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Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII Test

2015 erschien der Beyerdynamic DT 1770 Pro quasi als ergänzende Oberklassevariante zum fast schon ikonischen geschlossenen Studiokopfhörer DT 770 Pro. Letzterer wird tatsächlich seit Jahrzehnten (!) und in unterschiedlichen Varianten angeboten. Neun Jahre später (2024) wird das Modell überarbeitet – voilà, der DT 1770 Pro MKII! Was ist neu, was ist besser und wie „gut“ ist der Nachfolger? Diesen Fragen widmet sich dieses Review!

Review

Quick Facts zum Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII

  • geschlossene Bauweise, ohrumschließende Ohrmuscheln
  • Impedanz: 30 Ohm
  • STELLAR.45-Treiber
  • Spiralkabel, gerades Kabel und Hardcase im Lieferumfang

Konzept und Ausstattung des Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII

„Monitoring, Recording, Editing“ steht auf der Verpackung. Als Studiokopfhörer in geschlossener Bauweise ist der DT 1770 Pro MKII theoretisch für sämtliche Einsatzarten während einer Musik-/Medienproduktion oder bei Live-Events geeignet. Dank der guten Dämmeigenschaften sind Übersprechungen oder laute Umgebungen kein Problem!

Ohrmuschelabdeckung in geschlossener Bauweise

Auch der Lieferumfang orientiert sich am Bedarf professioneller Anwender. So stehen zwei abnehmbare Kabelvarianten (gerades Kabel, Spiralkabel), zwei Ohrpolsterpaare mit unterschiedlicher Klangsignatur und ein zum Transport praktisches Hardcase zur Verfügung.

Praxisgerechte Kabelausstattung und zweites Ohrpolsterpaar im Lieferumfang


Wenn bei all dieser Flexibilität noch der Sound stimmt, wäre neben dem rudimentären Monitoring sogar der Einsatz in Mix und Mastering denkbar. Obwohl dies eher das Einsatzgebiet des offenen DT 1990 Pro MKII ist und der DT 1770 Pro MKII hierfür nicht konzipiert wurde, ist der geschlossene Beyerdynamic Kopfhörer unter Umständen sogar für derartige Tätigkeiten geeignet. Mehr hierzu später.

Standesgemäß: stabiles Case

Unterschiede zur „MKI-Version“

Äußerlich ist der DT 1770 MKII kaum vom Vorgängermodell zu unterscheiden. Primär das aktuelle Herstellerlogo und die neuartige Fontanellenaussparung im Polster des Kopfbügels bieten einen Hinweis auf das überarbeitete Modell. Erwartungsgemäß hat sich technisch aber einiges getan. So ist das MKII-Modell mit den neuen STELLAR.45-Treibern (dynamisch) ausgestattet und die Impedanz ist mit nun 30 Ohm deutlich (vorher: 250 Ohm) geringer, wodurch der problemlose Betrieb an sämtlichen Zuspielquellen gewährleistet ist.

Inwieweit der Nachfolger anders klingt, wird auf der Homepage des Herstellers für meinen Geschmack etwas schwammig umschrieben. Der Klang basiert auf dem Vorgänger, wurde aber hier und da für mehr Ausgewogenheit optimiert. Mehr zu den Wiedergabeeigenschaften an späterer Stelle.

Neues Herstellerlogo

Verarbeitung und Design

Die Gehäusekonstruktion des DT 1770 Pro MKII kennt man bereits von vielen Klassikern des Herstellers und müsste eigentlich inzwischen zum Unesco Weltkulturerbe zählen – warum sollte man auch Bewährtes ändern? Der hochwertige Materialmix und die Verarbeitungsqualität (Made in Germany) entsprechen der sportlichen UVP von derzeit 549 Euro. Zusätzlich zur gabelartigen Aufhängung der Ohrmuschel ist beispielsweise auch die Ohrmuschelabdeckung aus Metall gefertigt, um ein Unterscheidungsmerkmal zum günstigeren DT 770 Pro zu nennen. Das Design und die mattschwarze Farbgebung wirkt in natura sehr „toolig“ und ansprechend.

Nicht zu vergessen die herstellertypische Austauschbarkeit der Bauteile, wodurch eine lange Haltbarkeit des Kopfhörers gewährleistet wird.

Bügelbezug aus hochwertigem Kunstleder
In Deutschland entwickelt und gefertigt

Wie klingt der Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII?

„Wie klingen die beiden DT 1770 Pros?“ müsste die Frage eigentlich lauten. Durch den Wechsel der Ohrpolster mutiert der DT 1770 Pro MKII zu einem komplett anderen Kopfhörer. Für mein Empfinden wirkt sich der Wechsel der Polster übrigens stärker auf den Klangcharakter aus, als es beim offenen DT 1990 Pro MKII, der mir zeitgleich zur Verfügung steht, der Fall ist.

Hier mit montierten Ohrpolstern aus Velours

Mit den vormontierten Ohrpolstern aus Velours klingt der Beyerdynamic Kopfhörer ungefähr genau so, wie man es von einem hochwertigen Monitoring Kopfhörer erwartet. Detailfreudig, knackig und stets druckvoll inklusive einer satten Bassdominanz, die zum Beispiel für die Vibes beim Recording vorteilhaft sein können. Die Mitten bleiben gezähmt, wirken aber natürlicher und von besserer Tonalität als ich es von verschiedenen DT 770-Modellen in Erinnerung habe. Die hohen Frequenzen wirken äußerst filigran und präsent, schießen aber nicht so übers Ziel hinaus, wie ich es bei diversen Kopfhörern des Herstellers in der Vergangenheit empfunden habe.

