PRAXIS
Wichtig: Bei den Angaben für das Voicing des jeweiligen Kanals habe ich die Bezeichnung A für den Sound gewählt, wenn der Schalter nicht gedrückt ist, B steht für das Voicing bei gedrücktem Schalter.
Clean Channel
Wir werden jetzt der Reihe nach die drei Kanäle abarbeiten und sind gespannt, was mit den vielen Einstellmöglichkeiten machbar ist. Gestartet wird wie immer mit der 12-Uhr-Stellung aller Regler, um eine grobe Übersicht des Grundsounds zu erhalten. Schon in dieser Stellung präsentiert sich der cleane Kanal im Voicing A etwas angeschmutzt, eine ganz leichte Übersteuerung ist zu hören, der Vox-Sound lässt grüßen. Wird der Voice-Schalter gedrückt, ist der Sound wesentlich unverzerrter und klarer, aber dafür gibt es einen recht kräftigen Bass.
Gitarre | Volume | Voice | Bass | Treble | Reverb | Resonance | Presence | Volume |
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Strat | 12 | A-B | 12 | 12 | off | 12 | 12 | 12 |
Die Beschreibung im Handbuch trifft hundertprozentig zu, aber mir ist das Ganze etwas zu basslastig, beim Bandeinsatz gäbe es sofort Stress mit dem Bassisten. Genau für diesen Fall haben wir einen Resonance-Regler, der den Mulm im unteren Bassbereich mit einem lockeren Dreh aufräumt. Der steht jetzt auf acht Uhr und sofort ist das Ganze bandtauglich.
Gitarre | Volume | Voice | Bass | Treble | Reverb | Resonance | Presence | Volume |
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Strat | 12 | B | 12 | 12 | off | 8 | 12 | 12 |
Die Lautstärke im Cleanbereich ist auf jeden Fall für den Proberaum und die Bühne locker ausreichend. Wer in einer Funk/Soul- oder Reggae-Band spielt, wird keine Probleme haben, sich gegen Keyboards und Bläser durchzusetzen. Man sollte lediglich den Bassbereich sparsam dosieren. Beim folgenden Beispiel habe ich Bässe und Resonance etwa zurückgenommen und zusätzlich Höhen und Presence weiter aufgedreht. Das ergibt zusammen mit der Tele einen recht schneidigen Sound für knackige Grooves.
Gitarre | Volume | Voice | Bass | Treble | Reverb | Resonance | Presence | Volume |
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Tele | 13 | B | 10 | 14 | off | 9 | 15 | 12 |
Overdrive 1 Channel
Nur mal kurz am Rande: Der Fußschalter funktioniert top, knackt nicht beim Betätigen und hat auch keinen Signalaussetzer. Er liegt rutschfest auf dem Boden und das mitgelieferte Kabel scheint auch recht robust. Das Ganze macht jedenfalls einen sehr professionellen Eindruck.
Nun aber zu den schmutzigen Seiten des schwarzen Engländers: Der OD1 Kanal liefert schon bei mittlerer Einstellung ein amtliches Zerrbrett und auch hier treffen die Aussagen im Handbuch über den Klangcharakter eindeutig zu. Voice A erzeugt den eher klassischen Klang mit ausgewogenem Mittenbereich, den man von Marshall Amps kennt. Bei Voice B wird es aggressiver, Bässe und Höhen werden leicht angehoben, allerdings ist der Bassbereich weniger mulmig als bei Voice B im Clean Channel.
Für dich ausgesucht
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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SG | 12 | 12 | A-B | 12 | 12 | 12 | 12 | off | 12 | 12 | 12 |
Als Nächstes werfen wir einen Blick und ein Ohr auf die Wirkungsweise des ISF-Reglers, der bisher in der Mitte stand, quasi genau zwischen USA und UK. Jetzt werden die Extreme ausgelotet und ich habe das nächste Riff einmal mit Links- und dann mit Rechtsanschlag eingespielt.
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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SG | 13 | 12 | A-B | 12 | 15 | 12 | 7-17 | off | 10 | 12 | 12 |
Der Klangunterschied ist nicht unbedingt extrem, aber die Feinheiten machen es dann schon aus und es lohnt sich auf jeden Fall, mit dieser Funktion zu experimentieren, weil sich auch das Reaktionsverhalten ein wenig ändert. In der amerikanischen Einstellung klingt der Sound etwas härter und höhenbetonter, die britische Variante ist eher weicher und mittig. Prinzipiell ergeben sich so sehr viele Soundmöglichkeiten, hier einige Beispiele.
