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Behringer UB-Xa Test

PRAXIS

Rundum sorglos?

Zunächst mal ist der Behringer UB-Xa ist ein toller Keyboard-Synthesizer mit jeder Menge extra Features, die über das neue und alte Original hinausgehen – und das zu einem ausnahmslos günstigen Preis. 

Besonders Keyboarder kommen auf ihre Kosten, da der Synth mit einer üppigen Polyphonie von 16 Stimmen ausgestattet ist und sich außerdem mit der großen Klaviatur souverän spielen lässt. Hinzu kommen die Möglichkeit des polyphonen Aftertouchs, der Split-Mode, der Arp und der Sequenzer. 

Handlicher als das Original ist der Behringer ebenfalls, obwohl er tatsächlich sogar ein paar Zentimeter breiter ist. Betrachtet man den UB-Xa als eigenständiges Produkt, ist das hier also eine echt dicke Packung, die bewusst jede Menge Checkboxen abarbeitet. Vergleichbar auch mit dem Arturia MatrixBrute.

Fast…

Und somit liefern sowohl der Behringer UB-Xa als auch der Oberheim OB-Xa prinzipiell dicke Pads, durchaus knarzige Leads, breite Bässe mit Unison, süße Glöckchen und Pianoartiges.

Man muss sich das nur alles selber bauen, denn die Presets nutzen nicht viel die Möglichkeiten des Synths aus und sind leider auch nicht anspruchsvoll kuratiert. 

Behringer UB-Xa Test
Auch der Modulation-LFO wurde mit mehr Wellenformen ausgestattet!

So gibt es einfach zu wenig komplexe Sounds und selbst wenn Modulationen vorhanden sind, erscheinen diese zu plakativ und oft auch viel zu schnell – von der unausgewogenen Lautstärkekonsistenz ganz zu schweigen. Das finde ich nicht nur für Einsteiger mehr als ungünstig.

UB-Xa vs OB-Xa: Déjà Vú aber doch nicht vergleichbar


Der Behringer UB-Xa kennt wie der OB-Xa kein “richtiges State-Variable SEM-Filter”, sondern benutzt die sogenannten Curtis-Chips, die manchmal auch als CEM bezeichnet werden.

Hier jedenfalls ebenfalls “umschaltbar”, zwischen 2 und 4 Polen bzw. zwischen 12 und 24 dB Flankensteilheit. Tatsächlich werden im Hintergrund zwei identische Filter-Chips genutzt, allerdings sind diese anders beschalten. So klingt es etwas mehr “nach SEM” ist aber dennoch auch kein echter “diskreter SEM”.

Das Filter orientiert sich demnach grundsätzlich am Original und hält so vergleichsweise wenig Variationen bereit, wie man es etwa vom OB-X8, OB-6 und TEO-5 von Oberheim kennt. 

Audio Samples
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Blubber Pad Gnarly Soundscapes LFO Pad Long Filter Run Ray Arp Gate Synthetic Circades

Schlimm finde ich das nicht, mir reicht im Normalfall ein guter Low-Pass. Die Kombination aus OSCs und Filter hinterlässt hier zwar schon den Eindruck „Oberheim“, doch so fett wie ein OB-8X ist der Behringer sicherlich nicht – und auch der OB-8X ist nicht so fett wie ein echter OB-Xa, der wiederum nicht ganz so fett wie der OB-X ist, welcher dann wiederum auch nicht ganz so fett wie der echte Oberheim SEM ist …

Also: Ähnlichkeit ist da – aber so fett, breit und edel-perlig wird er ganz sicher nicht. An andere Stelle werden wir das Thema sicherlich noch einmal vertiefen. Jetzt erst mal Sound und Video ab!

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Demovideo mit Behringer UB-Xa Presets für Ambient, Techno und Electronica

B-Note

Behringer wäre nicht Behringer, wenn es am Ende doch wieder nicht richtig geil wird. Und da macht der UB-Xa keine Ausnahme. Im Gegenteil: Wer sich so vollmundig mit den blaugestreiften Federn anderer schmückt, muss sich daran messen können.

