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Berufsbild Audiodesigner

INTERVIEW

Seit mehr als zehn Jahren ist Michael Hug als Audiodesigner im Geschäft, in Berlin betreibt er das Produktionsstudio TON & SPOT audiodesign (www.ton-und-spot.de). Hug arbeitet vorwiegend in Bereichen wie Werbung, Film, Hörfunk und Games. Der studierte Musiker entwirft z.B. Audio-Logos und Telefonwarteschleifen oder sorgt auch schon mal für die perfekte Beschallung eines Messestands. Seine Referenzliste ist so imponierend wie lang, sie reicht vom Fußballmagazin 11 Freunde über die Fernsehkanäle arte, ARD und ZDF bis zu DFB und Telekom.

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bonedo: Welche Ausbildung hast Du genossen?
Michael Hug: Nach dem Abitur hab ich in München Elektro- und Kontrabass studiert. Danach bin ich auf das Berklee College of Music in Boston gegangen, hab ein Stipendium bekommen und „Professional Music“ studiert. Das ist ein Studienbereich, in dem verschiedene Kurse und Vorlesungen kombiniert werden können. Mein Ziel war eigentlich „Musikalische Leitung“. Ich wollte Spielen, Schreiben und Produktion lernen. In dem Zusammenhang gab es z.B. Kurse wie „Scoring To Visuals“, wo man lernt, wie man für Film oder Werbung schreibt. Werbung fand ich sehr interessant, weil ich keine musikstilistische Vorliebe habe. Werbung ermöglicht dir etwa Salsa-, Rock-, Bigband- und Sinfonieorchester-Stücke im wöchentlichen Wechsel zu schreiben. Im kommerziellen Bereich gibt es eine Vielfalt, die mir gut gefallen hat! Ich war knapp zweieinhalb Jahre in Berklee und hab nach sieben Trimestern meinen Abschluss gemacht.
bonedo: Wie bist du ins Berufsleben eingestiegen?
Michael: Anschließend zog ich nach Chicago, um dort in einem „Jingle House“ zu arbeiten. Ich hab Werbung geschrieben für American Airlines, Coca-Cola und alles Mögliche. Parallel hab ich in einer Firma gearbeitet, die Live-Entertainment gemacht hat, und zwar alles, von Solo-Piano über Bigband bis zu Tanztheater. Für die habe ich arrangiert, geschrieben, produziert und gespielt. Irgendwann ging mein Visum zu Ende und langfristige attraktive Alternativen waren nicht erkennbar. An dem Punkt fragte ich mich: Wo soll der Rest meines Lebens passieren? Im Jahr 2000 hab ich mich dann entschlossen, von Chicago nach Berlin zu ziehen.
bonedo: Bist du in der Absicht nach Berlin gezogen, ein eigenes Studio zu eröffnen?
Michael: Ja, mittelfristig erschien mir Berlin als bester Standpunkt für so ein Unternehmen. Damals dachte ich noch naiv, dass ich mit meiner Amerika-Erfahrung und dem Track-Record kein Problem hätte, Werbekunden zu finden. Das hat sich als kompletter Irrglaube herausgestellt! Das liegt unter anderem daran, dass die großen Werbeagenturen in Berlin zwar Dependancen hatten, ihre Aufträge aber vorwiegend in ihren Stammhäusern in Düsseldorf, München, Hamburg etc. bearbeiten ließen. Ein großer Teil der Aufträge wird auch heute noch nicht in Berlin produziert. Es scheint, dass Berlin 75 Prozent des Talents, aber leider nur 25 Prozent des Budgets hat.
bonedo: Warum bleibst du in der Hauptstadt?
Michael: Berlin ist dennoch ein gutes Pflaster, weil ich, um nur ein Beispiel zu nennen, viele Sprecher für Aufnahmen zur Verfügung habe, native speaker in fast jeder Sprache. Ich bekomme sogar Leute, die in ihrer Heimat Radioarbeit gemacht haben und über eine Stimme verfügen, die sie gezielt einsetzen können. Das ist etwa für Games oder Online-Schulungen ein enormer Standortvorteil.
bonedo: Wie sah dein Neustart aus?
