Praxis
Wie immer verwende ich eine schwere 2 x 12″ Box mit Vintage 30 Pappen und ein SM57, das direkt in einen Universal Audio LA610 Mic Pre geht und ohne Umwege, sprich EQ, Kompressor, Hall u. Ä. aufgenommen wird.
Eines vorweg: Die 15 Watt machen ziemlich Dampf und reichen definitiv für den Clubgig oder die “normale” Probe. Wie immer mischt sich bei solchen Amps bei mehr Lautstärke auch mehr Gain ein, was sich aber feinfühlig mit dem Lautstärkepoti der Gitarre regeln lässt.
Der Hersteller hat in der Bedienungsanleitung eine kleine Tabelle aufgeführt, die zeigt, wie lange das Ohr welchen Pegel verträgt – und das möchte ich Euch nicht vorenthalten!
Dauer pro Tag in Stunden | Lärmpegel in dBA |
---|---|
8 | 90 |
6 | 92 |
4 | 95 |
3 | 97 |
2 | 100 |
1 1/2 | 102 |
1 | 105 |
1/2 | 110 |
1/4 oder weniger | 115 |
Also, immer schön die Ohrstöpsel mitnehmen, denn ist das Ohr einmal kaputt, lässt sich das im Normalfall nicht mehr reparieren!!!
Los geht’s mit einer lockeren Pickingfigur, für die ich den Halspickup einer Strat verwendet habe. Es gibt immer zwei Beispiele, einmal mit dem ersten, dann mit dem zweiten Kanal, um die Unterschiede klar herauszustellen. Die Gitarre steckt immer im HI-Eingang, der Volumenregler steht auf 9 Uhr, betrieben wird der Amp im 15 Watt Modus.
Es ist wirklich erstaunlich, welchen Unterschied verschiedene Röhren machen können. Klingen die ECC 83 im ersten Kanal frisch, aufgeräumt und punchy, produziert der EF 86 Kolben im zweiten Kanal viel mehr Mitten und klingt komprimierter.
Jetzt schalte ich lediglich den Amp auf 5 Watt und verwende den Steg-Pickup der Strat.
Und schon mischt sich die Endstufe ins Spiel. Der Sound wird in beiden Kanälen noch kompakter, manche würden es auch schmutziger nennen, und das natürlich besonders im zweiten Kanal. Im Amp schlagen in der Tat zwei Herzen.
Ich ändere in den folgenden Beispielen bis auf die Lautstärke nichts am Setup. Volume steht jetzt auf 3 Uhr, somit wird es wesentlich lauter und die Endstufe muss jetzt richtig ran.
Channel 1 liefert schön schmutzige Sounds à la Stones, bei denen sich der Single Coil der Strat sehr schön in Szene setzt. Alle Attacks sind klar definiert, insgesamt ist das Klangbild frisch und direkt. Im zweiten Kanal sieht es da etwas anders aus. Er ist zwar auch mit Obertönen gesegnet, vordergründig sind jedoch die Mitten. Auch das Bassfundament ist etwas undefiniert, was an der härter angefahrenen Endstufe liegt und mir ausgesprochen gut gefällt. Je nach verwendetem Instrument kommen so recht dreckige Rockriffs zustande.
Es wird Zeit für eine andere Gitarre, jetzt muss Paula ran. Der Amp steht nach wie vor auf 5 Watt, allerdings habe ich die Lautstärkeregler beider Kanäle voll aufgerissen.
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Die Unterschiede beider Kanäle waren ja im cleanen Betrieb schon deutlich zu hören. Spätestens jetzt wird aber klar, dass es sich in der Tat um zwei verschiedene Amps handelt.
Die Gainstruktur des zweiten Kanals ist sehr dicht und ausgeprägt. Kanal eins neigt immer noch zu klaren, definierten Sounds, Channel zwo will von der Leine gelassen werden und schreit nach Riffs.
Um das Obengenannte zu unterstreichen hier noch einmal zwei Beispiele, jetzt aber im 15 Watt Modus.
Abschließend ein kleines Solo, für das ich eine Music Man Luke 3 verwendet habe und mich natürlich in den zweiten Kanal begebe. Wir bleiben im 5 Watt Modus mit voll aufgedrehtem Volumenregler.
Auch diese Prüfung besteht das Artisan 15 Topteil mit Bestnoten. Es geht feinfühlig auf das jeweils angeschlossene Instrument ein und erzeugt in diesem Fall durch den hohen Output der Gitarre einen cremigen Leadsound. Wem das nicht reicht, der kann natürlich auch seinen Lieblingszerrer einstöpseln, der Amp harmoniert sehr gut mit den bunten Treterchen.
Palooka sagt:
#1 - 21.04.2014 um 11:36 Uhr
Hallo, ich besitze diesen Amp seit längerem. Ich verstehe den Aufbau etwas anders. Der erste Kanal mit den 12AX7 hat wohl den Marshall-Sound als Vorbild und lässt sich gut mit einem Plexi vergleichen, während der 2.Kanal mit EF86 dem alten Vox AC15 nachempfunden ist, der eben auch die EF86/EL84 Kombination verwendet. Mit amerikanischem Verstärkerbau hat das recht wenig zu tun, der Amp ist meines Erachtens eine urbritische Mischung Marshall/Vox.
Wolfgang von Bockenheim sagt:
#2 - 23.01.2015 um 22:49 Uhr
Ich besitze einen der ganz frühen Artisan 15 (Combo), bei dem die Umschaltung auf 5 W nicht durch Trioden-, sondern durch single-ended Schaltung realisiert wurde. Die Bezugnahme auf alte amerikanische Amps stammt von Blackstar selbst und bezieht sich auf die Kombination einer Pentode (nicht ausdrücklich einer EF86) in der Vorstufe und einer single-ended 5W (nicht ausdrücklich einer EL84) Endstufe. Hier handelt es sich natürlich nur um eine konzeptionelle Annäherung, nicht um eine 100% Kopie. Mit der Endstufe im push/pull Betrieb ist die Nähe zum AC15 natürlich nicht abzustreiten.