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Beyerdynamic TG I50d Test

PRAXIS

Mikrofone wirft man nicht. Eigentlich. Neben bekannten Bühnenklassikern aus Amerika kann auch das TG I50d sicher in die Kategorie “eigentlich” eingeordnet werden. Ich habe es allerdings nicht versucht, bin aber anhand der Bauweise absolut überzeugt, dass ich hier ein “Panzermikrofon” in der Hand halte, das auch 20 Jahre Betrieb im PA-Verleih zwar mit Macken und Dellen, aber insgesamt schadlos überstehen wird. “Made In Germany” vom Feinsten, das zeigt alleine schon das präzise Gewinde des Korbes. Sonderlich kopflastig ist das gut 250 Gramm wiegende Mikrofon nicht und lässt sich hervorragend in Standardhalterungen positionieren. Der Ausrichtung kommt die Korbform sehr zugute: Wo notwendig, kann man Abstand zur Schallquelle und den Winkel der Membran zu selbiger sehr gut betrachten.
Um einen Lautsprecher zu mikrofonieren, zeigt sich das Beyerdynamic hervorragend geeignet. Mehr noch als an einer 4x12er gefällt mir das Mikro an einem Bassamp. Die nicht nur nach meiner Meinung beste Rockbass-Kombination der Welt (alter Precision, SVT-Amp und 8x10er-”Kühlschrank”) wird mit dem I50d spürbar aufgewertet. Was für ein Sound! Durch den ausgewogenen Proximity-Effekt zementiert das Mikrofon den Bass in jedem Mix, ohne dass die Gefahr besteht, dass das Instrument breiig und indirekt klingt. Wem es zu viel an Bass ist, der wählt schlicht und einfach einen höheren Abstand, der auch auf lauten Bühnen oder bei enger Drum-Mikrofonierung aufgrund der ausreichend konstanten Richtwirkung und vernünftigen Dämpfung der Off-Axis problemlos realisierbar ist.
(Nicht ganz unüblich für ein Bass-Signal: Das Signal ist verdammt tief, auf manchen Laptopboxen werdet ihr sehr wenig hören können. Benutzt also ein möglichst hochwertiges Monitoring!)

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Ampeg I50d Ampeg SM 57

Die feine Auflösung stellt auch im mumpfeligsten Signal noch die Konturen korrekt dar. Der Begriff “Höhenresonator” mag zwar technisch gesehen zutreffen, sollte jedoch vom Marketing vielleicht noch einmal überdacht werden, weil das Verb “resonieren” immer auch ein wenig nach “nachschwingen” und “stören” klingt. Davon ist nichts zu spüren, die Höhen klingen schnell, frisch und natürlich. Vor allem der ab 1 kHz zu 5 kHz stetig ansteigende Boost sorgt für ein gewisses Plus an Durchsetzungskraft, ist aber glücklicherweise nicht übertrieben. Besonders bei der Verwendung mehrerer I50d könnte er dem Engineer sonst gehörig auf den Zeiger gehen. Doch nichts dergleichen, das Mikrofon wirkt immer sehr ausgewogen.
An Schlaginstrumenten fühlt sich das I50d ebenfalls sehr wohl. Gegen den Einsatz könnte höchstens die Bauform des Mikros sprechen, die einen Einsatz an der zugestellten Snare erschwert oder durch die Größe die Optik des Drumkits nach Ansicht mancher Banausen verschandelt. Das wäre dann aber der Geräteklasse zuzuschreiben, nicht dem I50d im Speziellen. Die Aufgabe, Schwingungen der Felle in Wechselspannung zu wandeln, erfüllt das Beyer offensichtlich mit Vergnügen. Für ein Tauchspulenmikro, welches im Gegensatz zu Kondensern beim Schwingen die Last einer Kupferspule mit durch die Gegend wuchten muss, ist das TG angenehm flink. Auch hier komponieren die genannten Eigenschaften des Mikrofons einen Sound, der sich durch geringe Auffälligkeit, aber hohe Qualität und Nutzbarkeit auszeichnet. Nicht unwichtig besonders hier: Den Gruß von Isaac Newton in Gestalt eines voll ausgeführten Schlages mit dem Drumstick auf den Korb, der viele andere Instrumentenmikrofone augenblicklich in Elektroschrott verwandelt, wird für ein I50D sicher eine Delle, aber vermutlich nicht eine Funktionsbeeinträchtigung nach sich ziehen. Im Live-Betrieb zählt Zuverlässigkeit sehr viel! Doch wo ich gerade “Live” schreibe: Ich halte das Mikrofon für den Einsatz im Studio ebenfalls für absolut und uneingeschränkt geeignet! Starke Kompressionen und Zerrungen, die über das Studiomonitoring auffallen und sich live ja oft “versenden”, konnten beim I50d nicht ausgemacht werden.

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Tom-Tom I50d Tom-Tom SM 57

Dass das Beyerdynamic mit dem großen Kopf auch für den absoluten Nahbereich von Snare, Bassdrum und Blechblasinstrument ausreichend übersteuerungsfest ist, muss ich wohl nicht unterstreichen, sicher genauso wenig die geringe Rückkopplungsanfälligkeit, die man beim Hersteller in Heilbronn schon immer gut im Griff hatte. Es bleibt noch die Frage nach der weiteren Nutzbarkeit, doch hier wird eindeutig klar, warum bei Tauchspulenmikrofonen für den Live-Einsatz üblicherweise nach Vocal- und Instrumentenmikros unterschieden wird. Gesang und Sprache sind nichts für das I50d, sondern eher für das V50d (Aha! Da werden die Produktkürzel jetzt aber deutlich, oder?).

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bey TG I50d fern bey TG V50d fern bey TG I50d nah bey TG V50d nah
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Harry Mudd sagt:

#1 - 07.04.2016 um 21:59 Uhr

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zu erwähnen sei aber auch, dass der Korb und die silbernen Gitter aus Kunstoff gefertigt sind. Nur der untere Mikrofonkorpus besteht aus Metall.

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