Praxis
Installation und Performance
Die Installation von Best Services Era II Medieval Legends funktioniert schnell und problemlos. Der mitgelieferte USB-Stick stellt alles bereit, was man braucht – von einer Internetverbindung mal abgesehen. Die Dateien werden im .rar-Format geliefert. Wer kein Entpackungsprogramm zur Hand hat, bekommt in mitgelieferter Installationsanleitung Quellen genannt, wo er die für sein System passende Software zum Entpacken kostenlos erhält. Installiert werden sodann die Best Service Engine und die .rar Dateien. Nachdem auch Registrierung und Aktivierung abgeschlossen sind, kann es losgehen.
Ich spiele in wahlloser Reihenfolge mit verschiedenen Sounds herum. Erster Stopp: Naturtrompete. Laut Infotafel ist dies ein Instrument, welches – wie der Name schon andeutet – lediglich die Töne der Naturtonreihe (Obertonreihe) produzieren kann. Die Tonauswahl ist allerdings chromatisch und schon ist meine Skepsis geweckt. Wenn Töne vorhanden sind, die eigentlich nicht vorkommen dürften, sind sie wohl oder übel gepitcht. Das geht für mich aber nicht so gut zusammen mit dem Samplen von mittelalterlichen Originalinstrumenten und einem natürlichem Sound, den ich damit assoziiere. Andererseits ist dafür der mittelalterliche Sound in jeder Tonart nutzbar, von daher; sei’s drum. Was jedoch tonartunabhängig unangenehm auffällt ist die Tatsache, dass sich, egal wie ich anschlage, an der Velocity nichts ändert.
Na gut, Blechbläser sind eh schwierig. Immer. In sämtlichen mir bekannten Libraries.
Die Samples klingen immer statisch was vermutlich damit zusammenhängt, dass in der Realität die Tonerzeugung stets leicht variiert, je nachdem welche Töne nacheinander gespielt und miteinander verbunden werden. Dadurch, dass alle Töne einzeln aufgenommen werden, lässt sich diese Verbindung nicht realistisch nachahmen. Das Ergebnis ist Statik. Aber weiter im Text. Mit den Keys habe ich viel Spaß. Es sind zwar nur drei (Organetto, Spinett, Virginal), aber die drei haben tatsächlich interessante Farben und klingen frisch und originell. Was sie nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken haben, dass man sie in anderen Libraries nicht findet. Interessanterweise gibt es hier auch Velocities. Interessant ist das insofern, als dass es die im echten Leben beim Spinett zum Beispiel nicht gibt. Auch einer Orgel fehlt die Anschlagsdynamik. Das ist anders als bei, sagen wir mal, einer Trompete. Aber genug von diesen Spitzfindigkeiten.
Was mir anhand der Keys auffällt gilt für einen Großteil der Library; da man viele Instrumente gar nicht kennt haben sie per se eine gewisse Originalität und Frische. Und das trotz der Tatsache, dass die Aufnahmen – zumindest in meinen Ohren – tendenziell etwas dünn klingen. Aber wer kann schon einen Vergleich ziehen zu einem echten oder auch nur anderem Organett-Sound? Oder dem einer Drehleier?
Auffälliger ist der etwas dünne Sound bei Klassikern wie etwa der Snare Drum. Wobei hier (wie auch bei der Napoleonic Snare) zu fragen wäre, was diese Instrumente eigentlich mit dem Mittelalter zu tun haben.
Was mir gut gefällt, sind die Flöten und auch manche der gestrichenen Instrumente. Die bereits erwähnte Drehleier zum Beispiel, die sogar mit einigen Grooves aufwartet.
Für dich ausgesucht
Ihre besten Momente hat die Library meiner Meinung nach, wenn sie sich auf ungewöhnliches Terrain wagt. Die Drehleier wurde schon erwähnt. Eine gute Zeit hatte ich aber auch mit den „Tavern Singers“, dem „Breathing“ und den „Claps“.
Außerdem eignet sich manches, was seinem eigentlichen Zweck vielleicht nicht immer optimal gerecht wird, wunderbar zum Erzeugen von etwas völlig anderem. Die War Horns beispielsweise geben einen spitzenmäßig gedeckten Orgelsound her. Und manche der Solostreicher (die teils wirklich sehr schön klingen) eignen sich vielleicht nicht so gut für Melodien, aber mit ein bisschen Rumspielen an Attack und Decay lassen sich im Handumdrehen sehr originelle und organisch anmutende Pads herstellen.
Stichwort Pads: Nicht unerwähnt bleiben soll die Sound Design Section. Leider muss ich sagen, dass man hier in erster Linie genau die Art von diffusem Gebrodel vorfindet, die man unter einem Überbegriff wie „Mysterious Atmospheres“ erwartet. Und ganz im Ernst, hätte ich nicht gewusst, in welchem Instrument ich gerade unterwegs bin, ich hätte die absolute Mehrzahl der Sounds dem „Omnisphere“ zugeordnet. Was ich mir erhofft hatte, waren originelle Soundscapes, die ebenfalls auf mittelalterlichen Instrumenten basieren und die man in dieser Form nirgendwo anders findet. Vielleicht ist das sogar bei dem ein oder anderen Pad der Fall, aber dann wurden die Instrumente auf jeden Fall in Grund und Boden bearbeitet. Für die Art von Sounddesign, wie sie hier geboten wird gibt es jedenfalls eindeutig bessere Alternativen. Aber bildet euch selbst ein Urteil:
Noch eine Anmerkung zu den Instrumenten: Eine seltsame und ärgerliche Eigenschaft findet sich im Keyswitch-Fenster. Steht dort – wie meist – „Keyswitch-Info“, so lassen sich die Keyswitches durch einmaliges Anspielen des entsprechenden Keys wie gewohnt wechseln. Steht dort jedoch, wie bei einigen, von vornherein „Legato“, so ändert sich die Artikulation durch einmaliges Anspielen der entsprechenden Taste nicht, sondern die Taste muss gehalten werden. Wenn da ein Konzept hintersteckt, dann verstehe ich es nicht. Wenn nicht: noch schlimmer. In beiden Fällen war da jemand, was Programming oder Konzept angeht, ein bisschen zu schnell zufrieden. Außerdem bleibt anzumerken, dass die Best Service Engine meine Test-DAW’s Logic X sechs Mal und Cubase 8 zwei Mal während des Ladens von neuen Instrumenten zum Absturz gebracht hat.