Bericht vom “5. Thomann Bass Day”

Seit zwei Jahren veranstaltet das Musikhaus Thomann im oberfränkischen Treppendorf regelmäßig Events für die tieftönende Zunft: Die “Thomann Bass Days”. Dies geschieht stets in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Bass- und Verstärkerherstellern, die nicht nur ihr Sortiment präsentieren, sondern dazu auch regelmäßig ihre bekannten Endorser einladen. Damit wird ein interessantes Programm garantiert, bei dem sowohl der Spaß-, wie auch der Lernfaktor nicht zu kurz kommen. So waren bisher zum Beispiel schon Nathan East, Hadrien Feraud oder – aus Deutschland – Alex Grube zu Gast.

Stargast Victor Wooten bei seiner Performance (Alle Bilder: Norman Theml)
Stargast Victor Wooten bei seiner Performance (Alle Bilder: Norman Theml)


Am 29.10.2016 fand die fünfte Ausgabe des “Thomann Bass Day” statt – und man kann mit Fug und Recht behaupten, dass dieser Tag ein besonderes Highlight war – schon allein anhand der Besucherzahl von ca. 200 Bassisten/innen lässt dies sich erahnen! Die bekannte Edelbass-Manufaktur Fodera aus Brooklyn N.Y.C. gab sich die Ehre mit einer großen Auswahl an feinen Instrumenten und zwei exklusiven Weltpremieren. Dazu brachten sie noch ihren wohl wichtigsten Endorser der ersten Stunde mit: Bass-Megastar Victor Wooten!
Nachdem alle Teilnehmer ihre Plätze in dem mehr als prall gefüllten Amphitheater gefunden hatten, stellte sich das Thomann Bassteam kurz vor und erzählte über die Idee und Entstehung der “Thomann Bass Days”. Ihr Anliegen ist es, dem Kunden abseits des Ladengeschäfts einen hohen Mehrwert zu bieten: die persönlichen Heroes treffen, fachsimpeln, testen, Neues entdecken, lernen, etc. -­ und: das alles gratis inklusive Essen und Trinken!
Nach ein paar Hinweisen zum Ablauf des Tages hatte dann das Wort das Fodera-Team, welches extra für diesen Tag aus New York angereist war. Jason DeSalvo, Jordan Cortese und Joey Lauricella (neben Vinnie Fodera einer der beiden Gründer der Company aus dem “Big Apple”) erzählten zunächst etwas zur Geschichte Foderas. Diese begann 1983, als sich Vinnie Fodera, ein Instrumentenbauer, der u. a. auch bei Stuart Spector und Ken Smith gelernt hatte, und der Profibassist Joey Lauricella aufmachten, um einzigartige Instrumente zu bauen. In diesen sollten eine spektakuläre Optik, perfekte Bespielbarkeit und natürlich ein großartiger Sound zusammenfließen.

Fotostrecke: 4 Bilder Reges Interesse – das Thomann-Amphitheater war so voll wie selten zuvor!

