PRAXIS
Wir starten unseren Praxistest mit dem Clean-Channel und machen uns dann mit immer höher werdenden Gain-Einstellungen auf den Weg in Richtung Kanal 2. Um den neutralen Klangcharakter des cleanen Kanals aufzunehmen, habe ich alle Regler auf 12 Uhr gestellt und Class AB bei Full Power angewählt. In diesem Setting erhalten wir einen sehr linearen Klang, kein Frequenzbereich ist sonderlich überbetont – eine sehr gute Ausgangsbasis für alle Gitarrentypen. Mit einer Tele und aktiviertem Halspickup lässt sich von Picking bis Akkordgeschrammel alles realisieren. Dabei hat der Amp im Cleanbereich schon ordentlich Schalldruck – obwohl die 100 Watt noch nicht voll ausgefahren sind.
Jetzt wird auf Class A umgeschaltet und Presence und Treble auf 14 Uhr etwas angehoben. Wenn man auch den Driveregler in dieser Konfiguration auf 14 Uhr einstellt, bekommt man einen dreckigen, angezerrten Sound für Dirty Funk Riffs.
Dreht man den Gainregler im cleanen Kanal noch weiter bis 16 Uhr auf, lassen sich selbst mit Single-Coil Pickups schon sehr knackige Crunchsounds realisieren, deren Charakter in Richtung AC30 tendiert. Trotz der Verzerrung ist der Ton sehr klar und die einzelnen Anschläge werden deutlich übertragen.
Im Vergleich zum Class A klingt der AB-Modus etwas fetter. Logisch, denn hier wird der Amp ja auch mit voller Power gefahren. Beim nächsten Hörbeispiel sind die Bässe etwas weiter aufgedreht und sorgen für einen schönen Druck. Die Ansprache ist sehr gut, der Amp geht bei hartem Anschlag in eine weiche Verzerrung.
Durch Anschließen einer Humbucker-Gitarre ist Channel 1 schon ein guter Overdrive zu entlocken. In unserem Audio befindet sich der Driveregler immer noch auf 16 Uhr, die Höhen habe ich etwas zurückgenommen. Auch in diesem Setting reagiert der Amp ausgezeichnet auf die Anschlagsdynamik. Bei leichtem Anschlag bleibt er fast clean, bei härterer Gangart gibt es zur Belohnung eine gute Zerre. Dabei werden Akkorde nach wie vor sauber übertragen und trotz des dreckigen Sounds sind die Einzeltöne im Akkord gut hörbar.
Für dich ausgesucht
Widmen wir uns nun dem zweiten Kanal, der für die Overdrivesounds zuständig ist. Mit einer Tele angesteuert bekommt man es in mittlerer Einstellung mit einem guten Crunchsound zu tun.
Den Namen „F´n Loud“ trägt dieser Kanal zurecht. Der BH100H liefert wirklich einen absolut amtlichen Schalldruck und die Eminence-Speaker in der 4 x 12 Box sind problemlos in der Lage, diesen in einen warmen, vollen Sound umzusetzen. Die typischen hohen Mitten, die die Ohren zum Klingeln bringen, diese Nerv-Frequenzen, die man bei manchen Boxen im unteren Preissegment häufiger zu hören bekommt, bleiben uns hier erspart. Der Amp klingt rund und sauber.
In kleineren Clubs ist die Half-Power-Schaltung auf jeden Fall ein Thema. Man bekommt mehr Endstufensättigung bei geringerer Leistung. Da der Schalldruck dabei allerdings nicht um die Hälfte, sondern eher nur um ein Drittel reduziert wird, erhält man trotzdem einen fetten Sound in humaner Lautstärke. Auch das Grundrauschen in Channel 2 geht absolut in Ordnung.
Wir bleiben bei der kompletten 12 Uhr Einstellung, auch des Gainreglers, schnappen uns aber diesmal eine Les Paul. In dieser Konfiguration kommt der Zerrsound schon etwas kräftiger rüber. Auch dieser Kanal klingt in der mittleren Einstellung sehr ausgewogen, keine Frequenz ist überbetont; eine gute Ausgangsposition zum Basteln unterschiedlichster Zerrsounds.
Zeit, den Wirkungsbereich der Klangregelung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Wir beginnen mit dem Mittenregler. Treble und Bass stehen auf 12 Uhr. Der Mittenregler bleibt zunächst komplett zu. Anschließend drehe ich ihn voll auf.
Jetzt das gleiche Spiel mit dem Höhenregler, Mitten und Bass bleiben auf 12 Uhr stehen.
Und zuguterletzt der Bassregler.
Die Klangregelung arbeitet breitbandig und mit normalem Wirkungsgrad, wobei kein Regler sonderlich in den Regelbereich des anderen eingreift; Garantie für solides Arbeiten. Allerdings sind auch extremere Frequenzverbiegungen möglich. Zum Beispiel in der Kombination Mid-Scoop und Treble-Regler. Man erhält eine große Bandbreite unterschiedlichster Zerrsounds, denn wenn die Mitten komplett heruntergedreht sind, erhält der Treble-Regler eine enorme Macht über den gelieferten Klangcharakter.
Für das nächste Beispiel habe ich den Amp folgendermaßen eingestellt:
Presence: 17 – Volume: 12 – Bass: 15 – Middle: 7 – Level: 12 – Gain 17
Der Treble-Regler steht zuerst auf 7, dann auf 10, 14 und schließlich 17 Uhr.
Klasse! Von Stoner Rock bis Metal ist alles im Angebot.
Checken wir jetzt noch die maximale Verzerrung mit einer „normalen“ EQ-Einstellung und einer Humbucker-Gitarre:
Das ist völlig ausreichend. Auch singende Leadparts mit ausreichend Sustain sind so problemlos möglich, denn lang klingende Noten kippen auch schon bei niedriger Lautstärke harmonisch in den Obertonbereich. Allerdings empfiehlt sich die gelieferte Verzerrung eher für den Classic-Rock-Bereich. Wer ein volles Metal-Brett benötigt, der sollte am besten mit zusätzlichen Overdrivepedalen oder Boostern arbeiten, um noch etwas mehr Gain aus dem Verstärker zu kitzeln. Das funktioniert völlig problemlos und auch die Anpassung an Effekte im Einschleifweg ist dank der getrennten Pegeleinstellung von Send und Return ein Kinderspiel.
Die Wiedergabe des tiefen Frequenzbereichs hat mir bei diesem Verstärker in Kombination mit der 4 x 12 Box wirklich sehr gut gefallen. Die Bässe kommen sogar bei voll aufgedrehtem Bassregler immer noch knackig und ohne Dröhngefahr aus den Speakern. Selbst bei tiefer gestimmten Gitarren oder Baritons ist der Blackheart ein guter Partner. Hier ein Beispiel mit einer Baritongitarre.