Praxis
Modulation-Nation
Modulatoren waren eine der großen Neuerungen in Bitwig Studio 2, Kollege Alexander Eberz hatte sie im Test zu Version 2.0 bereits vorgestellt. Von außen betrachtet mag diese Funktion für Nutzer von eher traditionellen DAWs etwas undurchsichtig erscheinen. Zum Einstieg in den Praxisteil gibt es hier für euch einige Möglichkeiten, wie man die Modulatoren einsetzen kann.
Mod Max
Der Klassiker, den ihr vielleicht aus vielen Synthesizern und Filter-Plug-ins kennt, ist das, was man früher den Wah-Wah-Effekt genannt hat. Ein LFO (Low Frequency Oscillator) moduliert (bewegt) den Cutoffregler eines Filters entweder freischwingend oder synchronisiert zum Host-Tempo nach eingestellten Notendivisionen.
Etwas abgefahrener wird es, wenn ihr den Modulator „Steps“ einsetzt, einen 16-Schritt-Step-Sequencer und diesen beispielsweise mit dem Dry/Wet-Regler eines Reverb-Plug-ins verbindet. Dadurch springt der Loop mal nach vorne, mal nach hinten und fügt eine zweite rhythmische Ebene ein.
Im letzten Beispiel habe ich den neuen Modulator Parseq-8 eingesetzt und dessen einzelne Steps fast alle mit unterschiedlichen Parametern, teilweise mehreren gleichzeitig, verknüpft. Manchmal werden die verzerrten Tiefen lauter gemacht, dann die Stereobreite für einen Schritt verringert, dann wieder die Höhen gedämpft.
Times are a-stretchin‘
Zwar beherrschte Bitwig Studio auch vorher schon ein wenn auch recht rudimentäres Timestretching mit dem simplen Namen „Stretch“, mit dem Update wurde nun aber richtig aufgetischt. Insgesamt sechs neue Algorithmen sind mit dabei, zwei neue in der eigenen Engine, die auf Granularsynthese basiert.
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All along the Stretch Tower
Den speziellen Charakter eines Timestretching-Algorithmus hört man am deutlichsten bei sehr starken Tempoveränderungen. Der Loop aus der Library von Bitwig Studio hat im Original ein Tempo von 132 BPM. Um die neuen Modi mal so richtig zur Brust zu nehmen, habe ich die Geschwindigkeit für das Timestretching dann auf 60 BPM gestellt.
Samplin‘ in the Wind
Die Menge der Neuerungen und ihre Nützlichkeit für den Arbeitsalltag als Sampler ist beeindruckend. Allein die Möglichkeit der automatischen Tonhöhenerkennung (Detect Root Key) und das automatische Einrasten der Abspielpunkte an Nulldurchgängen (vermeidet Knacksen) macht das Arbeiten mit eigenen Samples sehr flüssig.
Die Fülle an neuen Abspiel- und Fademöglichkeiten lassen jedem Sounddesign-Fan das Herz aufgehen. So könnt ihr selbst aus langweiligen Klaviersamples verstörende, schwebende Flächensounds werden lassen.
Multiple Voice
Hat man seinen Fieldrecorder geschnappt, in aufwendigen Aufnahmesessions die Orgel in der Dorfgemeinde Ton für Ton, in verschiedenen Lautstärken aufgenommen, um zu Hause endlich den epischen Mittelteil seines 9-Minuten-Epos zu spielen, braucht es einen Sampler, mit dem man die vielen Samples so ordnen und anlegen kann, dass es nicht zu kompliziert wird. Bitwig Studios Sampler hat hier nachgelegt.
Außerdem ist es nun möglich, Crossfades zwischen den Velocity-Layern zu ziehen. Habt ihr beispielsweise das C3 in drei Laustärken aufgenommen, bekommt jedes der drei Samples bei Multi-Sampling-Libraries einen Velocity-Bereich auf einer Taste zugeteilt. Bei so wenigen Variationen kann der Sprung von einem Velocity-Bereich zum nächsten, je nach Anschlagsstärke, sehr deutlich hörbar sein und unnatürlich klingen. Diese Crossfades ermöglichen einen weicheren Übergang. Schade: Die Tonhöhenerkennung ist nur einzeln pro Sample abrufbar, nicht als Batch-verarbeitung. Das macht das Arbeiten mit vielen Samples etwas mühsam.