Besser Mixen – Das Homestudio

Joey Sturgis ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Producer in seinem Genre – dem Metalcore. Doch auch außerhalb dieser musikalischen Grenzen hat er wichtige und hilfreiche Dinge mitzuteilen, wie wir im Workshop-Interview erfahren konnten.

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Interview mit Joey Sturgis

Hallo Joey, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Workshop-Interview nimmst. Es ist toll, dass du bei bonedo vorbeischaust. Ich schätze mal, dass viele unserer Leser es wirklich zu schätzen wissen, dass uns einer der Top-Metalcore-Produzenten Frage und Antwort steht. du hast ein paar sehr erfolgreiche Metalcore-Alben produziert, die es bis in die US-Billboard-Charts geschafft haben. Deshalb war es keine Überraschung für mich, als ich gelesen habe, dass du das nächste Metallica-Album produzieren würdest.
Klar, das war zwar letztlich ein Aprilscherz, aber mal ehrlich: Welche der ganz Großen würdest du gerne mal produzieren?
Puh, ich kann wirklich nicht sagen, wen ich gerne produzieren wollen würde. Ich denke mal, am einfachsten lässt sich die Frage so beantworten: Wer möchte mit mir arbeiten? Das ist dann der, den ich produzieren möchte.
Na, dann darfst du dich demnächst ganz sicher über die Zusendung zahlreicher Demos freuen. Als Engineer, der für Recording, Mix und Mastering zuständig ist, hast du bei deinen Produktionen vom ersten bis zum letzten Schritt alles in deiner Hand. Ohne dir zu nahe treten zu wollen: Würdest du dich selbst als „Kontrollfreak“ bezeichnen, oder gibt es Momente innerhalb des Produktionsablaufs, in denen du Planung und Kontrolle definitiv schleifen lässt?
Ich bin definitiv ein „Kontrollfreak“ und das muss man glaube ich auch sein, wenn man sich als Produzent versteht. Das ist in vielerlei Hinsicht nicht viel anders als wenn man ein Produkt für ein Lebensmittelgeschäft herstellt. du bist verantwortlich für sein Aussehen, dafür wie es sich anfühlt, für seine Interaktion mit dem Kunden. du musst einfach die Kontrolle über die Abläufe behalten, sonst kannst du die Qualität des Produkts nicht gewährleisten.
Zu dieser Qualität zählt sicher auch, dass du dich in deine Produktionen voll und ganz einbringst. Ich meine: Vor deiner Karriere als Produzent und Mixing Engineer bist du Schlagzeuger in einer Grindcore-Band gewesen. Denkst du, dein Background als Schlagzeuger beeinflusst deine Produktionen und Mixes?
Dadurch, dass ich Schlagzeuger bin, kann ich viele Dinge auf musikalischere Weise und in gewisser Weise auch roboterhafter verstehen. Es ist interessant, Musik als Abfolge von „Bewegungen“ zu sehen, die zu bestimmten Zeiten geschehen, und durch Gefühle beeinflusst werden. In gewisser Hinsicht geht es also immer ums Timing.
Und gutes Timing beweist du ja auch geschäftlich. deine „Joey Sturgis Tones“-Produkte bedienen wirklich einen sehr breiten Anwendungsbereich fürs Abmischen. Sie reichen von Pod-Farm-Presets über Simulationen von Gitarrenverstärkern bis hin zu Kompressoren für Vocals. Hand aufs Herz: In welchen Situationen setzt du diese Plug-Ins in deinen eigenen Produktionen ein?
Ich benutze meine eigenen Produkte in allen meinen Produktionen und Mixes. Das ist einer der Hauptgründe dafür, dass ich sie entwickle. Ich kreiere all diese Werkzeuge, weil ich sie wirklich benötige. Aus dieser Notwendigkeit heraus entstehen dann großartige Lösungen. Ohne die Fähigkeit, meine eigenen Tools herzustellen, könnte ich meine Mix-Fertigkeiten gar nicht weiterentwickeln.

5 Tipps von Joey Sturgis

Mit Bedarf und Weiterentwicklung gibst du mir gute Stichworte. Lass mich kurz ausholen. deine Karriere hat in einem simplen Garagenstudio angefangen. Von da aus bist du über verschiedene Setups hin zu professionellen Studioumgebungen gekommen. Ich schätze mal, du kennst deshalb auch die typischen Gefahren von Homerecording-Studios. Welche fünf Gefahren meinst du, sollten sich Amateur-Produzenten bewusst machen, wenn sie zu Hause aufnehmen und Ihre Aufnahmen weiter nach vorn bringen möchten?
Beim Homerecording solltest du die folgenden Dinge berücksichtigen:

  1. Akustik optimieren: Dein Raum verändert das, was du hörst. Du musst Architektur und Akustikausbau in den Griff bekommen, damit du deine Sachen gescheit abhören kannst. Du findest im Internet massig Info darüber, wie man das richtig macht.
  2. Du vs. deine Technik: Dein Equipment spielt keine so große Rolle. Dein Gehör und dein Kopf bestimmen die Ergebnisse.
  3. Gutes Einspielen ist alles: Performances sind oftmals langweilig, weil – seien wir doch mal ehrlich – gerade einmal 1% der Musiker das gewisse Etwas haben und der Rest es bloß versucht. Denk daran, dass sich schlechte Performances immer nach schlechten Performances anhören werden, auch wenn sie noch so gut abgemischt sind.
  4. Spaß an der Sache: Lass dich nicht auf Geschäfte mit Leuten ein, die du nicht magst. Das geht nie gut aus.
  5. Workflow optimieren: Sobald dir auffällt, dass du bestimmte Tätigkeiten wieder und wieder durchführst, die als Presets abgespeichert werden oder beschleunigt werden könnten, nimm dir die Zeit, um dich auf diese Verbesserungen zu konzentrieren. Je mehr Zeit du für sich wiederholende Aufgaben vergeudest, umso mehr und mehr wirft dich das in deiner (Home-Producer-)Karriere zurück!

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