Das Erkennungsmerkmal der Firma ist seit Anbeginn das Schmetterlings-Inlay auf der Kopfplatte. Die Qualität der Instrumente sprach sich schnell herum und bald zählten Victor Wooten, Anthony Jackson, Matt Garrison, Richard Bona u.v.m. zu ihren Fans und Kunden. Mit diesen Künstlern pflegt Fodera nach wie vor ein reges “Research & Development”-Verhältnis (frei übersetzt: “testen und weiterentwickeln”), um ihre Instrumente ständig weiter zu optimieren.
Die Beziehung zwischen Fodera und Thomann besteht schon seit über 25 Jahren. Damals besuchte Hans Thomann persönlich die Jungs von Fodera – eine Zusammenarbeit blieb jedoch vorerst noch aus! Auslöser für die inzwischen sehr enge und familiäre Beziehung war Hans Thomanns Besuch des “Montreux Jazz Festival” vor einigen Jahren. Dort fielen ihm die vielen Foderas in den Händen von US-Bassisten ins Auge, woraufhin er erneut den Kontakt zu den New Yorkern aufnahm. Seitdem entwickelte sich das Verhältnis immer weiter und Jason erwähnte mehrmals ausdrücklich, dass dies weit über die normale Geschäftsebene hinausgehe und “eher einer Familie gleicht”.
Mittlerweile ist Thomann sogar Foderas zertifizierter “Repair Shop” für ganz Europa. Dafür wurden eigens Mitarbeiter der Thomannschen Werkstatt bei Fodera in Brooklyn persönlich geschult. Absoluter Höhepunkt dieser Zusammenarbeit war nun sicherlich der “Thomann Bass Day” am 29. Oktober mit einer mehr als beeindruckenden Anzahl an Foderas (aktuell lagern bei Thomann mehr als 30 Fodera-Instrumente!), die jedem Besucher zum Test zur Verfügung standen.
Wissenswertes gab es auch zu den drei Ausführungen der verschiedenen Fodera-Modelle zu erfahren. Diese werden unterschieden in den Kategorien “Custom” (nach Kundenwunsch, alles ist möglich), “Standard” (auf das Wesentliche reduziert) und “Classic” (in traditionellen Farben lackiert).
Eine nette Anekdote gab es zur Enstehung der Classic-Reihe, die ja u.a. mit ihren vintagemäßigen Korpuslackierungen für Fodera eher ungewöhnlich scheint: Matt Garrison war vor Jahren Tourbassist bei Whitney Houston und durfte eigentlich jeden Bass spielen, den er wollte. Die einzige Bedingung aufgrund des Design des Bühnenbildes lautete: Das Instrument sollte weiß sein! Da Matt nicht auf einen Fodera verzichten verzichten wollte, wurde ihm speziell ein weißer Bass angefertigt. Wie sich herausstellte, war die traditionellere Optik dieses Instrumentes nicht nur Matts Wunsch, sondern sprach auch spontan viele andere Bassisten an, welche Fodera mit Anfragen und eMails bombardierten. Damit war die Classic-Reihe geboren!

Nun stieß auch Victor Wooten unter großem Applaus zur Runde und erzählte seine persönliche Geschichte mit Fodera. Diese begann bereits 1983: Victor wurde damals – mit gerade einmal 19 Jahren – der erste Endorser Foderas! Zu dieser Zeit spielte er als ausgewiesener Stanley-Clarke-Fan eigentlich noch einen Alembic Series II. In Relation zu seiner Körpergröße sind diese Instrumente allerdings sehr große und ausladende Bässe , sodass er auf der Suche nach etwas Passenderem war.
Als er eines Tages in einem Studio arbeitete, empfahl ihm ein Gitarrist die Bässe seines Freundes Joey Lauricella. Dieser kam prompt vorbei und brachte Victor zwei Exemplare mit. Einer davon war der uns allen wohl gut bekannte Monarch mit der Serienummer 37. Victor verliebte sich sofort in das deutlich leichtere und grazilere Instrument. Dazu kam, dass Joey ihm anbot, den Bass erst bezahlen zu müssen, wenn er das Geld dafür hätte.
Der Rest ist Geschichte – das großzügige Angebot dürfte sich über die Jahre für Fodera mehr als ausgezahlt haben! Im Laufe der Zusammenarbeit Foderas mit Victor und dessen kometenhaften Aufstiegs entstand Victors persönliches Signature-Modell: der Yin Yang.
Beim “Thomann Bass Day” kam es nun auf der Bühne zur ersten Premiere: der Enthüllung des Yin Yang Deluxe III – der dritten Generation des Yin Yang mit einigen Neuerungen. Der Korpus besteht aus Nussbaum und ist mit Kammern versehen (“gechambered”), der Hals wurde aus drei Teilen Roteiche gefertigt. Die gewohnten P/J-Pickups von EMG sind zwei Seymour Duncan Dual Coils (ebenfalls im Nussbaum-Gehäuse) gewichen.

