Was bringen komplexe Hüllkurven in der Praxis?
Zwar kann man mit dem Modulator Wavetable-LFO und den einfachen Hüllkurven bereits sehr komplexe Modulationsbewegungen erzeugen. Der genaue Verlauf einer Modulation Lässt sich mit so allerdings nicht bestimmen. Dafür sind die neuen Modulatoren in Bitwig Studio 5 Multi-Segment Envelope Generators´(MSEG) geeignet. Der Workflow ist bei allen fünf MSEG-Modulen ähnlich. Klickt man auf die eigentliche Kurve im Modul, öffnet sich ein Pop-Out-Fenster. In diesem kann man die Kurve entweder frei oder im Raster zeichnen, Zeichenvorlagen wie Sägezahn- oder Rechteckskurven nutzen oder eines der Presets laden.
Praktischerweise kann man jede selbst erstellte Kurve als „BWCurve“-Datei speichern und später in allen fünf MSEG-Modulen weiternutzen. Persönliches Highlight der fünf Module ist für mich der „Curves“-LFO. Hier kann ich komplexe Kurven frei, temposynchron, zur Groove/Shuffle-Funktion oder zufällig neustartend erzeugen und abspielen – und damit in wenigen Schritten endlose Variationen erzeugen (vor allem bei CLAP-fähigen Plugins wie U-he Diva).
Fernsteuerung und Modulation: global oder pro Spur für mehr Sounddesign
Nützliche Tools für abgefahrenes Sounddesign und ungewöhnliche Live-Effekte sind die neuen „Track Remotes“, die „Project Remotes“ und die jeweiligen Modulations-Slots. Lädt man zum Beispiel einen Modulator in einem Projekt-Modulations-Slot, steuert er die Spurlautstärke, das Pannings und die Sendregler aller Spuren – außerdem dient er auch zur Modulation des Projekttempos. Alles ist möglich: das Panning aller Spuren subtil modulieren, rhythmisches Gating bei einer Gruppe Pad-Sounds mit einem Segments-Modulator erzeugen oder mit einem LFO vollends akustisches Chaos hervorrufen.
Wer möchte, kann jeden Modulator auch direkt durch Pads oder MIDI-Noten vom eigenen Controller aus aktivieren – für Live-Performances ein mächtiges Tool. Dazu gibt es die Möglichkeit, die Devices in einer Spur selbst mit den Projekt- oder Track-Modulatoren zu deaktivieren. So kann ich drei unterschiedliche Effektketten auf einer Spur mit einem Drumloop laden und sie im Wechsel durch einen LFO oder einen MSEG aktivieren und deaktivieren – ruckzuck ist ein komplexer Multi-Effekt wie Cableguys Shaperbox 3 oder Infiltrator 2 von Devious Machines gebaut.
Der Browser-Workflow: reduzierter und ausbaufähig
Die Arbeit mit dem neuen Browser hinterlässt mich zwiegespalten. Einerseits ist die kontextabhängige Anzeige eine echte Beschleunigung. Wenn ich einen Effekt lade, will ich ja nur die internen und externen Effekte sehen und nicht auch noch Clips und Instrumente. Liebe DAW-Konkurrenz: Bitte nachmachen! Auch der Fakt, dass man nun endlich jedes Soundpack von Bitwig einfach durchstöbern und die jeweils mitgelieferten Loops synchron zum Songtempo vorhören kann, ist eine echte Erleichterung. Aber der Sprung vom vorherigen Workflow ist groß.
Für dich ausgesucht
Hier die Möglichkeit zu bekommen, zwischen altem und neuem Workflow zu wechseln, stünde weit oben auf meinem Wunschzettel. Denn so verschachtelt der alte Browser auch ist, selbst ich als Ableton-User hatte mich durch gelegentliches Sounddesign und die Tests an den Workflow gewöhnt.
Teilweise habe ich minutenlang nach Optionen gesucht, mir eben nur Dritt-Anbieter-Plugins oder nur Loops anzeigen zu lassen, ohne One-Shots zu sehen. Im alten Browser war das alles sichtbarer. Da wäre es praktisch, zwischen beiden Ansichten umschalten zu können, bis man sich daran gewöhnt hat.
Thomas K sagt:
#1 - 15.02.2024 um 14:25 Uhr
Guter Test soweit. Was ich absolut und komplett nicht verstehe ist, warum wird in jedem Bericht und allen Tests kein Wort darüber verloren, daß man in der Pianorolle keine Noten per Keybord, Schrittweise eingeben kann ? Das können die bei Bitwig doch nicht ernst meinen. Es gibt diese Funktion nicht.