Praxis
Verwendungszweck
Gemäß der Empfehlung des Herstellers ist der Amiron Home ein Konsumentenprodukt zum Musikgenuss, wobei die Wiedergabeeigenschaften den kreativen Einsatz des Kopfhörers im Tonstudio durchaus rechtfertigen. Aufgrund der offenen Bauart eignet sich der Amiron allerdings nicht zum Monitoring während der Aufnahme und ebenfalls nicht als Mobilkopfhörer in lauter Umgebung, obwohl er trotz hoher Impedanz aufgrund seines Wirkungsgrades dazu in der Lage wäre.
Tragekomfort
Absolute Bestnote in dieser Kategorie! Mit seinen körperaufliegenden, weichen Polstern aus Mikrovelours und Alcantara wird der Tragekomfort von keinem Kopfhörer unseres Testmarathons übertroffen, allenfalls T 1 und T 5 p, ebenfalls aus dem Hause Beyerdynamic, können mit ihren weichen Proteinleder-Polstern in diesem Punkt mithalten. Weiterhin fallen das Gewicht und auch der Anpressdruck sehr moderat aus, sodass sich der Amiron Home fantastisch für lange Hörsessions eignet. Der Anpressdruck des ebenfalls offenen DT 1990 Pro ist spürbar höher, dennoch sitzt auch der Amiron sicher auf meinem Kopf.
Klang
Testbedingungen
Obwohl sich Beyerdynamic auf seiner Homepage über das Einspielen von Kopfhörern dahingehend äußert, dass hierbei eher psychologische Gewöhnungseffekte als messbare Wiedergabeänderungen eine Rolle spielen, wurde der Amiron Home sowie alle anderen Modelle des Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio” von mir über mehrere Tage eingespielt.
Der Test erfolgte an den folgenden Kopfhörerausgängen/Verstärkern:
Für dich ausgesucht
- Lake People G93
- iPhone SE
- SPL 2Control
- UAD Apollo 8
Neben diversen akustischen Experimenten (Sinus Sweeps, übliche DAW-Tätigkeiten) habe ich einen stilübergreifenden Mix vertrauter Eigen- und Fremdproduktionen über den Beyerdynamic-Kopfhörer angehört und analysiert.
Der erste Eindruck
Ich muss gestehen, dass ich die Wiedergabeeigenschaften des Amiron beim allerersten Hörcheck inmitten der illustren Konkurrenz des Testmarathons “Referenzkopfhörer fürs Studio” spontan als etwas unspektakulär empfand und ihn erst einmal beiseite gelegt habe, um mich zunächst anderen Modellen zuzuwenden. Erst später, bei genauerer Betrachtung wurde ich mir der Qualitäten bewusst, die den Amiron auch zu einem interessanten Kopfhörer für Tonschaffende machen.
Frequenzgang
Eine leichte Hi-Fi-Tendenz kann man dem Amiron nicht absprechen, allerdings geschieht dies in Maßen und ohne Überzeichnungen oder Maskierung bestimmter Frequenzbereiche, sodass einer professionellen Beurteilung nichts Gravierendes im Wege steht. Im direkten Vergleich ist der DT 1990 Pro deutlich heller abgestimmt, wodurch dieser im Hochtonbereich etwas anstrengender klingt, was eher zu einer Hörermüdung führt. Trotz dieser Milde ermöglicht der Amiron dank hoher Auflösung und gelungener Separierung aller Frequenzbereiche tonale Bearbeitungen und die Einschätzung des gesamten Spektrums. Ähnlich verhält es sich im Bassbereich. Hier spielt der Amiron Home im Direktvergleich maßvoll etwas vollmundiger, ohne dabei zu verfälschen oder gar die Mitten zu beeinträchtigen. Der mittlere Frequenzbereich fügt sich quantitativ homogen, tendenziell neutral und im positiven Sinne unauffällig ins gesamte Geschehen ein. Wer auf der Suche nach einem Abhörwerkzeug zur tonalen Gesangskorrektur ist, sollte allerdings lieber zu einem Kopfhörer greifen, der diesen Bereich etwas deutlicher beleuchtet, wie etwa der Audeze LCD-X, Beyerdynamic T 5 p oder der insgesamt etwas analytischere AKG K812.
Impulsverhalten
Ein Merkmal von Beyerdynamics Tesla-Technologie ist die filigrane Schwingspule des dynamischen Wandlers, welche den Amiron in die Lage versetzt, Impulse besonders authentisch wiederzugeben. Aufgrund seiner etwas dunkleren Abstimmung werden Transienten nicht so explizit präsentiert, wie es bei höhenbetonteren Kopfhörern der Fall ist, ihre Darstellung ist dennoch akkurat und keinesfalls verschliffen. Hierdurch muss man unter Umständen bewusst ein erhöhtes Augenmerk (oder besser: Ohrenmerk) auf Transienten legen, um kritische Beurteilungen durchzuführen.
Räumliche Abbildung
Als Kopfhörer offener Bauart liefert der Amiron Home eine weitgehend natürliche und transparente Abbildung ohne überzeichnete Stereobühne. Die Ortung einzelner Instrumente ist konkret aber etwas “enger” als bei Referenzmodellen wie Beyerdynamic T 1 oder AKG K812. Der DT 1990 Pro wiederum fächert das Stereogeschehen dagegen etwas zu breit und auf, was unnatürlicher wirkt als die Abbildung unseres Testmodells. Qualitativ befindet sich der Amiron hiermit im guten Mittelfeld. Auch die Tiefendarstellung und Dreidimensionalität sollte professionelle Ansprüche durchaus befriedigen und übertrumpft nach meiner Ansicht ebenfalls den vielfach gelobten Beyerdynamic DT 1990 Pro, welcher trotz seiner breiteren Bühne im direkten Vergleich ein wenig flach wirkt. Die ausgeprägte Tiefendarstellung eines K812, T 1 oder Audeze LCD-X erreicht der Amiron Home aber nicht.