Die Firma Beyerdynamic hat einen neuen Kopfhörer für Toningenieure und Musikliebhaber auf den Markt gebracht.
Der DT 1990 Pro liegt ab September 2016 zum Preis von 599 Euro in den Verkaufs- und Versandregalen. Nach dem DT 1770 Pro ist nun ein weiteres Modell mit Tesla-Treibern in einer erschwinglichen Preisregion verfügbar.
Als deutsches Traditionsunternehmen hat sich die Heilbronner Firma Beyerdynamic über die Jahre hinweg einen guten Ruf in der Audiowelt erarbeitet. In Handarbeit produziert man dort vor Ort (und nicht etwa im meist günstigeren Ausland) Kopfhörer und Mikrofone, die sich für verschiedenste Anwendungsbereiche qualifizieren, aber vor allem bei Musikern und in Tonstudios verbreitet und beliebt sind. Beim Bäcker um die Ecke kosten die handgemachten Brötchen ein paar Eurocent mehr, und so muss man eben auch für einen handgemachten Kopfhörer der Baden-Württembergischen Schmiede ein paar Euronen mehr als für eine Geiz-Variante aus dem Elektromarkt auf den Tisch legen. Ob sich die Investition lohnt, werde ich versuchen in diesem Test herauszufinden.
Details
Bauart
Der Beyerdynamic DT1990 Pro ist ein dynamischer, offener Kopfhörer, dessen Hörer nicht auf den Ohren aufliegen, sondern sie komplett umschließen. Diese sogenannte circumaurale Bauweise der Hörmuscheln hat sich über die Jahre und Modelle hinweg als besonders bequem bewährt. Als Aufhängung wurden den beiden Hörern die Beyerdynamic-typischen Metallgabeln spendiert. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie die Ohrhörer nur wenige Zentimeter verdrehen und mit einer simplen Achsenaufhängung neigen lassen, der Kopfhörer aber trotz dieser relativ geringen Variabilität perfekt sitzt. Er behält sozusagen immer seine Form, sodass man ihn schneller als manchen der wackeligen Konkurrenzprodukte wieder aufsetzen kann, wenn man ihn mal weggelegt hatte. Im Aufnahmeraum eines Tonstudios ist so etwas praktisch.
Die Tiefe der Hörmuscheln ist auffällig groß, sodass nicht nur außergewöhnlichst geformte Ohrmuscheln berührungsfrei Platz haben, sondern selbst die wärmsten Hitzköpfe nicht so schnell ins Schwitzen geraten dürften. Gehalten werden die beiden Seiten des DT 1990 Pro mit Hilfe eine robusten Federstahlbügels, wodurch sich der Kopfhörer nicht zusammenklappen oder sonst irgendwie kleiner machen lässt, um ihn platzsparend zu transportieren. Er macht einen soliden Eindruck und gehört mit seinen 370 Gramm nicht zu den Leichtgewichten, ist aber auch nicht wirklich unbequem schwer.
Verarbeitung und Zuverlässigkeit
Made in Germany stand über viele Jahre als Garant für hohe Qualität. Beyerdynamic lässt sich in der Pro-Serie ihrer Kopfhörer nicht lumpen und verspricht, nur beste High-Tech-Materialien verwendet zu haben. Beim Auspacken bemerke ich weder unangenehme Gerüche noch wackelige Teile. Alle Oberflächen wirken edel, auch das mitgelieferte Transportcase sieht dezent und schick aus. Die weiche Kunstleder-Ummantlung des Bügels und die matt-schwarzen Metalloberflächen festigen meinen Eindruck. Aber was nutzen einem die besten Ausgangsmaterialien, wenn dann doch mal etwas kaputt geht und getauscht werden muss? Aus Erfahrung mit der Marke kann ich sagen, dass die Produkte von Beyerdynamic auch über Jahre hinweg nicht auffällig verschleißen, was ein eindeutiges Zeichen für eine besonders gute Verarbeitung ist. Und wenn mal doch etwas getauscht werden muss, kann man sicher sein, dass entsprechende Ersatzteile dauerhaft erhältlich sein werden. Ein meiner Meinung nach nicht ganz unwichtiges Argument, wenn man sich überlegt, ob man 600 Euro in etwas investieren sollte oder nicht.
