Behringer Wing im Praxischeck
Alte Fußballerweisheit: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der erste Live-Einsatz auf einem ebensolchen stattfand. Ein örtlicher Fußballverein feierte Jubiläum samt Live-Band. Es spielte eine sechsköpfige Coverband auf und das WING Compact übernahm die Schallereignissortierung. Vom Wetter her war der erste Einsatz eine Herausforderung für Mensch und Material. Bei über 35 Grad im Schatten geriet der Autor schnell ins Schwitzen, das WING Compact behielt dagegen einen kühlen Kopf. Erstaunlich! Trotz der schwarzen Lackierung und dem Verzicht auf einen internen Lüfter scheint das Wärmemanagement gut zu funktionieren.
Die Sichtbarkeit des nicht entspiegelten Touchscreens bei direkter Sonneneinstrahlung ist nicht so gut, ein Pavillon half allerdings deutlich. Der FoH-Platz war ungünstig weit weg von der Bühne, sodass ich für den Soundcheck und einen erneuten Abgleich zusätzlich auf die App „Mixing Station“ und ein iPad zurückgriff. Die W-LAN-Verbindung über einen „Swissonic Basic Router MK II“ war während der gesamten Veranstaltung stabil. Die Ein- und Ausgänge am Pult selbst wurden nicht verwendet, da die Band auf ein X32 Rack + S16 Stagebox für ihren InEar-Sound zurückgriff. Ich klemmte meine Netzwerkleitung auf den AES50-Port B des X32 Rack und steckte das Netzwerkkabel auf den AES50-B-Port des WING Compact. Am Pult noch den Sync von „Internal“ auf „AES50 B“ umgeschaltet, und wir waren „ready to go“.
Workflow
Spannend ist, ob der Workflow trotz der hohen Kanalzahl intuitiv und zügig ist. Um mit dem Compact schnell arbeiten zu können, habe ich auf zwei Features bevorzugt zurückgegriffen. Zum einen die User Layer und zum anderen die CC-Taster samt automatischem „SendsOnFader“-Modus. Mit dem User Layer lassen sich die zwölf Kanal-Fader frei belegen. Neben Eingangskanäle lassen sich auch DCAs, Gruppen oder Busse frei den Fadern zuordnen. Mit etwas Überlegung erzeugt das einen fluffigen Workflow.
Die neue CC-Sektion ist sehr hilfreich. Möchte man ein Signal auf einen Monitorweg oder in eine Effekteinheit schicken, dann drückt man die „Bus“-Taste und wählt einen der 16 Busse an. Mit der Auswahl des dedizierten Busses befindet sich dieser bereits im „SendsOnFader“-Modus. Das spart Zeit und ist zudem intuitiv. Das Gleiche gilt die die User-CC-Belegung. Die 16 Taster lassen sich mit allen möglichen Funktionen belegen, somit lässt sich das WING Compact gut den eigenen Bedürfnissen anpassen. Das farbige Display in der Sektion gibt dabei Auskunft, welche Funktion jedem der 16 CC-Taster zugewiesen ist. Das ist wirklich gut gelungen und reicht mir, um auch größere Band-Konstellationen zügig mischen zu können.
Für dich ausgesucht
So geht es mir auch beim zweiten Einsatz im Rahmen eines kleinen Festivals. Hier gilt Devise: kurzer Umbau – Linecheck und Go! Dafür habe ich die Mixszene mit Hilfe der kostenlosen Software WING-EDIT bequem zu Hause vorbereitet und mittels USB-Stick auf das Pult übertragen.
Die Infrastruktur ist bereits sehr umfangreich. Diverse FoH- und Personal-Monitoring-Apps für PC, Mac, Tablets und Smartphones sind im Angebot, was den Einsatz der WING Compact erfolgreich komplementiert. Das Pult bietet eine große Mixing Power bei kleinem Fußabdruck und bis auf die Anzahl der physikalischen Fader muss der Anwender auch keine wirklichen Kompromisse eingehen. Mir persönlich gefällt die neuen CC-Sektion vielmehr so gut, dass ich sie mit Sicherheit bei der WING Fullsize vermissen werden.
WING Compact – mögliche Alternativen
Produkt | WING Compact | Behringer X32 Compact | Presonus StudioLive 32SC |
Mic/Line Eingänge | 24 x Combo | 16 x XLR, 8 x Klinke | 22 x Combo, Cinch und XLR |
Line Ausgänge | 8 x XLR | 8 x XLR, 6 x Klinke | 9 x XLR, 6 x Klinke, 2 x Cinch |
Fader-Anzahl | 13 | 17 | 17 |
Optionskarten Slots | 1 x extern, 1 x intern | 1 x extern | nein |
Touchscreen | ja | nein | ja |
USB Multitrack-Schnittstelle | ja, 48 Kanäle | ja, 32 Kanäle | ja, 64 Kanäle |
Preis | 2.399,- Euro | 1.399- Euro | 2.099,- Euro |