FAKTEN
Gute Voraussetzungen, den Beruf des Audiodesigners zu ergreifen, haben a) Musiker, die komponieren können b) Tontechniker mit musikalischem Talent c) Mediengestalter Bild und Ton ( -> siehe bonedo: Berufsbild Mediengestalter Bild und Ton). Zu den Kernkompetenzen, die im Zuge der Ausbildung erworben werden, zählen Komposition, Tonmischung, Tontechnik, Aufnahmetechnik von Ton und Bild, Umgang mit spezieller Software und Kundenberatung. Gute Englischkenntnisse sind hilfreich, da vielfach Software-Handbücher und Bedienungsanleitungen nur in Englisch vorliegen.
Das musikalische Anforderungsprofil des Audiodesigners ist breit. Er muss nahezu alle musikalischen Stile beherrschen und bearbeiten können. Am Computer und im Tonstudio komponiert er Gebrauchsmusik unterschiedlicher Art, das Spektrum reicht von Werbe- und Filmmusik über Vertonung von Videospielen und CD-ROMs bis zu spezieller Musik für Veranstaltungen. Dazu erstellt er Audio-Logos, Klingeltöne, Telefonwarteschleifen, Spezialeffekte und Geräusche. Ferner liefert er Sounds für Websites und erstellt Toneffekte für Filme aller Art. Auch nimmt er Musiker, Sänger und Sprecher auf, arrangiert deren Beiträge und regelt die Postproduktion.
Die Werbung zählt zum wichtigsten Aufgabenbereich von Audiodesignern. Die Kunden bestellen Sounds und Songs, die den Verkauf bestimmter Produkte fördern sollen. Anhand von Marktforschungsergebnissen fertigen Audiodesigner ein Klangbild an, das den Vorlieben des avisierten Kundenkreises entspricht und sein Lebensgefühl trifft. Am Ende ist es immer der Auftraggeber, der entscheidet, ob ein Imagesong oder –sound zu seinem Produkt passt.
Laut Angaben der Arbeitsagentur übernehmen Audiodesigner folgende Aufgaben:
– Gebrauchsmusik (Audio-Logos, Jingles, Werbespots, Filmmusik, Songs) komponieren und arrangieren
– Klangbilder (Sounds) unterschiedlicher Stilrichtungen programmieren
– Filmmusik oder Musiksoftware produzieren
– Musik und Klangbilder für Werbezwecke komponieren und gestalten
– Internetseiten, Videospiele, DVDs und CD-ROMs vertonen, Sounds in Websites einbauen
– Musiksendungen in TV und Radio produzieren
– Klanginstallationen realisieren
– Musik durch Töne und Effekte ergänzen
Bei einer Festanstellung kann die tarifliche Bruttovergütung, laut Arbeitsagentur, zwischen 2.600 € und 2.950 € betragen. Vielfach arbeiten Audiodesigner allerdings selbstständig.
Der Audiodesigner Michael Hug gibt ein Beispiel aus seiner Praxis: „Ein Unternehmen hat sich neu gegründet. Es plant dazu Kampagnen in Funk, Fernsehen und Internet. Neben dem grafischen Logo möchte es dazu auch ein akustisches CI (corporate image).
Nun muss ich überlegen, wie soll diese Marke XY klingen? Zuerst macht man Marktforschung: Wer sind die potentiellen Kunden? Gibt es eine Kernzielgruppe? Es können auch mehrere Cluster sein, das Produkt ist zum einen interessant für junge Familien und zum anderen für Menschen jenseits der Sechzig, wo die Kinder schon aus dem Haus sind. Du hast zum Beispiel diese beiden Gruppen und versuchst, Schnittmengen zu finden. Was sind ihre Lebenseinstellungen? Du sammelst Fakten. Wie wohnen diese Menschen? Was sind ihre Gewohnheiten? Aus diesen Erkenntnissen versuchst du, abzuleiten, was diese Leute gerne hören würden. Was spricht sie an? Wenn das vorrangig ein Bio-Thema ist, nimmst du eher akustische Instrumente. Ist es ein Industrie-Thema, wird es eher computerbasiert ausfallen. Du schiebst Parameter umher.
Dann machst du erste Vorschläge, die in verschiedene Richtungen gehen. Die stellst du dem Kunden vor. Wenn der Kunde einen Vorschlag gut findet, fächerst du diesen auf und machst noch mal weitere fünf Vorschläge. Dieser Prozess kann noch ein paar Mal durchgespielt werden, bis du den Motivkern hast. Aus diesem Thema entwickelst du den Image-Song. Der Kunde bevorzugt zum Beispiel eine akustische Nylongitarre für das CI. Also sollte die akustische Gitarre natürlich auch im Image-Song auftauchen, dazu weitere akustische Instrumente wie Schlagzeug z.B. mit Besen, akustisches Piano, halbakustischer Bass etc.
Das, was danach kommt, ist kompositorisches Grundhandwerk. Das Motiv ist die Antwort oder die Frage. Dazu baust du das fehlende Gegenstück, dann hast du deine Phrase, diese arbeitest du zu einem Motiv aus – irgendwann hast du eine Melodie für einen Song. Anschließend machst du verschiedene Orchestrierungsvarianten dieses „Imagesongs“. Mit den einzelnen Bausteinen dieses Songs kann die Firma nun z.B. ihre Imagefilme unterlegen, Stinger und Bumper für den Rundfunk machen, ihre Telefonwarteschleife bespielen, ihren Slogan untermalen und vieles mehr. Am Ende steht eine Tool-Kiste von ungefähr dreißig Sounds, welche die Firma je nach Bedarf einsetzen kann.“
Holger sagt:
#1 - 15.10.2011 um 14:23 Uhr
Das Interview finde ich richtig klasse und sehr hilfreich. Man spürt anhand der Antworten, dass dort jemand eine sehr hohe Fachkompetenz besitzt.
Kein Wunder, bei dem Lebenslauf.
Da ich selber auch komponiere, schreibe, aufnehme und mische, interessiert mich das Thema schon sehr.
Es wäre schon sehr spannend, Musik auf ein konkretes Thema zugeschnitten zu schreiben.
Abschließend: Ich finde, der Artikel macht deutlich, dass alles mit sehr viel Arbeit und einer großen Portion "Know-How" kombiniert ist. Kann bestimmt nicht jeder.
Sven sagt:
#2 - 05.11.2011 um 01:43 Uhr
Kann mich Holger nur anschliessen.... Ich hatte mal das Vergnügen, mit den Jungs von Ton & Spot an einem kleinen Projekt zu basteln - danach weisst Du, wo der Hammer hängt! Was soll ich mehr sagen? Profis eben!