Praxis
Testumgebung und Performance
Der mehrtägige Test des Behringer Studio XL erfolgte mit einem MacBook Pro (macOS 10.14.6) ohne irgendwelche Probleme oder Audioaussetzer, auch beim Abspielen und Bearbeiten komplexer DAW-Projekte. Die Roundtrip-Latenz (Logic Pro X) bei 64, 128 und 256 Samples Buffersize entspricht mit 8,3, 11,2 und 17 ms in etwa den Konkurrenzprodukten in dieser Preisregion und ermöglicht ein praktikables Arbeiten mit Audio- und Musikprojekten. Zur Performance des Studio XL im Verbund mit dem Windows-Treiber kann ich keine Aussage treffen.
Einstieg
Die meisten Funktionen des Behringer Studio XL erklären sich quasi von selbst, sofern man bereits Kontakt mit Studiogeräten hatte. Einige wichtige Details, speziell welches Signal wann wohin geroutet wird und welchem Anwendungsaspekt dies dienlich ist, erschließt sich nicht immer spontan. Hier hätte Behringer für mein Empfinden etwas mehr Liebe und Anwendungsbeispiele in den mehrsprachigen und etwas oberflächlichen Quick Start Guide stecken können, wie ich es bei einigen Mitbewerbern in letzter Zeit häufiger gesehen habe. Ein weiteres Hindernis bei der Einarbeitung war, dass die teilweise graue Beschriftung der Bedienelemente schwer zu entziffern ist. Nun ist der Studioraum, in dem ich den Test durchgeführt habe, nicht unbedingt ausgeleuchtet wie eine Zahnarztpraxis, aber dass ich so häufig zur Taschenlampe meines Smartphones greifen musste, ist mir von anderen Geräten nicht in Erinnerung geblieben.
Volle Kontrolle
Der unmittelbare und in höchstem Maße praxisfreundliche Zugriff auf fast sämtliche Ein- und Ausgangspegel des Studio XL zählt zu den Highlights des Behringer Studio XL. Besonders die separaten Trim-Regler je Monitorausgang (A, B, C) sind ein nützliches Feature beim Umschalten zwischen verschiedenen Lautsprecherpaaren, die somit in der Lautstärke angleichbar sind, ohne dass man den großen und hervorragend bedienbaren Volumeregler verstellen muss! Dank VCA-Steuerung gewährleistet dieser übrigens einen hervorragenden Stereogleichlauf, selbst bei geringen Ausgangspegeln! Als nicht ganz optimal empfinde ich den Regelbereich der zweifellos kräftigen internen Kopfhörerverstärker. Beim Abhören von pegelstarken Signalen und kräftig spielenden Kopfhörern wie meinem Adam Audio Studio Pro SP-5 muss man die Lautstärke per Poti deutlich reduzieren. Dadurch hat man einen sehr eingeschränkten Regelbereich zwischen „7 und 9 Uhr“, sofern man einen Hörschaden vermeiden möchte. Hier muss man sich ggf. mit einem externen Phones Amp behelfen, der an einem der regelbaren Line Outs angeschlossen werden kann.
Aufnahme
Die Aufnahmemöglichkeit über die Line- und Mikrofoneingänge ist das spektakuläre Extra-Features, das den Anwendungsbereich des Monitorcontrollers erheblich erweitert. Da mein Review ausschließlich an einem MacBook Pro (also ohne Treiber Software) stattfand, entzieht es sich meiner Kenntnis, ob die Windows-Software weitere Monitoring-Features bietet. Beim Recording am Mac erfolgt ein simples aber praktikables und selbstverständlich latenzfreies Direct Monitoring per Balance Poti (Input/Cue), wie es in dieser Preisklasse gängig ist. Hierbei ist die Selektion der Cue Source zu beachten, wobei die Option „USB 3/4“ eine praktische Variante zur Zuweisung der Playbackspuren im Hostprogramm ist. Die entsprechenden Spuren müssen in der DAW lediglich auf Out 3/4 geroutet werden und schon kann zum Beispiel eine Gesangsaufnahme zum Playback erfolgen. Von elementarer Wichtigkeit ist der „REC SRC SEL“-Button auf der Gehäuserückseite. Natürlich wäre eine Platzierung auf der Bedienfront ergonomisch besser gewesen, aber da sich der Button einwandfrei ertasten lässt, ist dies nicht zwingend kritikwürdig. Dieser Umschalter ist jedenfalls für die Zuweisung des Aufnahmesignals wichtig und schaltet zwischen Input 1/2 und den unter 2-TR Source angewählten Eingangsquellen um, wenn man beispielsweise ein Stereo-Line-Signal aufnehmen möchte. Abschließend ist zu erwähnen, dass die Talkback-Sektion einen absolut zufriedenstellenden Job macht. Die Aktivierung erzeugt keine übermäßigen Klackgeräusche, die den Künstler im Aufnahmeraum zusammenzucken lässt und auch das regelbare interne Mikrofon bietet eine zweckmäßige und verständliche Audioqualität.
Sound
Diverse Reviews von Audiointerfaces unterer und moderater Preisregionen, an denen ich in den letzten Monaten gearbeitet habe, haben gezeigt, dass offenbar kaum noch schlecht klingende Wandler oder Mikrofonvorverstärker im Handel sind. Das trifft auch auf Behringers Studio XL zu, an dem ich soundmäßig nichts auszusetzen habe: Weder abhör- noch aufnahmeseitig konnte ich Klangfärbungen benennen. Entlarvend wäre eine Qualitätsminderung bei den gleich folgenden Resample-Audiobeispielen, bei denen ein Audiofile vom Line-Ausgang ausgespielt und über einen weiteren Line-Eingang wieder aufgenommen wird. Beim Hörvergleich kann ich keine Qualitätsminderung feststellen. Auch am allgemeinen Rauschverhalten gibt es nichts zu bemängeln. Das dynamische Shure SM7B beispielsweise rauscht an den Midas-Vorverstärkern in dem tolerierbaren Maß, wie es auch bei anderen, teilweise deutlich teureren Preamps der Fall ist. Dass den Sprachaufnahmen der letzte Profi-Schliff fehlt, liegt neben meiner erkältungszermarterten Stimme in erster Linie am nicht vorhandenen Lowcut bei der Aufnahme der ansonsten unbearbeiteten Takes. Selbst bei einigen reinen Audiointerfaces sind Filter im Aufnahmekanal nicht immer vorhanden, sodass dies eine Feststellung und kein Kritikpunkt ist.