Fotostrecke: 4 Bilder Stargast Victor Wooten wurde vom Publikum enthusiastisch begrüßt …

Victor ließ es sich nicht nehmen, den neuen Bass sofort vor Ort auf Herz und Nieren zu testen, während Joey ihm dabei die neueste Generation des Mike-Pope-Preamps und die Schaltung der Dual Coils erklärte. So konnten sich alle Anwesenden direkt von der Vielfältigkeit des Basses überzeugen. Vom Yin Yang Deluxe III gibt es derzeit leider nur drei Exemplare weltweit: einen bekam Victor an diesem Tag von Fodera überreicht, ein zweiter hat seinen Besitzer bereits in Amerika gefunden. Nummer drei ist ab jetzt exklusiv bei Thomann erhältlich.
Nahtlos ging es weiter zur zweiten Weltpremiere. Diese basiert auf einer Idee des Thomann Custom Shop Bassteams. Aufgrund der wachsenden Beliebtheit von künstlich gealterten Instrumenten (Aging) seitens der geneigten (und kaufkräftigen) Kundschaft lag die Idee nahe, dies auch einmal mit einem Fodera zu versuchen. Aber nicht mit irgendeinem, es sollte natürlich etwas Besonderes sein!
So enstand die Idee, Victors ersten Fodera aus dem Jahre 1983 mit der Seriennummer 37 als Vorbild zu nehmen. Dieser hat nach über 30 Jahren eine ordentliche Anzahl an Spielspuren – man kann dies getrost als “Hardcore Aging” bezeichnen. Jeder von uns hat Victor sicher schon einmal mit diesem Bass gesehen, ob live, auf DVD oder auf YouTube. Das Instrument gehört sozusagen zum “bassistischen Allgemeinwissen”!
Nachdem die Idee bei Fodera auf Gegenliebe stieß, war der erste Schritt, das Original in die Werkstatt zu bringen. Dort wurde es von Vinnie Fodera persönlich penibelst nachgebaut. Der Clou: es war sogar noch Holz desselben Baumstammes vorhanden, aus welchem auch das Original besteht! Keine Frage, dass dieses für die beiden Nachbauten zum Einsatz kam und die zwei Replikas und das Original zu echten Geschwistern macht!
Nach der Fertigstellung mussten laut Jason die Bässe fast gewaltsam aus Vinnies Händen gerissen werden, da es für ihn eine grausame Vorstellung war, diese Schönheiten jetzt absichtlich mit Schrammen zu versehen. Den Job dafür übernahm übrigens die deutsche Firma Sandberg, die sich für ihre Aging-Arbeit einen hervorragenden Ruf erworben hat. Toll, wenn verschiedene Basshersteller sich ohne Scheuklappen für solch ein derart einzigartiges Projekt zusammentun!
Doch zurück zum “Thomann Bass Day”: Endlich wurden nun die zwei Protagonisten enthüllt und Victor war sichtlich beeindruckt, wie authentisch beide Bässe geworden sind. Natürlich spielte er sie gleich an und hatte zu jeder Macke eine kleine Anekdote parat. Da er fast alle seiner revolutionären Spieltechniken auf dem Original entwickelte, konnte er genau bestimmen, welche Delle durch Tapping, welche Schrammen durch Double Thumbing etc. zustande kamen. Beide Replikas wurden anschließend noch von Victor signiert.
Kurz vor der Pause gab es den ersten Teil der Verlosung. Der Hauptgewinn war: die Pause – allerdings durften die Gewinner sie mit Victor Wooten gemeinsam verbringen!

Authentische Nachbauten bis in die kleinste Delle: Victors originaler Bass aus dem Jahr 1983 mit der Seriennummer 37 hat zwei Geschwister bekommen!
Authentische Nachbauten bis in die kleinste Delle: Victors originaler Bass aus dem Jahr 1983 mit der Seriennummer 37 hat zwei Geschwister bekommen!

