Praxis
The Voice
Ich denke, dass die folgenden beiden Audiobeispiele eine hervorragende Spielbarkeit und Authentizität des Legato-Patches belegen. Die Übergänge klingen überwiegend natürlich, und auch das Timing ist im Gegensatz zu Vocal-Samples anderer Libraries oder eigener Kreationen bereits schön „tight“. Bemerkenswert finde ich außerdem das recht artefaktlose Überblenden von Vokalen – zu hören am Ende von dem ersten Audiobeispiel . Die aufgrund der Tonhöhe teilweise auftretenden Unverständlichkeiten oder „Verfärbungen“ einzelner Vokale sind naturbedingt und demnach kein Kritikpunkt meinerseits.
Das zweite Audiobeispiel ist quasi eine Antwort auf die Frage, wer eine solche Library benötigt. Im weiten Feld der Popmusik gibt es vielerlei Spielarten, wo derartige Stimmen Verwendung finden. Wenn man bedenkt, dass die Legato-Stimme hier einfach nur lässig „draufgespielt“ wurde, ohne weitere produktionsübliche Edits, Verfeinerungen oder Mix-Maßnahmen, gefällt mir das spontane Ergebnis doch schon sehr gut. Welche konkreten weiteren Anpassungsmöglichkeiten uns das Legato-Patch bietet, sehen wir in der folgenden Abbildung.
Positiv anzumerken ist weiterhin, wie flexibel man eine „Gesangsperformance“ mit dem Legato-Patch gestalten kann. Alle Töne sind ausreichend lang ausgesungen, offensichtlich ohne Loop und dementsprechend authentisch und musikalisch gut einsetzbar. Im Gegensatz zu vielen anderen Gesangssamples hat man per Modulationsrad (CC#01) bzw. Regler „VIB VOL“ volle Kontrolle über das Vibrato der Stimme – Top!
Die Patches „Staccato“ und „Inhales & Release“ wirken hingegen etwas unspektakulär und dienen eher dem Feinschliff der Gesangsperformance und dem Kreieren eigener Wortschöpfungen. In Audiobeispiel 05 hören wir einige Atmer und Konsonanten, die nicht nur als Release-Sample, sondern auch als Anklang zu verwenden sind.
Für dich ausgesucht
Phrases
Wie der Name dieser Instrumentenkategorie verrät, enthalten die Patches vorgefertigte Phrasen mit geringen musikalischen Steuerungsmöglichkeiten. In folgender Abbildung sehen wir die Parameter „Tempo“ und „Offset“ des Melodic Phrases Patch. Diese ermöglichen Timestretching und einen Offset des Sample-Startpunktes, um beispielsweise das unerwünschte erste Wort einer Phrase zu überspringen.
An dieser Stelle muss ich nun etwas Kritik üben, denn in den geflüsterten Worten des Audiobeispiels 07 sind einige störende Schmatz-Geräusche zu hören, welche besonders in Verbindung mit dem PlugIn-internen Hall etwas deplatziert wirken. Hier empfiehlt es sich, derartige Samples ohne Hallanteil zu bouncen, danach durch Editierung zu „entschmatzen“, um dann erst ggf. einen Hall hinzuzufügen. Ansonsten sind die übrigen Samples der Library von absolut überzeugender Qualität. Ich denke, die beiden „Flüster-Patches“ sind überwiegend dem Einsatzgebiet der subtilen Vertonung und des Sounddesigns zuzuordnen, wobei eine atmosphärisch-ästhetische Unterstützung von Musikproduktionen, die nichts „elbisches“ oder elfenhaftes an sich haben, ebenfalls vorstellbar ist. Zur Verwendung des Patches „Spoken Phrases“ fallen mir eher „Ferris macht blau“-mäßige Telefonstreiche ein. Hierzu bietet Audiobeispiel 10 (unter Verwendung von Fremd-Plug-Ins) einen dramaturgisch nicht ganz ausgearbeiteten Inspirations-Impuls…
Soundscapes
Keine Eduardo Tarilonte Library ohne Soundscapes. Laut Marketing eignen sich diese zum Sounddesign und zur Vertonung von Filmen und Computerspielen. Ich kann mir die Verwendung einiger Patches auch sehr gut bei Musikproduktionen vielfältiger Genres vorstellen, was die Zielgruppe deutlich erweitert. In den folgenden Audiobeispielen hören wir eine kleine Auswahl der atmosphärischen und der Pad-artigen, musikalisch spielbaren Patches. In Audiobeispiel 13 wurden drei Soundscape-Patches mit dem Patch „Whispered Phrases“ gelayert.
Die Produktionsqualität der Soundscapes ist definitiv „ready to go“, sprich klanglich und ästhetisch auf hohem Niveau und somit ohne größeren Aufwand und Nachbearbeitung in jegliche Produktionsformen einzubinden.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Arbeiten mit Shevannai/Kontakt Player 5 auf meinem MacBook Pro (2.66GHz Intel Core i7, OS X 10.8.5, 4GB RAM) unter Logic Pro X absolut problemlos läuft. Die Ladezeiten sind subjektiv kurz, es treten im Gegensatz zu Engine 2, wo teilweise ein Finetuning bezüglich der Speicher-bezogenen Voreinstellungen erforderlich ist, keine Knackser auf. Der, sich klangästhetisch gut einfügende, Hall ist zwar etwas ressourcenhungrig, ließe sich aber in „Notsituationen“ durchaus deaktivieren, falls dies denn erforderlich sein sollte. Dank rudimentärer, aber vollkommen ausreichender Eingriffsmöglichkeiten auf die Klangparameter, ist die Bedienung äußerst simpel, demgegenüber stehen viele Echtzeit-Steuerungsmöglichkeiten der Gesangsperformance per Key-Switch und CC#s. Prädikat: Voll praxistauglich!
Carsten J sagt:
#1 - 19.04.2022 um 21:23 Uhr
Top Produkt und ein super Review. Habe das Teil schon ewig und konnte es neulich wieder mal einsetzen. Liebe es!