Montiert man die Ohrpolster aus Kunstleder, findet aus meiner Sicht noch einmal ein deutlicher Qualitätssprung statt! Die gesamte Frequenzwiedergabe wirkt viel homogener, was unter anderem an einer schlankeren Basswiedergabe liegt. Wer jetzt an ein Defizit an tiefen Frequenzen denkt, liegt falsch! Der DT 1770 Pro MKII baut bis in den Tiefbass immer noch ordentlich Druck auf, allerdings viel konturierter und tonal besser beurteilbar.

Im Gesamtkontext wirken das zwar immer noch leicht eingehegte Mittenband und die hohen Frequenzen recht stimmig austariert, sodass kritische Klangkorrekturen/-beurteilungen durchaus machbar sind. Somit ist der DT 1170 Pro MKII z.B. ein interessanter „Einer-für-alles-Kopfhörer“ für Bedroom-Producer, obgleich er hierfür vom Hersteller nicht direkt angepriesen wird!

Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII im Praxischeck

Auch wenn der offene DT 1990 Pro MKII zum Mixing und Mastering noch eine Schippe neutraler, transparenter und auch räumlich luftiger klingt, kann man den 1770er durchaus universell einsetzen. Im Direktvergleich mit meinem erst kürzlich getesteten und daraufhin erworbenen Focal Lensys Professional – ebenfalls in geschlossener Bauweise – spielt letzterer noch eine Spur dynamischer und bietet mehr Mittenpräsenz, was ich subjektiv bevorzuge.

Weiterhin ist anzumerken, dass der DT 1770 Pro MKII einen guten Kopfhörerverstärker wie meinen SPL Phonitor mini mit einer exzellenten Auflösung und gesteigerten „Qualitätsanmutung“ gegenüber den HP Outs meines UAD Apollo Audiointerfaces honoriert.

Tragekomfort

Hoher Tragekomfort ist eine typische Eigenschaft vieler Beyerdynamic Kopfhörer, was erfreulicherweise auch auf den DT 1770 Pro MKII zutrifft. Velourspolster sind komforttechnisch immer meine erste Wahl, doch auch die Ohrpolster aus Kunstleder sind uneingeschränkt langzeittauglich. Der Anpressdruck erscheint etwas moderater als ich es vom 770er in Erinnerung habe, der Kopfhörer sitzt dennoch gut und sicher, auch bei ruckartigen Kopfbewegungen. Allerdings erzeugen moderate Kopfbewegungen teilweise Knarzgeräusche des Gehäuses, was mir während des mehrtägigen Tests als einziger kleiner Kritikpunkt aufgefallen ist. Dank der Fontanellenaussparung im Kopfbügel, die man bereits von einigen Neuerscheinungen des Herstellers kennt, sitzt der Bügel auch bei langen Hörsessions schmerzfrei auf dem Schädel.

Ein Prosit der Gemütlichkeit…

Alternativen zum Beyerdynamic DT 1770 Pro MK II

Neumann NDH 20Focal Lensys Professional
geschlossener Referenzkopfhörer höherer Impedanz; zwei Farbvarianten im Angebot; ohne Hardcaseetwas teurere Alternative mit zusätzlicher Eignung zum Mix und Mastering und ähnlich umfangreicher Ausstattung

Test des Beyerdynamic DT 1770 Pro MK II: Fazit

Mein allererster Eindruck mit den vormontierten Velours-Ohrpolstern war etwas verhalten. Quasi: „Klingt ja alles ganz ordentlich, aber muss man mehr als 500 Euro für eine Rampensau zum Recording/Monitoring ausgeben?“ Aus meiner Sicht offenbart sich der wahre Wert unter Verwendung der beiliegenden Ohrpolster aus Kunstleder. Die resultierende Klangabstimmung ist universell einsetzbar bis hin zum Mixdown. Somit ist der gut ausgestattete Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII ein exzellenter Allrounder für Ton- und Musikschaffende. Mit Blick auf die gebotene Qualität bei heimischer Herstellung betrachte ich den DT 1770 Pro MKII dann sogar als preiswertes und definitiv empfehlenswertes Angebot!

  • geschlossene Bauart
  • ohrumschließend
  • Treiber: dynamisch (45 mm)
  • Impedanz: 30 Ohm
  • Schalldruckpegel: 95 dB @ 1 mW / 500 Hz
  • Übertragungsbereich: 5 – 40.000 Hz
  • 2 Ohrpolsterpaare (Velours + Kunstleder) mit unterschiedlicher Klangabstimmung
  • abnehmbares 5m-Spiralkabel + gerades 3m-Kabel mit 3,5mm-Klinkenstecker
  • Schraubadapter auf 6,35 mm je Kabel
  • Hardcase
  • Gewicht: 377 g (ohne Kabel)
  • Hergestellt in: Deutschland
  • Webseite: beyerdynamic.de
  • Preis: € 549,– (Straßenpreis am 22.11.2024)
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • professionelle Wiedergabeeigenschaften
  • universelle Einsatzmöglichkeiten mit den Kunstleder-Ohrpolstern
  • praxisgerechter Lieferumfang mit Case und Kabeloptionen
  • sehr guter Tragekomfort
Contra
  • teilweise leichte Knarzgeräusche bei Kopfbewegungen
Artikelbild
Beyerdynamic DT 1770 Pro MKII Test
Für 545,00€ bei
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