PRAXIS
Als Testaufbau habe ich eine schwere 2 x 12“ Box mit Celestion G12 Speakern gewählt. Abgenommen wird mit einem SM57 und als Mic Pre kommt ein Neve 8801 zum Einsatz. Wie immer verwende ich eine Reihe unterschiedlicher Gitarren, in diesem Fall eine Custom Shop Telecaster, eine Duesenberg Starplayer, eine modifizierte Strat mit Humbucker am Steg, eine Tom Anderson für die Soli und eine Les Paul.
Als Erstes hören wir die Düsenberg in der Mittelstellung. Der Amp ist im Clean-Mode und die Klangregelung befindet sich natürlich in der Mittelposition.
Der Sound ist sehr ausgewogen, hier tritt nichts in den Vordergrund. Die Anschläge sind klar definiert, stechen aber auch nicht heraus. Ein sehr unkomplizierter, formbarer Sound.
Als Nächstes hören wir die Tele, den Amp habe ich im Clean-Mode weiter aufgedreht und das klingt so:
Natürlich wird es jetzt laut. 5 Watt sollte man nicht unterschätzen und zu Hause im Wohnzimmer sollte man das nicht unbedingt probieren. Zumindes nicht, wenn man noch länger mit seinen Nachbarn in Frieden zusammenleben möchte.
Tom Petty hätte seine Freude an dem Sound. Die Höhen treten in den Vordergrund und es entsteht ein sehr schöner Vintage-Crunch mit viel Luft zwischen den Noten.
Im nächsten Beispiel schalte ich in den Overdrive-Mode und drehe den Gainregler auf ca. 9 Uhr, um nahtlos an das letzte Soundbeispiel anzuknüpfen, nur eben mit einer kleinen Brise mehr Verzerrung.
Hier wird es kompakter. Das Höhenbild ist nicht mehr ganz so präsent, dafür geht’s mittiger zur Sache und die Tele bekommt einen tollen Punch.
Es wird Zeit für mehr Gain und dafür drehe ich jetzt das Poti auf 1 Uhr, schnappe mir die Strat und aktiviere den Hals-Singlecoil.
Trotz des schon recht hohen Zerrgrades und der ordentlichen Lautstärke (ich habe den Volumenregler inzwischen auf 3 Uhr bewegt) bleiben die Töne klar definiert und der Amp geht feinfühlig auf die Anschlagstärke ein. Durch die Lautstärke fügt die Endstufe einiges an Obertönen und Verzerrung hinzu. Trotzdem bewegen wir uns immer noch auf absolut vertretbarem Niveau.
Ich schalte jetzt auf den Jeff Beck Humbucker der Strat, lasse aber die Einstellungen am Topteil, wie sie sind.
Für dich ausgesucht
Das ist doch mal ein ordentliches Rockbrett! Selbst die Dur7 am Ende ist klar herauszuhören. Der Amp geht sehr feinfühlig mit den verschiedenen Gitarren um und das gefällt mir außerordentlich gut!
Und jetzt wollen wir wissen, was der ISF-Regler eigentlich genau macht.
Für das nächste Beispiel kommt deshalb wieder die Tele zum Zuge. Die Verzerrung steht auf ca. 2 Uhr und der ISF Regler befindet sich ganz links. Im mittleren Teil des Soundfiles habe ich ihn in die Mittelstellung gebracht und im Schlussriff steht er ganz rechts. Da es sich um ein Poti handelt, gibt es natürlich zahlreiche Zwischenpositionen.
Interessant, wie sich die Charakteristik ändert. Ist es im ersten Teil doch recht britisch mittig, verschiebt sich das Bild zusehends in Richtung Tiefmitten. Der Regler bietet dadurch eine Menge Spielraum zum Herumprobieren. Ich bin normalerweise recht skeptisch, was solche “Soundverbiegungen“ angeht, aber das funktioniert in diesem Fall tatsächlich.
Im nächsten Beispiel habe ich eine Les Paul verwendet, der Amp steht auch hier bei 1 Uhr und der ISF-Regler kommt wieder zum Einsatz. Wie im Soundfile zuvor beginne ich ganz links, wechsle zur Mitte und im letzten Durchgang drehe ich den ihn ganz nach rechts.
Hier lässt sich am besten heraushören, was das ISF Poti genau macht.
Es ist möglich, aus dem kleinen Topteil soundmäßig einen erwachsenen Heavyamp zu drehen. Sehr gut, denn das erhöht seine Flexibiliät immens und setzt ihn von den meisten seiner Mitbewerber ab.
Ich drehe den Gainregler jetzt voll auf, greife zur Anderson und füge eine Prise externen Hall hinzu, als Wohlfühlfaktor quasi.
Hier befinden sich wieder alle Regler in der Zwischenstellung. Die Gainreserven sind ziemlich hoch, trotzdem verhält sich der Amp angenehm ruhig. Das Solospiel macht Spaß, auch, weil man nicht um jeden Ton kämpfen muss. Die Anschläge des Plektrums verursachen ein fettes Schmatzen und trotz der Gaindichte neigt der Amp nicht zum Matschen. Toll!
Abschließend checke ich den Emulated Output, der die Endstufe kappt und sie leider nicht ins Klanggeschehen mit einbezieht. Egal, erst mal hören, dann urteilen. Ach ja, wir hören wieder die Strat mit dem Hals-Pickup.
Also ehrlich gesagt habe ich das alles schon viel schlimmer gehört und bin angenehm überrascht. Ok, die Mitten sind etwas zu weit vorne, aber das lässt sich beim Aufnehmen mit einem EQ in den Griff bekommen.
Ich schalte auf die 4×12“ Stellung.
Diesmal habe ich den Humbucker verwendet und auch hier bin ich sehr erstaunt. Durch Drehen am EQ kann man den Sound etwas von seiner Belegtheit befreien, aber die Grundcharakteristik, sprich, die Interaktion zwischen (emulierter) Box und Amp ist ganz klar herauszuhören. Der Sound ist eben nicht flach, wie so oft bei dieser Art Abnahme.
Warum diese kleinen Amps so beliebt sind, wird spätestens jetzt klar. Der Blackstar HT5-H ist an Flexibilität kaum zu schlagen. Natürlich stellt sich die Frage, für wen ein solcher Amp eigentlich interessant ist und ich denke dabei an verschiedene Einsatzbereiche. Zuallererst einmal ist er ein fantastischer Recording-Amp. Durch seine geringe Leistung und der entsprechend kleinen Lautstärke greift auch die Endstufe mit ins Geschehen ein. Zu Hause ist er auch sehr gut zu verwenden, man sollte nur den Clean-Channel nicht aufreißen, um ihn zum Crunchen zu zwingen – die Lautstärke ist doch recht imposant. Live würde ich ihn persönlich nur verwenden, wenn eine Monitoranlage auf der Bühne steht oder der Amp bzw. die Box erhöht in meine Richtung strahlt, aber das ist natürlich abhängig von der Musikrichtung und der Lautstärke der beteiligten Mitmusiker.
Fritz sagt:
#1 - 06.06.2011 um 12:03 Uhr
Der ist ja schon uralt, da gibts doch schon einen Neuen: Blackstar HT-5RH...
Leon sagt:
#2 - 19.06.2011 um 23:54 Uhr
Super gemacht. ;)