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Lieferumfang
Das mattschwarze Case des DT 1990 Pro soll den sicheren Transport des Kopfhörers und des Zubehörs gewährleisten. Und das tut es auch, denn es ist für sein geringes Gewicht sehr stabil und bietet im Innenraum eine maßgefertigte Ablage. Zwei abnehmbare Anschlusskabel mit Mini-XLR-Stecker gehören ebenfalls zum Lieferumfang. Es handelt sich dabei um ein Spiralkabel mit fünf Metern Länge und ein gestrecktes Kabel mit drei Metern, für das man sich je nach Geschmack entscheiden kann. Das Mini-XLR-Ende der Kabel dient zum Anschluss am linken Ohrhörer. Von dort aus wird das Signal für die rechte Seite im inneren des Kopfhörer-Gehäuses weitergeleitet, weshalb der Anschluss nur einseitig vorhanden ist. Das andere Ende des Kabels ist mit einem 3,5mm-Miniklinkenstecker und einem dazugehörigen Adapter auf 6,35 mm Klinke ausgestattet. Der Adapter ist – Gott sei Dank – schraubbar, damit er nicht aus Versehen beim Abziehen des Kabels abgehen kann und dann eventuell vergessen werden könnte, was mir mit simplen Aufsteck-Adaptern schon durchaus des Öfteren passiert ist.
Die zwei Velours-Polster sind klanglich unterschiedlich abgestimmt. Man hat hier die Wahl zwischen einem ausgewogenen, angenehm bassigen Sound und einer analytisch neutralen Klangabstimmung. Beide Polster sind übrigens mit Memory-Foam gefüllt, was den Tragekomfort unterstützt, da sich das Material an die Kopfform anpasst und sich dadurch der Anpressdruck gleichmäßig verteilt.
Die inneren Werte
Beyerdynamic macht bei den technischen Angaben zum Frequenzgang eher Nägel ohne Köpfe. Als Übertragungsbereich werden im Datenblatt 5 bis 40000 Hertz angegeben, allerdings ohne eine Abweichung zu nennen. Sonderlich aussagekräftig ist dies nicht, denn es würde schon einen Unterschied machen, ob dieser Bereich mit +/- 1 Dezibel oder mit beispielsweise +/-6 Dezibel oder noch größerem Spielraum erreicht wird. Wenn man die technischen Angaben der verschiedenen Modelle durchstöbert, so erkennt man aber was diese Angaben andeuten sollen. Je teurer die Kopfhörer, desto größer der Frequenzbereich.
Der DT 1990 Pro besitzt eine Impedanz von 250 Ohm. Man gewährleistet damit, dass der Kopfhörer an hochohmigen Ausgängen, wie sie in Ton- und Sendestudios vorhanden sind, optimal klingt und hohe Ausgangspegel sauber – also ohne allzu hohen Verzerrungen – abspielen kann. Möchte man einen Kopfhörer für kleine, mobile, akkubetriebene Geräte wie Smartphones, Tablets und Co., so sollte man sich eher für ein niederohmiges Modell entscheiden (auch damit die Akkulaufzeit der mobilen Geräte nicht so schnell den Bach hinunter geht).
Tesla
Die 2015 von Beyerdynamic neu entwickelten Tesla-Treiber finden auch im neusten Profi-Spross Verwendung. Besonders dünn ist das verwendete Material, zudem ist es mit hauchfeinen Kupferdrähten versehen, sodass die Lautsprecher besonders reaktionsschnell sein sollen, bei gleichzeitig hohem Output, sprich: präzise und laut. Dieses Versprechen der neusten Tesla-Generation konnte ich ja bereits beim Test des DT 1770 Pro überprüfen und bin nun gespannt, wie sich der offene DT 1990 Pro schlägt. Die relativ neue Treiber-Generation soll die Vorgänger in Sachen Lautstärke, Effizienz und Detailtreue übertreffen, und soll durch seine offene Bauweise eher in leisen Umgebungen benutzt werden. Durch die Offenheit erhält man im Verhältnis zur halboffenen und geschlossenen Bauweise die wenigsten Resonanzprobleme und somit die linearste Abbildung. Der 1990er ist demnach für die professionelle Arbeit im Tonstudio prädestiniert. Ich setze ihn also auf und höre mal, wie er denn so klingt.