Einen bluesigen Crunchsound á la Stevie Ray Vaughan oder Hendrix kann man mit der folgenden Einstellung erzeugen:
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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Strat | 9 | 13 | B | 12 | 13 | 9 | 7 | off | 11 | 15 | 12 |
Die Klangregelung arbeitet sehr effektiv, die Regler beeinflussen sich auch gegenseitig, aber nicht so stark wie bei manch anderen Amps. Die Soundeinstellung ist trotz der vielen Regelmöglichkeiten noch überschaubar. Wenn man den OD1 Channel voll aufdreht, erzeugt auch er ein sattes Zerrbrett.
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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Les Paul | 17 | 12 | A | 11 | 13 | 13 | 10 | off | 11 | 12 | 12 |
Der Sound komprimiert recht stark und bei mittlerer Gain-Einstellung hat man kaum Chancen, den Ton über die Anschlagsdynamik zu regeln. Ihr hört das im folgenden Beispiel, bei dem ich zuerst leicht mit den Fingern und dann hart mit dem Pick angeschlagen habe. Der Blackstar Stage 60 erweist sich dabei als nicht so feinfühlig wie verschiedene sehr hochwertige Amps, die jede Nuance im Anschlag übertragen.
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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Les Paul | 12 | 12 | A | 12 | 12 | 12 | 15 | 9 | 11 | 14 | 12 |
Overdrive 2 Channel
Der zweite Overdrive-Kanal ist etwas brachialer, die 12-Uhr-Einstellung liegt beim Zerrgrad in etwa dort, wo der OD1 aufhört. Hier gibt es sattes Sustain und natürlich das entsprechende Kompressionsverhalten. Aber leider auch etwas Rauschen, das sich in den Spielpausen bereits bei geringen Lautstärken bemerkbar macht. Die Veränderung bei den Grundsounds von Voice A und B ist in etwa identisch mit der vom ersten Overdrive Channel. Die B-Variante liefert wieder mehr Schub in den Bässen und Höhen.
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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Les Paul | 12 | 12 | A-B | 12 | 12 | 12 | 12 | off | 12 | 12 | 12 |
Vor allem Hi-Gain-Freunde können sich jetzt freuen, denn mit der Klangregelung lassen sich sehr vielseitige Sounds einzustellen, die komplette Palette von Old School British bis zur modernen amerikanischen Zerre. Zwei Beispiele mit identischer Einstellung folgen, bei denen lediglich der ISF-Regler verändert wird. Ein Mid-Scoop-Sound, einmal mit UK-Färbung, dann geht es nach Amerika.
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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Les Paul | 14 | 12 | B | 12 | 7 | 14 | 7-17 | off | 12 | 15 | 12 |
Selbstverständlich sind auch entsprechende Solosounds möglich, hier mit einer guten Portion Hall, der ein entspanntes Spielgefühl vermittelt und angenehm im Hintergrund bleibt, obwohl der Regler schon recht weit aufgedreht ist. Ich habe dafür den Dark Reverb gewählt, der etwas kürzer ist und auch weniger Höhen hat. Schaltet man auf der Rückseite den Hallmodus auf Light Reverb, erhält man einen Hall mit mehr Höhen und längerer Hallfahne.
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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Les Paul | 15 | 12 | B | 11 | 11 | 11 | 10 | 15 | 11 | 14 | 12 |
Emulated Out
Der frequenzkorrigierte Emulated Output kann zum Silent Recording oder auch zur Abnahme des Amps auf der Bühne benutzt werden. Leider ist der Ausgang unsymmetrisch, man sollte im Bühneneinsatz noch eine DI-Box dazwischenschalten. Der Klang ist in Ordnung, die hohen Frequenzen werden (wie bei Speaker Simulationen üblich) gleichmäßig abgesenkt. Klangliche Wunder darf man naturgemäß nicht erwarten, der Sound aus den Speakern klingt trotz allem wesentlich anders. Ich habe hier noch einmal den OD1 Kanal in der 12 Uhr Einstellung aufgenommen, beide Versionen sind zu hören, einmal mit der simulierten 4×12 Box, dann mit der 1×12 Variante, die etwas weniger Bass hat.
Gitarre | Gain | Vol | Voice | Bass | Mid | Treb | ISF | Rev | Res | Pres | Vol |
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SG | 12 | 12 | B | 12 | 12 | 12 | 12 | off | 12 | 12 | 12 |
Jens sagt:
#1 - 13.11.2012 um 23:10 Uhr
Ist der HT 60 tatsächlich bzgl. Dynamik und Rauschverhalten so hörbar schlechter als der HT Club 40 der hier auch schon getestet wurde? Oder sind einfach "höhere" Masstäbe angelegt worden?
Thomas Dill sagt:
#2 - 15.11.2012 um 13:28 Uhr
Hallo Jens, der HT60 hat in den Overdrive Kanälen mehr Nebengeräusche produziert als der HT40 bei identischem Schalldruck. Vor allem bei noch recht moderater Lautstärke. Schöne GrüßeThomas