Und dann finde ich all die zusätzlichen Extras gar nicht mehr so gut, wenn die Basics einfach nicht stimmen. Das fängt bei den gruseligen Presets, die kaum Potential erkennen lassen, an und gipfelt für mich in den „aktuell“ ziemlich miesen Hüllkurven.

Nicht so gelungen: die Envelopes des Behringer sind mir nicht knackig genug.

Die Menüführung ist im Detail ebenfalls etwas strubbelig, mal bleibt man hängen, mal dreht man den Menü-Encoder zu wenig, dann wieder zu viel. Auch die aberwitzige Polyphonie ist kaum nutzbar, da es bei längeren Release nicht dick sonder schnell wollig-undefiniert wird.

Der Noise gefällt mir auch nicht sonderlich und blutet oft zu sehr durch. Im Großen und Ganzen hat der Synth auch einen metallischen Grundsound anstatt dem echten Oberheim-Fealing, “die so schön hat geprickelt in meine Bauchnabel”. Sicherlich lässt sich mit ATROPHY noch was reißen, aber ehrlich gesagt sollte es für mich “direkt aus dem Karton” klingen und kein Statistik-Studium benötigen.

Wer hat Bock auf XLS ?

Nochmal: Grundsätzlich ist die Oberheim-Ästhetik da, sie bockt aber nicht. Besonders im halb-akademischen Vergleich wird deutlich, dass es nicht nur ein Gefühl ist. Die Envelopes mögen authentisch sein, musikalisch sind sie nicht. Anders gesagt, die Envelopes fallen mir zu steif und prägen unseren Filtersound nicht besonders sexy. Ob da jetzt SEM, CEM oder BEM verbaut wurde, ist mir ehrlich gesagt Wumpe. 

Klar, es ist auch die Frage, womit man vergleicht. Dennoch: Wie man auch dreht, die Envelopes des Behringers bleiben langweilig, kennen wenig Sweetspots, sind mir nicht snappy genug und bouncen auch nicht sonderlich groovy – und mit allerlei Nebengeräuschen haben sie in den Grenzfällen auch zu kämpfen.

Jetzt fragt ihr euch vielleicht: Was labert der da? Dann kann ich sagen: herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Synthesizer, ihr werdet viel Freude miteinander haben. Alle anderen verstehen mich hoffentlich nach diesem Video besser:

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Der Oberheim OB-8X Envelope klingt wie eine Saite, die hart gezupft wird. Der Behringer eher unfreiwillig nach Blasinstrument – egal welches mitgelieferte Atrophy-Setting gerade gewählt wurde.
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Profilbild von Karu Sakura

Karu Sakura sagt:

#1 - 25.06.2024 um 09:28 Uhr

1

Also hier spricht der super experte - aber er ist ja so unzufrieden mit den Presets :-) Irgendwas ist uhm gegen den Strich gelaufen- der Mann leidet!

Profilbild von Wellenstrom

Wellenstrom sagt:

#2 - 25.06.2024 um 19:17 Uhr

0

Wen zur Hölle interessieren schon irgendwelche Werkspresets? Die Sache mit den Hüllkurven steht allerdings schon auf 'nem anderen Blatt. Waren aber auch früher schon bei den originalen Oberheimern nicht unbedingt als die Schnellsten bekannt. Insofern scheint Behringer da tatsächlich relativ nah dran zu sein. Und polyphonen Aftertouch findet man auch nicht allzu häufig. Ansonsten - mich flasht der Synth eh nicht so dolle. Da reichen mir die VSTIs. Spannender finde in der Behringer Produktpalette aktuell eher den MS-5.

Profilbild von Fitzgeraldo

Fitzgeraldo sagt:

#3 - 26.06.2024 um 07:51 Uhr

0

Sicher kein schlechtes Instrument. Mir reicht für Oberheim-Sounds allerdings der OB-X von GForce in Kombination mit dem hervorragenden OB-Controller von Soundforce …

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