Der Behringer Wave ist nicht gerade bedienungsfreundlich
Gleich vorab: Alle User, die einen PPG Wave nicht aus dem Effeff kennen, sollten sich unbedingt als erstes das User Manual von Behringer Produktseite herunterladen und dieses PDF immer auf dem Schirm haben. Ihr braucht schon sehr viel Geduld, bis sich der Behringer Wave einigermaßen flüssig bedienen lässt. Diese steile Lernkurve hätte Behringer vermeiden können.
Über das analoge Control Panel mit den über 20 Drehreglern kommt ihr schon relativ weit, wenn Presets abgeändert werden sollen. Zur Programmierung neuer Sounds reicht es aber nicht. An der Display-Select Sektion und an das ständige Nachlesen im Manual führt leider kein Weg in der Praxis vorbei. Mit dieser spröden Bedienung ist der Behringer Wave eine Spaßbremse. Hinzu kommt, dass der Encoder nicht zuverlässig arbeitet – es kam manchmal zu überraschenden Wertesprüngen.
Im Laufe des Tests nervte mich vieles. Im Display stehen keine Presetnamen und ihr müsste die vielen kryptischen Abkürzungen erst einmal verstehen. Auch einfachste Routinen wie das Speichern von Presets sind umständlich gelöst. Ohne Handbuch-Lektüre hätte ich selbst das nicht einmal hinbekommen.
Eigentlich könnte die Synthtribe-App den User bei der Bedienung des Behringer Wave sinnvoll unterstützen. Leider schaut die Realität anders aus, denn es können damit nicht einmal die Programme der beiden Bänke verwaltet werden. Der Import von Wavetables und Transienten klappt zwar in der Praxis meist gut, viel Lust weckt aber diese rudimentäre App nicht.

Der Synthie punktet mit hybridem Basisklang
Leicht harscher und bröseliger Digitalsound trifft auf analoges Filter – so mein Eindruck, nachdem ich den Behringer Wave erstmals einschließlich Handräder und Aftertouch angespielt habe. Daran hat sich bis zum Fazit nichts geändert. Dieses Instrument klingt einfach gut und vor allem anders als neue Wavetable-Synthesizer. Wenn das Aliasing der Oszillatoren zu nostalgisch oder nervend ist, lässt es sich reduzieren. Mit dem Basis-Regler lässt sich übrigens spontan die Intensität der Stereobreite für den Main-Ausgang variieren, was mir gefällt.
Für dich ausgesucht
Im Grunde kann der Behringer Wave wie ein analoger Synth mit satten Bässen, sweependen Flächen, fetten Poly-Sounds oder klassischen Leads klingen, ist aber noch besser für digitale Sounds einsetzbar. Die eigentliche Stärke liegt bei den Mischformen zwischen typisch Analog und Digital. Sobald User Waves und Transienten importiert werden, bekommt der Behringer Wave eine persönliche Note. Rund 30 Wavetables sind so knapp, dass ihr früher oder später einige Samples hinzunehmen wollt.
Klassische PPG Sounds
Es gibt zwei Bänke mit jeweils 100 Presets, die im User Manual mit Angabe des Keyboard Modes, Wavetable und Aftertouch namentlich gelistet werden. Sie liefern ansprechende Vorlagen, ohne aber mit sehr pfiffigen Ideen aufzufallen. Eine der beiden Bänke soll an den PPG Wave erinnern und enthält daher einige der klassischen Programme. Sieben dieser Programme habe ich direkt auf der Tastatur angespielt. Kühle Digitalsounds, modulierte Collagen und synthetische Chöre lassen Retro-Gefühle aufkommen. Das Ende der Fahnenstange höre ich aber noch nicht. Öfter tweake ich die Presets nach meinem Geschmack.
Aktuelle Sounds mit dem Wave á la Behringer
Mehr Abwechslung schafft Behringer mit einer weiteren Bank aus 100 eigenen Presets. Diese Kollektion finde ich ein bisschen blumiger. Gern spiele ich hier 14 Presets an und kommentiere ein wenig: Ein Patch wie „Stratos” sind die wahren Schätze des Behringer Wave – tief und mystisch, es fehlt noch ein guter Reverb. Mit „VCF SSM2044“ demonstriert Behringer die tollen klanglichen Eigenschaften des analogen Filters und mit „Sail Away“ wird ein Programm demonstriert, das auf einem importierten Sample des Roland D-50 basiert. Alles ist konsequent auf Retro abgestimmt.