_11VV_ sagt:
#1 - 12.09.2016 um 18:13 Uhr
Wie ist das Preis-/Leistungsverhältnis gegenüber dem DT 880 Pro?! Der DT 1990 kostet aktuell 390,- € mehr. Bringt der DT 1990 gegenüber dem DT 880 Pro einen entsprechenden Mehrwert mit?!mfg
Patric Louis sagt:
#2 - 13.09.2016 um 15:08 Uhr
Meiner Meinung nach lohnt sich die Mehrausgabe. Wenn man nicht ganz so analytisch hört, und nur aus Spaß Musikhören möchte, dann hauen einen der Sound, die Lautstärke und der Tragekomfort um! Wer genau hinhört und den Kopfhörer beruflich einsetzen möchte, bekommt ein super definiertes Klangbild, ausgewogenen Frequenzgang (sogar mit wählbaren unterschiedlichen Polstern), wobei mich die Wiedergabe der Räume und Hallfahnen erstaunt haben. Mein DT880 Pro ist trotz Reperatur nicht Mono-mittig, d.h. das Panorama ist leicht nach links versetzt, auch nach einem Tausch von Beyerdynamik. Der 1990 spielt absolut präzise. Wenn man noch keinen guten Kopfhörer besitzt und mit dem Gedanken spielt: Der DT1990 Pro lohnt sich total! Der DT1770 Pro ist fast genauso gut, nur ist dieser geschlossen, also auch für unterwegs "tauglicher". Den DT880Pro würde ich mir nur kaufen, wenn mir schlicht das Geld für ein anderes Modell fehlen würde. Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und vor nem Jahr im Multimediamarkt die angebotenen 20 Kopfhörer durchgehört. Alle bis auf die Beyerdynamikmodelle konnte man einfach in die Tonne kloppen. Egal ob mit Doktortitel oder ohne, länger als 10 Sekunden konnte ich die meisten nicht ertragen. Furchtbare Resonanzen, bescheidenster Frequenzgang. Sorry, vom Thema abgekommen. Wenn Dir 390 Euro mehr zuviel sind, warte vielleicht ein paar Wochen? Vielleicht wird er ja günstiger.
Schönen Gruß!
Danny Who sagt:
#2.1 - 07.11.2017 um 13:30 Uhr
Ich bin durch etwas schwachen Bass und Wirkungsgrad vom 880 auf den 1770 gewechselt. Der ist dort besser, aber auch schärfer in den Höhen. Ich fürchte, dass meine Kopfform durch wenig Knochen hinterm Ohr aber dennoch kein voller Abschluss zwischen Muschel und Kopf zustande kommt und der Hörer Druck verliert.Frage: gehe ich richtig in der Annahme, dass die Polster von 1770 und 1990 Identisch weich sind?Weitere Frage: ist der 1990 bis auf evtl besseres Stereobild sonst noch besser als der 1770?Ich bin gespannt, ob ein evtl kommender 1880 den 1990 und 1770 ausstechen wird, so wie der 880 auch der neutralste der alten war.
Antwort auf #2 von Patric Louis
Melden Empfehlen Empfehlung entfernen_11VV_ sagt:
#3 - 14.09.2016 um 08:05 Uhr
Vielen Dank für dein Feedback!Ich nutze den DT 880 Pro schon mehrere Jahre in meinem Studio und bin an für sich sehr zufrieden damit. Das Preis-/Leistungsverhältnis, die Verarbeitung und der Sound sind einfach sehr gut.Aber der DT 1990 Pro reizt mich irgendwie, insbesondere auch weil ich im Studio zu 95 % mit Kopfhörern arbeite.
Ich werde ihn wohl mal testen befürchte aber, dass ich dann nicht widerstehen kann :Dmfg
Patric Louis sagt:
#3.1 - 02.02.2017 um 10:31 Uhr
Habe gesehen dass es gerade ein Gewinnspiel bei bonedo gibt, bei dem man einen DT1990Pro gewinnen kann. Vielleicht willste ja mitmachen?
LG
Patric
Antwort auf #3 von _11VV_
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenWowa Ackermann sagt:
#4 - 03.03.2017 um 21:57 Uhr
Worin liegt der größte klangliche Unterschied im Vergleich zum DT1770?