Den ersten Beat in Bitwig Studio 16-Track und 8-Track programmieren
Der Clip Launcher bietet sich für einen ersten Beat an. Ich wähle Spur „Inst 1“ aus und gehe unten über das kleine Plus in den Instrumenten-Browser. Dann scrolle ich durch die angezeigten Drum Kits. „Electro Kit 1“ klingt gut.
Den Beat baue ich, indem ich ihn entweder mit dem MIDI-Keyboard einspiele oder die Noten mit der Maus in einen leeren MIDI-Clip in der Piano Roll setze. Ich entscheide mich für Zweiteres. Dafür klicke ich im Clip Launcher doppelt in die leere Zelle unter „Scene 1“, um einen leeren Clip zu erzeugen. Diesen öffne ich auch mit einem Doppelklick und unten ist nun der Editor mit der Piano Roll zu sehen.
Hier kann ich per Doppelklick Noten setzen. Wie im Bild zu sehen baue ich einen Four-to-the-Floor-Beat. Das Tempo des Tracks setze ich auf clubtaugliche 126 BpM. Um den Clip abzuspielen, drücke ich das kleine Play-Symbol direkt auf dem Clip, nicht Wiedergabe in der Titelzeile.
Bass-Loop importieren und Lead-Synth einspielen
Nun kommt ein Loop aus den mitgelieferten Sounds dazu. Dafür geht es rechts in Bitwig in den Bereich Samples. Dort finde ich im Ordner „Beatport Sounds Loops (Teaser)“ den Bass-Loop „BP 18 Off Beat Intro Bass“. Diesen ziehe ich nun direkt unter meinen MIDI-Clip mit dem Beat in die Audio2-Spur.
Viel zu laut! Die überproduzierte Basslinie erdrückt den Disco-Beat akustisch. Um die Lautstärke der Audio2-Spur zu ändern, wähle ich sie an. Nun senke ich den Pegel unten links im Infobereich am orangefarbenen Fader.
Für dich ausgesucht
Zu Bass und Drums suche ich mir jetzt einen Lead-Synth. Im Browser unter Presets->Instrument->Synth->Polysynth->Lead: Unison Lead finde ich ihn. Diesen Sound spiele ich ein, und zwar entweder mit meinem MIDI-Keyboard, oder, falls nicht zur Hand, mit der Rechnertastatur (dafür muss ich vorher nur die Feststelltaste aktivieren).
MIDI-Noten aufnehmen in Bitwig
Für die Aufnahme braucht es zwei Helfer – das Metronom und den Vorzähler. Das Metronom aktiviere ich oben in der Titelzeile. Die Rolle des Drummers in Band übernimmt die Maschine in der DAW: Sie zählt vor. Ich finde den Vorzähler oben links unter „Wiedergabe“ und stelle ihn auf 1 Takt.
Für die Aufnahme eines Clips im Launcher drücke ich den kleinen Aufnahmebutton im Slot neben dem Spurkopf, nicht den großen in der Titelzeile. Dieser ist für die Aufnahme im Arranger gedacht. Und dann: Eins, zwei, drei, vier… los geht’s!
Falls eine Aufnahme schief geht: stoppen, mit Strg/CMD+Z rückgängig machen, noch mal versuchen. Nach einigen Versuchen bin ich zufrieden. Einzelne Noten sind etwas verstolpert, das korrigiere ich im Clip in der Piano Roll mit der Maus.
Mixer und Effekte in Bitwig Studio 16-Track/8-Track
Dazu passe ich auch beim Lead-Synth die Lautstärke an, dieses Mal im Mixer von Bitwig. Aufgepasst, denn der Clip Launcher dreht sich in dieser Ansicht um 90 Grad: Die Spurköpfe sind nun nicht mehr links, sondern oben.
Meinen Lead-Sound will ich jetzt noch mit einem von Bitwigs Audioeffekten „verschönern“. Er nimmt im Signalfluss hinter dem Instrument Platz. Damit ich den Lead-Synth und nicht den Clip unten sehen, betätige ich den Spurkopf „Unison Lead“ mit einem Doppelklick.
Ich öffne den Browser und wähle dort aus der Kategorie Reverb den gleichnamigen Effekt von Bitwig für einen Hall. Schon klingt der Lead-Sound größer.
Modulation in Bitwig – mächtige Engine für kreative Sounds
Wie wäre es, wenn sich der Hallanteil rhythmisch verändert? Der „Mix“-Regler unten rechts im Reverb bestimmt darüber. Um diesen Parameter automatisch und passend zum Songtempo zu verändern, braucht es einen Modulator. Das sind in Bitwig kleine Devices, die selbst keinen Sound erzeugen, sondern Parameter von Instrumenten und Effekten automatisch bewegen.
