter für die Sensitivität der Schaltung, erneutes Betätigen zur Einstellung für die maximalen Absenkung der insgesamt zwölf Frequenzbänder und längeres Drücken leitet die Filter-Lern-Sequenz ein.
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Im Live-Betrieb arbeiten alle Funktionen klanglich weitgehend recht ordentlich: Sowohl das Lowcut-Filter wie auch das Noise-Gate und die Delay-Line machen einen tadellosen Job. Allein der Kompressor ist – wie kaum anders zu erwarten – mehr ein technischer Pegelbegrenzer, denn ein Ohrschmeichler. Für exponierte Einzelinstrumente oder Lead-Vocals würde ich folglich zu anderen Mitteln greifen, zumal sich hier das Einstellen über die Taster als wirklich unhandlich erweist. Geht es hingegen darum, grundsätzlich schon leicht „angedickte“ Signale über das Multicore in Richtung FOH-Mischer zu senden, liefert der Algorithmus durchaus brauchbare Ergebnisse.
Was die Feedback-Filterung angeht, muss man natürlich mit einem Kompromiss zwischen linearem Frequenzgang und Absenkung in den kritischen Bändern leben. Wo man Frequenzen runterregelt, sind sie eben weg – egal, ob es sich jetzt um Nutz- oder Störsignale handelt. Bei vorsichtiger Dosierung – also eher milde gewählter maximaler Absenkung (empfehlenswert sind hier ca. 6 bis 12dB), bleibt das Nutzsignal nahezu intakt. Mit zunehmender Anzahl von aktiven Filterbändern und größerer Absenkung beginnt – physikalisch unumgänglich – leider auch eine hörbare Ausdünnung des Frequenzspektrums.
BonedoMalte sagt:
#1 - 21.12.2011 um 15:37 Uhr
An dieser Stelle war doch ein Kommentar von Wolle? Richtig - wir haben Wolles Kommentar leider entfernen müssen, da er nur aus nichtsachlichen und verbalen Attacken bestand. Wir freuen uns natürlich immer über konstruktive Kritik, bleibt aber bitte sachlich! Liebe Grüße! BonedoMalte
tonstudio2 sagt:
#2 - 22.12.2011 um 18:13 Uhr
Hallo Christian,
mich würde sehr interessieren, in welcher Testumgebung (Mikro, Raum, Lautsprecher) und mit welchen Schallquellen (Gesang, Sprache, Instrumente) Du diesen Test gemacht hast.
In welcher Signalkette hast Du den FBQ100 probiert: Mic -> FBQ -> Mischpult oder den FBQ im Insert des Pultes eingeschleift?LG,
Peter
Numinos sagt:
#3 - 23.12.2011 um 18:36 Uhr
Hallo Peter,
vielen Dank für dein detailliertes Interesse. Ich hatte den FBQ während des Tests in zwei verschiedenen Setups im Einsatz: Einmal unter eher "klinischen" Bedingungen in einem ca. 25qm-Raum, wo er mit zwei aktiven JBL EON 515 und einem 4x12er Marshall Half-Stack konfrontiert wurde (als Mikros kamen ein AKG D3700, ein Shure SM57 sowie ein AKG C414 XLS zum Einsatz). Hier habe ich den FBQ sowohl über Mic-, als auch über Line-Input getestet. Das zweite Test-Setup war unter echten Live-Bedingungen in einer ca. 400qm großen Live/Event-Location mit einer Band (1x Gitarre (E und A), 1x Bass, 1x Drums, 2x Vocals) beim Soundcheck. Als Mikros waren absolute Standards (Shure SM57 und SM58, AKG C414, Neumann KM84, etc.) im Einsatz. Als PA diente ein HK Audio Actor System, als Mischpult kam ein Mackie Onyx 24.4 zum Einsatz, zudem standen noch drei HK Audio DART als Monitore auf der Bühne. Der FBQ war im Insert des Onyx. Hauptsächlich habe ich mich bei den Signalquellen auf die Vocals und ein Akustikgitarre (nacheinander per DI-Box und Mikrofon abgenommen) konzentriert.
Ich hoffe, ich konnte dir deine Fragen beantworten.best,
NUMINOS
tonstudio2 sagt:
#4 - 24.12.2011 um 17:43 Uhr
Hallo Numinos, danke für Deine ausführliche Antwort, die meine Fragen vollständig beantwortet :-). So wie ich das sehe, hast Du alle denkbaren Varianten getestet - Respekt!
Liebe Grüße, Peter
THOMS sagt:
#5 - 26.12.2012 um 18:29 Uhr
Hallo Numinos,
danke für den aufschlussreichen Testbericht. Ich habe dazu eine Frage zur Bedienung. Mit der Learn-Funktion für die Filter werden die Filter gemäss Anleitung automatisch gesetzt. Wie geht es dann weiter? Welche Einstellungen muss ich dann für den Livebetrieb noch vornehmen? Muss ich dann noch den Aktiv-Mode einschalten, oder ist das eine zusätzliche Funktion? MIr ist der Unterschied zwischen den Funktionen (Knöpfen) Filter und Active nicht klar. Wird aus der Anleitung auch nicht besser. Ich wäre Ihnen dankbar für eine Schritt für Schritt Anleitung zum Einsatz des FBQ-100 als Feedback Destroyer im Live Betrieb.
Herlichen Dank
THOMS
Ronny Funk sagt:
#6 - 10.04.2019 um 20:28 Uhr
Ich habe immer noch dieses Teil, sogar 2 x. Es half mir schon mal, als eine Bassgitarre schwachen Pegel hatte und in eine Digitalpatchbay spielen wollte, die Linelevel verlangte.
Für Gesang nehme ich sie nicht mehr so gerne. Je mehr Filter anspringen, um so unnatürlicher wird der Klang.
So richtig narrensicher ist das Teil auch nicht, es gibt ja gewissermaßen 2 Gainregler.
Behalten werde ich das Teil vor allem, falls mal eine Delay Line nötig ist.