Split-Kreationen und zusätzliche Effekte
Nicht zu vergessen sind auch Presets, die zwei Sounds als Keyboard-Split anbieten. Auch hier fühle ich mich sofort in die 80er Jahre versetzt. Letztlich will der Behringer Wave noch effektiert werden. Die einzelnen Sounds haben zwar blank meist schon Substanz, aber erst mit hochwertigen Effekten glänzt dieser Synthesizer in der Produktion. Damit ihr euch ein konkretes Bild machen könnt, habe ich die letzten drei Beispiele mit dem kostenfreien FX-Plugin Valhalla Supermassive aufgenommen. Es geht sicherlich noch mehr an Fülle und Wärme. Ihr müsst mit den Effekten schon nachhelfen.
Alternativen zum Behringer Wave
Wie im Feature „Beste Wavetable-Synthesizer 2025“ zu erfahren, sind Wavetable-Synthesizer in den letzten Jahren sehr beliebt geworden. Sie lassen sich heute oft in fantastischer Qualität konsumieren. Die größte Verwandtschaft sehe ich mit dem Dauerbrenner Waldorf Blofeld Keyboard, das es auch schon lange als Desktopmodell gibt. Mit dem
Korg Modwave MKII bekommt ihr wohl den leistungsfähigsten Synthesizer mit exzellentem Sound in der Preisklasse zwischen 500 und 750 Euro.
Man könnte noch den ASM Hydrasynth Explorer, Modal Electronics Argon 8 oder einen anderen digitalen Synthesizer ins Gespräch bringen. Egal, sie alle übertreffen den Behringer Wave in vielen Punkten: Bedienung, Effektsektion, Polyfonie, Speicherplatz und klangliche Flexibilität. Anders formuliert: Der Behringer Wave ist ein wahres Unikat innerhalb der aktuellen Synthesizer-Landschaft. Wer einen aufpolierten Oldtimer und eine hybride Klangerzeugung haben sowie den quasi puren PPG-Sound aufspüren möchte, liegt mit ihm richtig.
Features | Behringer Wave | Waldorf Blofeld Keyboard | Korg Modwave MKII |
---|---|---|---|
Oszillator | 2 Wavetable-Generatoren mit 30 Wellensätzen (8 oder 16-bit) | 3 Oszillatoren, VA und Wavetable (Microwave), 60 MB Sample Memory | 2 Wavetable-Oszillatoren plus Sub, 4 GB Speicher für User Samples |
Stimmen | 8 | 25 | 60 |
Filter | Analog 24dB Tiefpass | Zwei separate Multimode-Filter | Multimode-Filter |
Effekte + Arp | Keine Effekte, Dual-Arpeggiator und polyfoner Sequenzer | Chorus, Flanger, Phaser, Overdrive, Delay und Reverb, programmierbarer Arp | Umfangreiche Effektsektion, Arp, Motion Sequencing |
Tastatur | 49 Full-Size Tasten, Aftertouch | 49 Full-Size Tasten, Aftertouch | 37 Full-Size Tasten |
Abmessungen und Gewicht | 79,6 x 11,2 x 25,7 cm 7,26 kg | 73,5 x 27,5 x 9,5 cm 8kg | 56,5 x 9,2 x 33,8 cm 2,9 kg |
Software | Synthtribe Freeware | – | Editor/Librarian |
Preis | 599 EUR | 749 EUR | 705 EUR |
Bewertung im Test | 4 | 4,5 | 5 |
Wünsche an Behringer: Desktop-Modell, Editor und Effekte
Weil der Behringer Wave hauptsächlich im Studio beschäftigt sein wird, sollte noch eine Desktop-Version folgen: der „Behringer Wave D“. Schon beim Oberheim-Clone hat dies gut mit dem Behringer UB-Xa D funktioniert. Sollte der Behringer Wave expandieren, wäre eine integrierte Effektsektion neben einer besseren Bedienung der größte Wunsch. Die vier FX Engines des Behringer Deepmind 12 würden auch diesem Wavetable-Synthesizer viel bringen. Nicht zuletzt braucht es mehr an Software-Unterstützung. Hoffentlich gibt es schon bald einen Editor/Librarian, mit dem sich eigene Sounds effizient programmieren, benennen und auch verwalten lassen.