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Behringer X-Touch und X-Touch Compact Test

Praxis

Langsame Software-Entwicklung

Viel Zeit ist vergangen, zwischen Ankündigung und Release der X-Touch-Controller. Und nochmal ist ein Jahr vergangen, trotzdem gibt es den Editor immer noch nicht für den Mac, sondern nur für Windows. Auch ein richtiges Manual ist nicht erhältlich. Hier muss man sich an die DAW-Hersteller und ihre Dokumentation zur Unterstützung des MC- und HUI Modes halten. Das ist natürlich nicht optimal, genauso wenig, wie die lang versprochene und nun erst vor kurzem verfügbar gewordene direkte Unterstützung des X32.

Universal Treiber, händische Zuweisung und bidirektionale Kommunikation

Eine Verbindung via USB funktioniert ohne Treiber, eine Netzwerkanbindung fernab von X32 ist indes nur mit Eigeninitiative möglich. Trotzdem kann man mit beiden Controllern bereits eine Menge anfangen. Zum einen wäre da die händische Konfiguration, wie es mit jeden MIDI-Controller möglich ist. Richtig Spaß macht es allerdings erst mit tiefergehenden Scripten, so dass der Controller nicht nur Werte senden, sondern empfangene Daten auch auswerten kann (Kanal-Namen, LED-Meters, Fader-Positionen, etc.).

Fotostrecke: 3 Bilder Um in den MC-Mode zu wechseln, muss man diesen Taster während des Einschaltens gedrückt halten!

Das am weitesten verbreitete Protokoll hierzu heißt Mackie Control, der dazugehörige „Original“ Controller Mackie Control Universal Pro. AVID hingegen kocht wie so oft ein eigenes Süppchen und setzt auf die aufgekauften Euphonics Controller und EuCon. HUI war früher einmal angesagt, aber auch nicht besonders tief in Pro Tools integriert, so dass ich mich auf den MC-Mode – den beide Behringer bieten – beschränken möchte. Ferner leistet das Mackie Control Protokoll je nach DAW leicht unterschiedliche Integrationstiefen, so dass ich mich später beispielhaft auf Ableton Live beschränken möchte. Gut funktioniert das Ganze aber auch mit Logic und Cubase.

Mackie Control for Mixing

Eine Gemeinsamkeit haben alle DAWs und entsprechende MC-Controller: Sie beschränken sich vor allem auf den Mixing-Prozess, die allgemeine PlugIn-Bedienung und den Transport. Editieren funktioniert weiterhin am besten mit der Maus und entsprechenden Shortcuts auf der Tastatur. Die Fragen der Fragen, die es im Folgenden zu beantwortet gilt, lautet also: Reicht der X-Touch Compact oder sollte es besser gleich der “große” X-Touch sein ?

Ableton Live mit X-Touch Compact im MC-Mode

Für Ableton Live bietet sich natürlich vortrefflich der Mackie Control Mode an. Die Funktionen des Kanalzugs lauten dann – von oben nach unten – wie folgt: Der Encoder steuert das Panorama, der Push-Befehl setzt das Panorama in die Mitte. Der obere Taster des Dreierblocks aktiviert Solo, der mittlere „muted“ und der untere Taster selektiert den Channel. Mit dem Fader wird natürlich die Lautstärke geregelt und der unterste Taster wiederum aktiviert „Rec-Arm“.
Der Master-Fader steuert erwartungsgemäß die Hauptlautstärke, der Taster darunter hingegen aktiviert den Flip-Mode, wodurch sich die Funktion der Fader mit dem der Kanal-Encoder vertauscht. Mit den Fadern kann man dann so beispielsweise auch das Panorama steuern und mit den Encodern entsprechend das Level.
Die Transport-Sektion ist ebenfalls simpel und folgt den Erwartungen. Mit FWD und RWD springt man Bar-weise umher, Loop, Record, Start, Stop funktionieren ebenfalls wie angedacht. Die Layer-A/B Tasten indes befördern den Play-Marker an den Loop-Anfang bzw. an sein Ende.
Interessanter wird es mit dem „Achter-Block“ zusätzlicher Encoder, rechts, wobei überwiegend der Push-Befehl Aktionen auslöst und einen entsprechenden Mode bzw. Befehl aktiviert – der LED-Kranz wird dann vollständig rot. So kann beispielsweise die Funktionen der Encoder umgeschalten werden: 