Ein Klick auf das kleine Modulatorensymbol unten am Reverb öffnet die drei Modulations-Slots. Ein weiterer Klick auf das Plus im ersten Slot öffnet den Modulatoren-Browser. Ich wähle dort „Classic LFO“, einen Modulator, der gleichmäßige Auf- und Abbewegungen erzeugt. Diesen verbinde ich mit „Mix“, indem ich auf das blinkende Modulationssymbol klicke. Danach gehe ich mit der Maus auf „Mix“, klicke, halte und ziehe ihn nach oben. Mit einem Klick auf den Classic LFO öffnet man dessen Einstellungen. Die Geschwindigkeit ändere ich hier von 1.00 Hz auf 0.33 Hz.
Wie wäre es jetzt noch, wenn sich diese Geschwindigkeit des LFOs laufend verändert? Ein LFO moduliert einen LFO? Ich lade noch einen Classic LFO im zweiten Modulationsslot und verbinde ihn mit dem Geschwindigkeitsparameter vom ersten LFO. Endlose, extrem komplexe Modulationsketten baut man so in jedem Instrument und jedem Effekt in Bitwig – ein Fest für Sounddesign-Nerds.
Aus Clips einen Song bauen
Nachdem ich einige weitere Sounds und Samples hinzugefügt habe, möchte ich aus den geloopten Clips im Clip Launcher ausbrechen. Dafür skizziere ich im Launcher von links nach rechts eine grobe Songstruktur: also Szene 1 (erste Spalte) für die Sounds und Elemente des Intros, Szene 2 für die Strophe und so weiter.
Diese Struktur nehme ich dann mit dem globalen Aufnahmebutton in die Spuren des Arrangements auf. Aufnahme aktivieren und Wiedergabe starten, erste Szene abspielen, nach gewünschter Dauer die nächste starten, bis die grobe Songstruktur im Arranger überspielt ist. Vor allem für kleine Elemente wie vereinzelte Sounds ist der im Arranger prädestiniert.
Die Clips sind nach der Aufnahme alle noch ausgegraut. Startet man nun die Wiedergabe, hört man stattdessen immer nur die zuletzt im Launcher gespielte Szene. Ein Klick auf den entsprechenden Button „Wiedergabe auf Arranger umstellen“ aktiviert die Sounds im Arranger und die Feinarbeit kann beginnen (siehe Bild).
Begrenzte Mittel, unbegrenzte Kreativität – was geht, was nicht ?
Im Vergleich zur unbegrenzten Zahl an Spuren, Szenen und Gruppen der großen Version kann die eingeschränkte Anzahl in Bitwig Studio 16-Track (16 Audio- und MIDI-Spuren, 8 Szenen, 2 Gruppen) und noch mehr in Bitwig Studio 8-Track (8 Audio- und MIDI-Spuren, 8 Szenen, 2 Gruppen) sehr reduziert wirken. Auch fehlen Features wie Comping (bequemes Zusammenschneiden von mehreren Audio Takes) und Multi-Out (separates Mixing für mehrere Sounds eines Drum-Plugins), die für größere Produktionen unerlässlich sind. Aber schon in dieser Version sind professionelle Ergebnisse für kleine Produktionen möglich.
Der kleinen Bitwig-Version fehlen im Bereich der Instrumente lediglich Poly Grid und Phase-4. Wer sich nicht für den Modularbaukasten The Grid interessiert, kann rein soundtechnisch viel mit Freeware-Synths ausgleichen. Gleiches gilt für die Audio-Effekte, 31 der 46 Effekte aus dem großen Bitwig sind dabei. Nicht alle, aber viele gibt es in ähnlicher Form als Freeware.
Am ehesten schmerzt die reduzierte Version bei den MIDI-Effekten der Note FX, wo ganze 11 der 24 Module in Bitwig Studio 16-Track dabei sind. Ähnlich sieht es bei den Modulatoren aus – neben The Grid DAS Feature von Bitwig. Hierunter gibt es 18 der 38 Module aus der großen Version.
Bitwig Studio 16-Track vs. Bitwig Studio 8-Track – wo liegt der Unterschied?
Vergleichen kann man beide Versionen am ehesten mit den Kleinstausführungen von Ableton Live. Bitwig Studio 16-Track entspricht hier Ableton Live Intro und Bitwig Studio 8-Track kommt Ableton Live Lite gleich. 16-Track gibt es käuflich zu erwerben, 8-Track nur im Bundle mit MIDI-Controllern .
In beiden Versionen können acht Szenen erstellt werden, zwei Gruppenspuren, beide bringen 31 Effekte mit und 18 Modulatoren. Wichtigster Unterscheidungspunkt: Bei 8-Track sind nur zwei externe VST-Plugins pro Projekt erlaubt, bei 16-Track ist diese Zahl unbegrenzt. Ein Upgrade von 8-Track zu 16-Track lohnt also am ehesten dann, wenn man mehr externe VSTs und mehr Spuren nutzen möchte. Am besten vergleicht ihr zwischen 8-Track und 16-Track, um genau zu prüfen, welche Devices fehlen.