PRAXIS
Das robuste und wirklich hervorragend fabrizierte Mikrofon liegt schwer und sicher in der Hand, das XLR-Kabel meldet mit einem saftigen Klacken, bombenfest mit dem Mikro verbunden zu sein. Dann kann es ja losgehen: Das TG V50d liefert ordentlich Output, der erste Klangeindruck bestätigt sich im folgenden ausgiebigen Test. Die Gesangsstimme wird nicht übertrieben scharf und präsent dargestellt, ist also tendenziell etwas weicher. Dafür läuft man keine Gefahr, mit dem unbearbeiteten Signal blechernen oder beißenden Klang – vielleicht sogar Ohrenschmerzen – zu erzeugen. Dennoch ist die Stimme nicht zu wenig präsent. Manche kleinere Anlagen, ich denke da an solche in Proberäumen, haben nur einen schwach ausgestatteten oder grauenhaft arbeitenden Equalizer. Gut, dass das V50d auch ohne EQ hervorragend funktionert, so hatte ich auf keiner Anlage das Gefühl, “S”- und “T”-Laute entschärfen zu müssen oder mehr als übliche Änderungen in den Mitten vorzunehmen – Kosmetik, ohne die das Mirko auch immer gut “funktioniert” hätte.
Im Vergleich zeigen die beiden Mikrofone aus Beyerdynamics 70er-Serie, dass diese weitaus stärker klangbeeinflussend sind als das 50er – was natürlich positive und negative Aspekte hat. Die im Vergleich zum kantigeren SM 58 wirkt das V50d weitaus gutmütiger. Diese Gutmütigkeit gilt auch für die Rückkopplungen, für die das TG wenig anfällig ist. Luftgeräusche ignoriert das Bühnenmikro nicht so erstklassig, das machen die Kollegen aus gleichem Hause etwas besser. Die Poppanfälligkeit bewegt sich auf gesundem Mittelmaß.
Beyerdynamics Bühnenmikrofone klingen generell mit etwas Abstand besungen besser, das gilt auch für das V50d. Im Nahbereich macht sich der Nahbesprechungseffekt deutlich bemerkbar, das Mikrofon verliert etwas von seiner Luftigkeit. Dröhnig wird es zum Glück nicht, doch dürfte es für meinen Geschmack im Bass noch ein klitzekleines Bisschen verhaltener zur Sache gehen.
Für dich ausgesucht
Insgesamt wirkt das V50d etwas charakterlos, was aber nicht negativ aufgefasst werden sollte. Es hat zwar nicht diese edle Klasse, die die teureren Vertreter aus gleichem Hause aufweisen, doch kann man sich sicher sein, dass es immer seinen Zweck zuverlässig erfüllt. Der Höhenresonator bewahrt das Mikrofon davor, fahl und eindimensional zu klingen, ist aber auch nicht übertrieben herauszuhören, so dass das Signal nicht zu drahtig klingt. Die Natürlichkeit im Höhenbereich erreicht nicht ganz das Niveau eines V70 oder V71, ist aber immer noch sehr gut. Die Damen und Herren von Beyerdynamic verstehen ihr Handwerk eben!