  • Encoder Nr. 9 ermöglicht dann mit den Encodern 1-8 die Eingangsauswahl in Live (Audio From/ MIDI From) sowie die Ausgangsauswahl, wenn man Encoder Nr. 9 mehrmals drückt. Encoder Nr. 11 aktiviert den „Standard“-Mode, in dem die Encoder das Panorama regeln.
  • Encoder Nr. 10 bringt einen in den Send-Mode. Das heisst, es können nun alle Sends des gerade selektierten Tracks gesteuert werden. Die Encoder 13 und 14 sind dann für die Pages zuständig. Gibt es also mehr als acht Send Effekte, dann gelangt man mit Encoder Nr. 14 zunächst zu den Sends I bis P, usw. – bzw. mit Encoder Nr.13 auch wieder zurück.
  • Encoder Nr. 11 aktiviert den Panorama-Modus.
  • Encoder Nr. 12 aktiviert den PlugIn-Control Mode. Wird er gedrückt, leuchtet pro PlugIn im selektierten Track ein Encoder. Möchte man also PlugIn 2 steuern, drückt man Encoder Nr. 2. Und schon leuchten für alle verfügbaren Parameter die Encoder wieder auf! Hat ein PlugIn nur vier Parameter, leuchten also auch nur vier Encoder. Gibt es mehr als acht Parameter, werden wieder mit Encoder Nr.13 und 14 Seitenwechsel hinzugezogen. Diese Encoder leuchten nur, wenn es auch weitere Pages gibt. 
  • Encoder Nr. 13 und Nr. 14 wechseln zwischen den Parameter-Pages – wie bereits weiter vorn angesprochen – bei den Sends- und der PlugIn-Parameter-Steuerung.
  • Encoder Nr. 15 und Nr. 16 sind auch zum „weiterblättern“ mit dem Rotations-Befehl gedacht – allerdings für die Fader, wobei Encoder Nr. 15 in „achter Blöcken bankt“ und Encoder Nr. 16 einzelne Kanäle weiter schaltet.

Zwischenfazit: Zum Mixen kann der X-Touch Compact sehr hilfreich sein, einen klassischen MIDI-Controller mit Display für umfangreichere Software Instrumente ersetzt er nur schwer. Wenn man nur hin und wieder ausgewählte Parameter von PlugIns und Instrumenten automatisieren möchte, reichen die Möglichkeiten allerdings vollkommen aus. Das liegt vor allem daran, dass man – vor allem bei umfangreicheren PlugIns – spätestens an Page 3 den Überblick verliert, weil man sich nicht immer sicher sein kann, auf welcher Seite welcher Befehl ist – und zudem auch die Beschriftung via Display fehlt. 

Beispiel Ableton Live mit X-Touch im MC-Mode

Alle oben genannten Funktionen sind natürlich auch mit dem großen Behringer X-Touch möglich. Darüber hinaus bietet er natürlich die vermissten Displays und sogar Level-Meter, was durchaus für ein deutliches Mehr an Übersichtlichkeit sorgt. Parameter können so eindeutig erkannt werden und müssen nicht erst durch Herumprobieren am Controller oder mit der Maus (um zu sehen welcher Encoder-Ring aufleuchtet) bestimmt werden. Das ist in der Tat äußerst hilfreich.

Die vielen Displays und auch die eindeutige Beschriftung der Kanal-Taster werten den Bedienkomfort ungemein auf!
Die vielen Displays und auch die eindeutige Beschriftung der Kanal-Taster werten den Bedienkomfort ungemein auf!

Was ebenfalls ein dickes Plus ist, sind die Möglichkeiten zur Ansichtsumschaltung, wenn auch diese – dem Charakter eines Universalcontrollers geschuldet – hier bei dem Behringer unter der Kategorie „Automation“ firmieren. Sei es drum, das kann man sich schon merken.
Ebenfalls nett ist der Cursor und das Jogwheel, mit denen man besonders gut in der Session Ansicht arbeiten kann, um so beispielsweise durch Clips navigieren zu können und auch um diese bzw. ganze Szenen ausführen zu können.
Die Timecode und Bar-Anzeige mit den 7-Segment-Anzeigen gibt es auch nur bei dem großen Controller, persönlich brauche ich diese nicht – schick und wichtig anzuschauen sind sie trotzdem.
Schön sind auch die (fast) klar benannten Umschalter (Encoder Assign), die ein zielgerichteteres Umschalten zwischen den Modes zulassen. Mit ein paar selbstgebastelten Beschriftungen kann man sich aber auch bei der Compact Version behelfen. 
Die Fader laufen bei dem großen Controller auch minimal sanfter – allerdings sind beide weit entfernt von einem lautlosen Betrieb.

Was könnte besser?

In beiden Fällen wären DAW-spezifische Overlays für die wichtigsten Software-Studios ein echter Zugewinn gewesen und hätten die Behringers sicherlich nicht wirklich teurer gemacht.
Weiterhin finde ich beide Controller sehr wuchtig, wenn auch sie kompakter als das Mackie Original sind. Trotzdem: Platz ist auf dem Produktionsschreibtisch nie genug, und mit den Behringers wird es sicherlich nicht mehr. Vor allem die Höhe der Geräte stört mich.
Unschön ist auch das unterschiedliche Layout beider Geräte, sodass ein Zusammenschluss zweier Geräte immer etwas suboptimal läuft, da man immer zwei „Master-Sektionen“ hat und Alles unnötig in die Breite geht.

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