Michael: Für mich war immer klar, dass ich im kommerziellen Bereich, auch B2B-Bereich genannt, arbeiten will. Eine Kernqualität von Audiodesignern sollte sein, dass sie Künstler sind, ohne „Künstler“ zu sein. Das heißt, du musst zwar künstlerisch arbeiten, aber dein künstlerisches „Ego“ darf nicht existent sein. Du musst damit leben können, dass der Kunde sagt: „Gefällt mir nicht. Machen Sie etwas Neues.“ Das ist Alltag! Du kannst nicht dein eigenes Ding machen, sondern du musst den Wurm finden, der den Fisch fängt. Meine Musik muss im Sinne des Kunden „arbeiten“, sie muss eine Message rüberbringen, ein Produkt verkaufen, sie muss eine Idee transportieren und einen Zweck erfüllen.
bonedo: In welchen Bereichen bist du tätig?
Michael: Werbung, Film, Hörspiele, Games – für all diese Bereiche mache ich Musik und Soundeffekte. Auch den ganzen Kommunikationsbereich von Firmen bediene ich: Image- und Produktfilme sowie Audio-Logo, Telefonwarteschleife und POS (Point Of Sale) wie z.B. Messestandbeschallung.
bonedo: Wie hast du den Umgang mit der Technik erlernt?
Michael: Den tontechnischen Bereich hab ich nicht gezielt oder ausführlich erlernt. Aber ich habe in meinem Leben so viele Studiosessions gespielt und so vielen Toningenieuren bei der Arbeit zugesehen, dass ich irgendwann wusste, wie die Geräte funktionieren und einzusetzen sind. Als ich in meinem eigenen Studio anfing, kamen zwar die ersten Aufträge, aber Geld für einen Toningenieur war da noch nicht drin. Also hab ich so lange geschraubt, bis der Auftrag so klang, wie er klingen sollte.
bonedo: Learning by doing …
Michael: Genau. Ob Logic, Cubase oder was auch immer, die Dinger machen eigentlich alle das Gleiche. Als Jugendlicher hab ich mit Vierspurrecordern angefangen und hab im Studium mit einer Bandmaschine gearbeitet, dann wars irgendwann ein Rechner. Heute hab ich ein Plug-in, das mir die Bandmaschine von damals simuliert.
bonedo: Das Anforderungsprofil eines Audiodesigners ist beeindruckend breit.
Michael: Einfach ausgedrückt, ich mache alles außer „Platten“. Egal, was für einen Ton, egal, wo der rauskommen soll, das ist mein Job. Ich habe auch schon Start-Up-Sounds für Internetradios entwickelt. Manchmal berate ich zu verschiedenen „Sound-Themen“ wie z.B. „Psycho-Akustik“. Da geht es um die Frage: Wie wirkt Sound? Welcher Klangeindruck erzeugt welche Reaktion beim Zuhörer? Wie lässt sich das im Sinne des Auftragsziels nutzen?
bonedo: Und wie gehst Du mit Kritik um?
Michael: Der Kernpunkt ist, du musst damit leben, dass deine Arbeit möglicherweise nicht gefällt. Man darf es absolut nicht persönlich nehmen, wenn der Kunde sagt: „Nö, so nicht. Lass es vielleicht mehr orange klingen.“ Das ist eben der Job des Audiodesigners, gerade im kommerziellen Bereich, dass du dem Kunden, der musikalisch meist von „Tuten und Blasen“ keine Ahnung hat, seine Wünsche mit einem Lächeln erfüllen musst.

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Tontechniker im Studio Bild

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Profilbild von Holger

Holger sagt:

#1 - 15.10.2011 um 14:23 Uhr

0

Das Interview finde ich richtig klasse und sehr hilfreich. Man spürt anhand der Antworten, dass dort jemand eine sehr hohe Fachkompetenz besitzt.
Kein Wunder, bei dem Lebenslauf.
Da ich selber auch komponiere, schreibe, aufnehme und mische, interessiert mich das Thema schon sehr.
Es wäre schon sehr spannend, Musik auf ein konkretes Thema zugeschnitten zu schreiben.
Abschließend: Ich finde, der Artikel macht deutlich, dass alles mit sehr viel Arbeit und einer großen Portion "Know-How" kombiniert ist. Kann bestimmt nicht jeder.

Profilbild von Sven

Sven sagt:

#2 - 05.11.2011 um 01:43 Uhr

0

Kann mich Holger nur anschliessen.... Ich hatte mal das Vergnügen, mit den Jungs von Ton & Spot an einem kleinen Projekt zu basteln - danach weisst Du, wo der Hammer hängt! Was soll ich mehr sagen? Profis eben!

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