Schon seit einiger Zeit lädt der renommierte Gitarrenhersteller Paul Reed Smith europäische Händler und Presseleute einmal im Jahr nach Großbritannien ein und stellt dort die neuesten Kreationen aus dem Hause PRS vor. Gleichzeitig wird den Händlern auf diesem Event die Möglichkeit geboten, die neuen Instrumente direkt zu ordern. Auch in diesem Jahr waren zu diesem Ereignis wieder Händler aus ganz Europa angereist.
bonedo war ebenfalls vor Ort, um für euch einen ersten Eindruck von den neuen PRS-Modellen zu bekommen und natürlich auch einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Als Location hatte man den für seine DNA-Forschungen bekannten Wellcome Genome Campus in Hinxton, Cambridgeshire gewählt, der sich mit seinem Auditorium und den anliegenden Unterbringungsmöglichkeiten in einem ursprünglich alten Landgut als sehr passend erwies. Neben den Präsentationen und Buying Sessions der neuen Instrumente erwarteten die Gäste auch sehr nette musikalische Einlagen. Zur Eröffnung am ersten Abend spielte dabei die Band Morganway um die Sängerin SJ Mortimer.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung am nächsten Tag stellte Paul Reed Smith den Gästen eine für John McLaughlin erst kürzlich gebaute Steelstring-Akustikgitarre vor, die sich durch eine extrem dünne und trotzdem haltbare Decke auszeichnet. Das Resultat ist ein äußerst schwingungsfreudiger und sehr präsenter Klang.
Eine wichtige Ankündigung war außerdem die Bekanntgabe eines kürzlich in Indonesien fertiggestellten eigenen Werks für die SE-Modelle. PRS geht damit einen neuen Weg und produziert seine Gitarren vor Ort nicht mehr bei einem Hersteller, der auch Instrumente für andere Auftraggeber fertigt. Eine Maßnahme, die die etwas preisgünstigeren SE-Gitarren qualitativ noch besser machen soll. Ich bin gespannt, wie und ob sich diese Umstellung auf die bald erhältlichen Instrumente der SE-Serie auswirken wird. Die beiden Buyers Sessions für die Händler fanden dann jeweils am Vormittag und am Nachmittag statt. Wie vom Hersteller gewohnt, gab es hier wieder einige Augenweiden zu begutachten. Aber seht selbst.
Ein weiteres Highlight war die Vorstellung des limitierten Modern Eagle V Modells aus der Private Stock Serie von PRS. Ich hatte kurz vor der Präsentation die Möglichkeit, mit Paul ein wenig zu plaudern und dabei die wirklich großartig klingende E-Gitarre anzuspielen. Paul bezeichnet dieses Modell als “Analog Modeling Guitar”. Auch wenn diese Umschreibung wohl etwas scherzhaft gemeint war, ermöglicht die Modern Eagle V mit ihrem umfangreichen Schaltungskonzept wirklich viele feine Abstufungen im Sound.
Im Detail bietet das Instrument jeweils einen Humbucker in der Hals- und Stegposition sowie einen Singlecoil in der Mitte. Die drei Pickups lassen sich dabei zunächst ganz klassisch über einen 5-Weg-Schalter anwählen. Spannend wird es im Hinblick auf das Konzept der beiden Humbucker und der drei zusätzlichen Mini-Kippschalter. Die beiden nebeneinander positionierten Schalter trennen dabei die Spulen der Humbucker und verwandeln diese in TCI (Tuned Capacitance & Inductance) Singlecoils. Dieses von PRS entwickelte Verfahren ermöglicht sowohl sehr gut und rund klingende Humbucker- als auch Singlecoil-Sounds auf gleichbleibendem Lautstärkeniveau und war beispielsweise kürzlich auch schon auf Paul’s Guitar zu finden. Im Zusammenspiel mit dem mittleren Singlecoil bieten sich schon allein mit dieser Option viele Möglichkeiten. Hinzu kommt aber noch der dritte Minischalter, der den kOhm-Wert des Master-Volume-Potis von 500 kOhm auf 250 kOhm reduziert, was sich ebenfalls auf den Sound auswirkt. Ein Push-Pull-Funktion am Tone-Poti aktiviert bei Bedarf zudem beide Humbucker gleichzeitig. Na, schon den Überblick verloren?
Laut eigener Aussage haben die Entwickler fast 40 verschiedene Schaltungsmöglichkeiten gezählt. Auch wenn dieses Konzept etwas unübersichtlich werden kann, ist die klangliche Grundsubstanz der Pickups wirklich bemerkenswert. Allein vom Sound des Hals-Pickups konnte ich beim Anspielen gar nicht genug bekommen.
Eine gute Nachricht für den Großteil der Gitarrengemeinde, der wohl nicht das nötige Kleingeld für dieses limitierte Private-Stock-Modell aufbringen kann, hatte Paul am Ende unseres Gesprächs parat. So soll das Konzept dieses Modells mit der Zeit auch in weitere Serien des Herstellers implementiert werden.
Auf meine Frage, was Paul heute nach all den Jahren im Gitarrenbau antreibt, sprach er von der klanglichen Erfahrung, die ihm neu entwickelte Gitarren immer noch bescheren. Neben seiner Aufgabe, zu schauen, ob die produzierten Modelle auch seinen Ansprüchen genügen, gab er außerdem die Motivation an, die Wünsche seiner Künstler perfekt umsetzen zu wollen.
Diese Thematik rückte im Verlauf unserer Unterhaltung noch einmal in den Mittelpunkt, als wir auf das Silver Sky Signature Modell von John Mayer zu sprechen kamen, das bei der Veröffentlichung mit seinem Design definitiv für Aufsehen sorgte. Bei der Entwicklung der Silver Sky spielte die 64er Strat von John eine wichtige Rolle, die sein Maß aller Dinge war und daher von ihm zum Vergleich immer wieder herangezogen wurde. Die nagelneue Silver Sky, die mir Paul dann spontan in die Hand drückte, gab ebenfalls eine wirklich beeindruckende Vorstellung ab. PRS wird das Modell übrigens in diesem Jahr in weiteren Farbgebungen anbieten.
Auch auf der Abschlussveranstaltung am zweiten Abend konnten die Gäste noch einmal die Sängerin SJ Mortimer mit dem Gitarristen Rob Harris und dem Bassisten Paul Turner von Jamiroquai sowie dem Drummer Ryan Aston in einem sehr musikalischen Set erleben. Anschließend gab es noch eine unterhaltsame Jam-Session, bei der einige Händler ebenfalls zur Gitarre griffen.
Insgesamt war das PRS Dealer Event 2019 eine gelungene Veranstaltung, die auch die Möglichkeit bot, mit Kollegen aus der Szene in ganz entspannter Atmosphäre fachsimpeln zu können. Zum Abschluss gibt es noch ein paar weitere Schnappschüsse von den neuen PRS Gitarren für 2019.