Der zweite Teil des Bass Days – ein Workshop sowie ein Konzert mit Victor Wooten – war wohl für viele der Hauptgrund ihrer zum Teil sehr langen Anreisewege. So kamen Teilnehmer aus ganz Deutschland, aber auch aus Belgien und den Niederlanden – ein eindeutiger Beweis für die Popularität der “Thomann Bass Days”.
Los ging es mit dem Workshop, in welchem Victor die Teilnehmer aufforderte, ihm Fragen zu stellen, die ihnen auf der Seele brennen. Diese fielen sehr unterschiedlich aus, aber Victor führte sie im Grunde stets zum gleichen Grundgedanken zurück: Es geht darum, mit kindlicher Neugier und Spieltrieb Musik zu machen, ohne an sich selbst zu zweifeln und sich nicht um das zu kümmern, was andere denken!
An etlichen Beispielen demonstrierte er, dass es wichtiger ist, wie man etwas spielt und nicht, was man spielt. Auch zitierte er im Laufe des Workshops immer wieder mal aus seinem eigenen “Best Of”- Katalog: “U Can’t Hold No Groove”, “The Lesson”, “Norwegian Wood”, “Classical Thumb”, “Sinister Minister”, etc. Victors tiefenentspannte und symphatische Art und das Einstreuen von kleinen witzigen Anekdoten ließ die Zeit wie im Flug vergehen. Insgesamt war der Workshop erfreulicherweise wenig technisch orientiert, sondern drehte sich mehr um das Wesentliche der Musik. So endete das Ganze auch mit Victors Appell: “Hört auf, andere Bassisten beeindrucken zu wollen!”
Nach einer weiteren kurzen Pause folgte noch ein ca. 30-minütiges Konzert mit Victor. Bevor die Basslegende loslegte, gab es noch ein paar interessante Infos für Equipment-Fans. Ulrich Rodenberg, Chef der gleichnamigen Effektpedal-Marke, überreichte Victor sein neues Signature-Pedal. Dies beinhaltet alle drei Rodenberg-Basspedale (GAS-707B, GAS-808B, GAS-909B) in einem Gehäuse. Zusätzlich prangt noch das Yin-Yang-Logo auf der Oberseite.

Fotostrecke: 5 Bilder Ulrich Rodenberg überreicht Victor Wooten sein neues Signature-Effektpedal, …

Später erzählte Victor auch noch etwas zu seinem neuen MIDI-Basssystem. Dieses hört auf den Namen FretTraX und ist wirklich beeindruckend: für alle Bassisten, die gerne mit Sounds experimentieren, könnte diese Erfindung eine Offenbarung sein.
Egal, welche verrückte Technik Victor dem FretTraX-System zumutete, es wandelte sie ohne Murren und ohne hörbare Latenz in Midi-Signale um und steuerte auf diese Weise diverse Flöten- und Streichersounds an. Der Fantasie sind bei der Soundauswahl natürlich keinerlei Grenzen gesetzt, jeder Synthie oder jedes Plugin kann damit benutzt werden! Allerdings geht dies mit kleineren Umbauten am Instrument einher.
Im Konzert selbst zog Victor noch einmal alle Register seines Könnens und ließ jeden Teilnehmer begeistert zurück. Der Ausklang des “Thomann Bass Days” war ein weiteres Gewinnspiel, bei dem zehn wertvolle Preise verlost wurden. Victors Verstärkermarke Hartke sponsorte mehrere Combos und Effektpedale. Fodera legte noch Saiten und T-Shirts obendrauf. Da lohnte sich die Teilnahme wirklich! Anschließend stand Victor noch zu einer Autogrammstunde bereit, zu der etliche Besucher ihre Bässe zum Signieren mitbrachten.

Fotostrecke: 3 Bilder In seiner Solobass-Performance bediente sich Wooten auch des neuartigen FretTraX-Midisystems, …

Nach über sechs Stunden geballtem Bassprogramm auf höchstem Niveau neigte sich der Tag dem Ende zu. Ein großes Lob und herzlichen Dank vor allem an die Thomann-Crew, die sich eine Menge Arbeit gemacht hat, um dies alles zu ermöglichen.
Glücklicherweise wurde der “Bass Day”-Nachmittag in weiten Teilen vom Thomann Media Team mitgeschnitten. Viel Vergnügen damit – und: die bonedo-Bassredaktion freut sich jetzt schon auf den nächsten “Thomann Bass Day”!

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