Neben dem Netzkabel wird mit dem Little Giant noch weiteres Informations- und Promo Material (Aufkleber) geliefert. In der Bedienungsanleitung finden sich, neben der Beschreibung des Verstärkers, auch Informationen über Röhren, deren Geschichte und Einsatz. Leider ist die Anleitung (bis jetzt) nur in Englisch. Aber wozu eine Anleitung, der Amp ist so einfach aufgebaut. Wenn man nicht vergisst die Box anzuschließen, kann man praktisch nichts falsch machen. Gesagt getan, das Teil ist verkabelt und eingeschaltet und die Betriebslampe leuchtet rot – und zwar ganz schön hell. Da findet man selbst auf der dunkelsten Bühne seinen Platz.
Wenn man den Amp im Trioden-Modus (3W) betreibt kann man einen schönen Clean-Sound genießen. Der Volume-Regler steht auf 10 Uhr. In diesem Setting kann man den Schallpegel als normale Zimmerlautstärke bezeichnen. Mit angeschlossener Tele kommen wir zu folgendem Klangergebnis: Einem klaren Sound mit ausgewogenem Frequenzbild.
Dreht man den Volume-Regler weiter auf, erreicht man schon im Trioden-Modus leichte Verzerrungen – verlässt aber auch schon bei einer Volume-Einstellung von 12 Uhr den Bereich der „Zimmerlautstärke“ (Audio Blues). Das Aufdrehen des Volume-Regler sorgt dann für eine schöne satte Endstufenverzerrung mit angenehmen Kompressionsverhalten. Die Klangcharakteristik ist der Optik entsprechend eher britisch mit durchsetzungsfähigen Mitten. Hier ein Beispiel mit einer SG und typischem „British Setting“ am Amp – alle Regler voll aufgedreht (Audio British).
Klingt sehr gut, aber mit diesem Sound befinden wir uns schon in niedriger Übungsraumlautstärke… Also – üben in der Mietswohnung um 22 Uhr mit AC/DC Verzerrung kann man schon mal vergessen. Wer das trotzdem machen möchte, dem sei ein Verzerrer-Pedal empfohlen, das man vor den Amp schaltet. Dies funktioniert auch in geringen Lautstärken und der Little Giant verträgt sich bestens mit allen Arten von Overdrive- und Distortion-Pedalen.
Dann wenden wir uns doch mal dem 5 Watt Modus zu. Ich muss zugeben, dass mein Radiowecker selbst nach den härtesten Nächten nicht so eine Power hatte, wie der Blackheart. Mit diesem Schalldruck kann der Amp locker im Proberaum mit Bass und Schlagzeug mithalten. Die Endstufenkompression ist in diesem Modus geringer und die Dynamik wird größer. Bei einer Volume-Einstellung von 14 Uhr lassen sich mit der Tele wunderbar dynamische Crunch Sounds zaubern. Akkorde werden klar wiedergegeben und erhalten durch die harmonische Verzerrung einen angenehm dreckigen Charakter.
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Besonders Blues-Fans werden mit diesem Amp ihre helle Freude haben. Im Pentoden-Modus ist die Dynamik wunderbar und der Amp schmatzt richtig. Besonders bei Volume-Einstellungen ab 12 Uhr und höher kommt der Kleine richtig in Fahrt, er ist eben keine Schlaftablette…. sondern ein echter Rocker. Beim Beispiel Stevie wurde eine Strat benutzt und der Volume-Regler auf 13 Uhr eingestellt. Die Höhen habe ich voll aufgedreht .
Der Höhenregler besitzt übrigens den höchsten Wirkungsgrad innerhalb der Klangregelung. Während Bässe und Mitten eher zum Finetuning geeignet sind, kann mit dem Treble-Poti zwischen „warm & muffig“ (7 Uhr) und „bissig – aggressiv“ (17 Uhr) eingestellt werden. Schließt man eine Humbucker Gitarre, in diesem Fall eine Les Paul an, dann erhält man bei gleicher Volume-Einstellung selbstverständlich mehr Verzerrung als mit einer Strat. Hier ein Beispiel mit Volume auf 13 Uhr (Audio LPBlues).
Auch Riffs mit heruntergestimmten Gitarren sind für den Little Giant überhaupt kein Problem (Audio Drop D). Die 1×12 Box liefert, nicht zuletzt Dank des geschlossenen Gehäuses, eine solide Basswiedergabe, die bei einem Amp mit dieser Leistung sehr erstaunlich ist. Es schiebt untenrum und die Hosenbeine fangen an zu flattern…Da wird natürlich gleich weiter nach gebohrt. Wie sieht es denn mit einer Bariton-Gitarre aus???
Kann der kleine Gigant tatsächlich auch noch tiefere Gitarrentunings sauber wiedergeben. Die Antwort ist: ja, er kann! Tiefe B (H) Saite ist kein Problem, selbst bei voll aufgedrehtem Volume machen Box und Amp keinen Stress und geben die tiefen Frequenzen klar und deutlich wieder.
Nehmen wir den Volume-Regler jetzt wieder etwas zurück und drehen die Mitten weiter auf (15 Uhr), so erhalten wir mit Bässen und Höhen auf 14 Uhr einen schönen britischen Old School Metal Sound, mit dem Powerchords kräftig und druckvoll aus dem Speaker geflogen kommen.
Jetzt kommen wir zu den üblichen Tests zum Thema Dynamik und Akkordverständlichkeit bei hohem Verzerrungsgrad. Als erstes wird die dynamische Bandbreite beim Einsatz des Volume Potis an der Gitarre überprüft (Audio Poti). Ich spiele zuerst mit herunter geregeltem Volume Poti an der Strat, dann wird der Volume Regler voll aufgedreht. Der Amp ist wieder „very british“ eingestellt – alles voll aufgedreht.
Jawohl! So soll das Ganze klingen. Bei zurück genommenem Poti und leichtem Anschlag ist der Ton fast clean und wird bei härterem anschlagen leicht verzerrt und scharf, dreht man dann voll auf haben wir das volle Brett. Vintage Sound Fans werden ihre Freude daran haben. Bei gleicher Einstellung am Amp wird nun zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen.
Auch hier werden sämtliche Dynamikstufen harmonisch übertragen.
Zum Schluss noch ein Hörbeispiel im Bandkontext mit einem leicht angezerrten Blues Sound, eingespielt mit einer Epiphone ES-Dot. Gerade für Vintage Sounds mit wenig Verzerrung und dynamischer Ansprache ist der Little Giant perfekt geeignet. Er deckt ein gutes Frequenzspektrum ab und setzt sich im Übungsraum, auf der Bühne und auch bei Aufnahmen gut im Bandzusammenhang durch.